Zum Hauptinhalt springen

Der Schutz der globalen Biodiversität und das Erreichen der Pariser Klimaziele sind unverzichtbar für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen. Das Montréal-Abkommen ist ein Meilenstein für den Biodiversitätsschutz.

Wie wichtig dieses Thema für alle Länder ist, zeigt die enorme Anzahl an teilnehmenden Ländern beim Weltnaturgipfel in Montréal im Dezember 2022: Vertreter*innen von allen 196 Mitgliedsstaaten beschlossen 23 neue Ziele, um den globalen Verlust von Biodiversität gemeinsam zu stoppen. Dieses Abkommen stellt einen großen Erfolg der multilateralen Zusammenarbeit dar — nun kommt es auf die Umsetzung an.

Hintergrund zur Biodiversitäts-COP auf einen Blick

Bei der Biodiversitäts-COP (Conference of the Parties), auch Convention on Biological Diversity oder Weltnaturgipfel genannt, kommen die teilnehmenden Staaten alle zwei Jahre zusammen, um über Maßnahmen zum Schutz der weltweiten Biodiversität zu diskutieren. An der Konferenz nehmen alle UN-Mitgliedsstaaten teil – mit Ausnahme der USA, die den Vertrag zwar unterzeichnet, aber nicht ratifiziert, also in Kraft gesetzt haben. 

Leicht zu verwechseln: Die Abkürzung COP wird auch für die UN-Klimakonferenz benutzt, die jährlich stattfindet, um über globale Klimaziele zu beraten. Die Biodiversitäts-COP, auch Conference of the Parties to the Convention on Biological Diversity, (CBD), berät hingegen über konkrete Ziele, um die globale Biodiversität zu schützen – beide UN-Konferenzen verfolgen also ähnliche, aber nicht dieselben Ziele.

Neue Ziele für den Biodiversitätsschutz: Was sind die Inhalte des Montréal-Abkommens?

Die COP 15 sollte ursprünglich 2020 stattfinden, wurde jedoch aufgrund der Corona-Pandemie verschoben und auf die zwei Orte Kunming in China und Montréal in Kanada aufgeteilt. Während die erste Hälfte der Konferenz in Kunming verhältnismäßig ergebnislos zu Ende ging, wurden auf dem zweiten Teil in Montréal viele ambitionierte Ziele gesteckt. Die 196 Mitgliedsstaaten einigten sich auf vier langfristige Statusziele (auch Goals genannt) bis 2050 und 23 konkrete, mittelfristige Handlungsziele (Targets genannt) zum Biodiversitätsschutz, die es bis 2030 zu erreichen gilt. Diese Ziele lösen die sogenannten Aichi-Ziele ab, die auf der COP10 in Nagoya (in der Präfektur Aichi), im Jahre 2010 beschlossen wurden. Die Aichi-Ziele beinhalteten unter anderem die nachhaltige Bewirtschaftung aller genutzten land- und forstwirtschaftlichen sowie aquakulturellen Flächen – allerdings wurde keines der Ziele vollständig erreicht. Die neuen Ziele sind umso ambitionierter. Die Vision ist, dass bis 2050 der Mensch vollkommen im Einklang der Natur lebt und sich der Trend des Biodiversitätsverlustes umgekehrt hat.

Die vier Statusziele bis 2050

Laut Statusziel A sollen die Unversehrtheit, Vernetztheit und Widerstandsfähigkeit aller Ökosysteme auf der Erde erhalten, verbessert oder wiederhergestellt sein. Die Fläche natürlicher Ökosysteme wird sich dabei erheblich vergrößern. Die Aussterberate sowie das Aussterberisiko aller Arten sollen bis 2050 um das Zehnfache gesenkt, und die Häufigkeit von Populationen heimischer wildlebender Arten auf ein gesundes und widerstandsfähiges Niveau erhöht werden. Auch die genetische Vielfalt aller Arten soll bewahrt werden.

Statusziel B besagt, dass die biologische Vielfalt bis 2050 nachhaltig genutzt, wertgeschätzt und gemanagt wird.

Statusziel C zielt darauf ab, alle Vorteile, die aus der Nutzung genetischer Ressourcen hervorgehen — ob monetär oder nicht monetär — gerecht und ausgewogen geteilt werden. Auch traditionelles Wissen von indigenen Völkern und lokalen Gemeinschaften soll so angemessen geschützt werden.

Das letzte Statusziel D ist der Beschaffung und Anwendung von Umsetzungsmitteln gewidmet. Alle für die Umsetzung der Ziele notwenigen Mittel — ob finanziell, technisch, wissenschaftlich oder sonstige — sind gesichert und für alle teilnehmenden Staaten zugänglich. Besonders berücksichtigt werden sollen hier die am wenigsten entwickelte Länder, kleine Inselentwicklungsländer und Transformationsländer.

Konkrete Ziele bis 2030

Deutsche Politiker*innen loben die Klarheit der neuen Biodiverisätsziele. Laut Ursula Von der Leyen habe die „Weltgemeinschaft hat nun einen Fahrplan für den Schutz und die Wiederherstellung der Natur und deren nachhaltige Nutzung – für heutige und künftige Generationen.“ Insbesondere die 23 mittelfristigen Targets (deutsch: Ziele) bis 2030 werden als Meilensteile angesehen:

  • Ziel 2: 30 Prozent der geschädigten Naturräume sollen renaturiert werden.
  • Ziel 3: Es sollen mindestens 30 Prozent der weltweiten Landes- und Meeresflächen unter Schutz gestellt werden. Das bedeutet in etwa eine Verdoppelung der weltweit geschützten Landflächen und eine Vervierfachung der geschützten Meeresflächen.
  • Ziel 7: Die Umweltverschmutzung durch etwa Pestizide und Düngemittelüberschüsse soll halbiert werden.

Das achte Ziel zielt außerdem darauf ab, die Auswirkungen des Klimawandels durch auf die weltweite Biodiversität durch naturbasierte Lösungen zu minimieren. Ein weiteres bemerkenswertes Ziel ist die Halbierung der Lebensmittelverschwendung (Target 16). Zudem sollen Unternehmen und Finanzinstitutionen durch staatliche Maßnahmen offenlegen müssen, wie sich ihr Handeln auf die globale Biodiversität auswirkt (Target 15). Auch die Finanzierung für einen globalen besseren Biodiversitätsschutz ist vorgesehen: Länder des globalen Südens sollen bis 2030 jährlich mit 30 Milliarden US-Dollar unterstützt werden, 20 Milliarden Dollar sollen bereits bis 2025 beigesteuert werden. Zusätzlich sollen 200 Milliarden US-Dollar in allen Mitgliedsstaaten zusammen für den Schutz der weltweiten Biodiversität mobilisiert werden. Andererseits sollen ganze 500 Milliarden US-Dollar an biodiversitätsschädlichen Anreizen, wie etwa Subventionen, eliminiert werden. Eine volle Liste der UN-Targets findet sich auf der offiziellen Internetseite der Convention on Biological Diversity.

Nach dem Montréal-Abkommen: Was Deutschland jetzt tun muss

Wichtig ist nun, die konkreten Ziele auch tatsächlich umzusetzen. Bundesumweltministerin Steffi Lemke betont: „Die Hausaufgaben fangen jetzt an.“ Das neue Rahmenwerk müsse nun in nationale Politik übersetzt werden, damit der Naturschutz tatsächlich in die Realität umgesetzt werden könne.

Deutschland ist eines der größten Geberländern für Biodiversität — und ebenfalls in einer Machtposition bei der Weltbank und dem International Monetary Fund (IMF), welche eine zentrale Rolle bei der Bereitstellung von Geldern und Krediten spielen. 2023 kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz an, die internationalen Ausgaben für Biodiversität ab 2025 von 750 Millionen Euro auf 1,5 Milliarden Euro zu steigern. Weitere konkrete nationale Maßnahmen, wie etwa die Vergrößerung von Umweltschutzgebieten, sind allerdings noch nicht bekannt. Ob die auf dem Weltnaturgipfel beschlossenen Maßnahmen auf nationaler Ebene also umgesetzt werden können, bleibt abzuwarten.

Neues EU-Gesetz soll Natur wiederherstellen

Im Juni 2024 nahm der EU-Rat das sogenannte Nature Restoration Law — Gesetz zu Wiederherstellung der Natur — an. Derzeit erleben natürliche Ökosysteme innerhalb der EU einen alarmierenden Rückgang. Mehr als 80 Prozent aller natürlichen Gebiete sind in einem alarmierenden Zustand. Die Maßnahmen des neuen Wiederherstellungsgesetzes sollen dabei bis 2030 für mindestens 20 Prozent der Land- und Seegebiete innerhalb der EU greifen. Bis 2050 sollen alle Ökosysteme, die Renaturierungsmaßnahmen benötigen, diese erhalten haben. Konkrete Maßnahmen sind dabei etwa die gezielte Förderung von Arten, besonders Bestäubern wie zum Beispiel Bienen, die Erhaltung von Wäldern durch das Liegenlassen von Totholz, das Anlegen und Fördern von Wiesen und Grasländern und die Renaturierung von Flüssen.

Die EU-Länder sollen bis Mitte 2026 ihre Pläne bei der EU-Kommission einreichen. Das Monitoring und die Berichterstattung über die Umsetzung der Maßnahmen ist ebenfalls erforderlich.

Entdecken Sie jetzt die Welt von OroVerde

Regenwald-Wissen

Wie sehen Regenwälder aus? Warum werden sie zerstört? Und wie können wir sie schützen?

Regenwaldschutz im Alltag

Wie können wir einkaufen und dabei Regenwald schützen? Was können wir sonst tagtäglich tun?

Unsere Projekte

Erfahren Sie mehr über unsere Projekte: Regenwaldschutz und Entwicklungszusammenarbeit gehen Hand in Hand.

welle

Bleiben Sie informiert – mit unserem Newsletter!

Sie haben Fragen? Wir helfen Ihnen gerne weiter!

OroVerde - Die Tropenwaldstiftung
Telefon: 0228 24290-0
info[at]oroverde[dot]de

Bildnachweise: Shannon Benson - Wildscreen Exchange (Elefanten Titelbild), Matthias Reding - Pexels (UN-Gebäude), Martin Harvey - Wildscreen Exchange (Goldmine), Andre Seale - Wildscreen Exchange (Koralle), Pxhere (Feld und Traktor, Naturschutzgebiet), Matheus Cenali - Pexels (Lebensmittel), Tom Fisk - Pexels (Containerschiff). 

Kontakt Nach oben rollen