Zum Hauptinhalt springen

Die natürliche Vielfalt der immergrünen tropischen Tieflandregenwälder ist weltweit einzigartig. Unzählige Tier- und Pflanzenarten haben sich perfekt an ihren Lebensraum in den verschiedenen Stockwerken des Regenwaldes angepasst. Alles zu den verschiedenen Etagen des Regenwaldes, ihren Eigenschaften und Bewohnern. 

3 spannende Stockwerk-Fakten

background bubble
1.

In das unterste Stockwerk, die Krautschicht, dringt nur ein Prozent des Sonnenlichtes durch. Deswegen haben viele der Pflanzen riesige Blätter entwickelt, um möglichst viel des zur Fotosynthese notwendigen Lichts aufnehmen zu können.

background bubble
2.

Im Kronendach, dem 4. Stockwerk, leben die meisten Tiere des Regenwaldes.

background bubble
3.

Der bislang höchste Baum der Tropen wurde auf Borneo entdeckt und misst 89,5 Meter. Das ist fast so hoch wie die Freiheitsstatue.

Jedes Stockwerk des Regenwaldes hat Einfluss auf die anderen Stockwerke, und jede Tier- und Pflanzenart hat sich optimal an ihr Umfeld angepasst. Das Ganze ähnelt einem Hochhaus mit verschiedenen Etagen und Bewohnern: die fünf Stockwerke des Regenwaldes. Der Stockwerkbau gilt schon lange als eines der Charakteristika des tropischen Regenwaldes. Allerdings variiert die Anzahl der Stockwerke - je nachdem, welche Einteilung verwendet wird. Zudem lässt sich vor Ort mit bloßem Auge meist keine klare Unterteilung erkennen und alles geht fließend ineinander über. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass in den verschiedenen Höhen der Bäume und Sträucher ganz unterschiedliche Tiere leben.

Wie ist der Regenwald aufgebaut?

Wenn man sich den Aufbau des Regenwaldes ansieht, gehen Theorie und Praxis etwas auseinander. Der Stockwerkbau wird in vielen Lehrbüchern erklärt und als eines der Merkmale tropischer Regenwälder dargestellt. Sind die OroVerde-Mitarbeiter*innen in der Praxis vor Ort unterwegs, ist es jedoch nicht immer leicht, genau diese verschiedenen Stockwerke im jeweiligen Regenwald zu erkennen und voneinander zu unterscheiden. Klar ist: Die tropischen Regenwälder dieser Erde bieten viele Nischen für unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten. Selbst eine einzige Bromelie auf einem Ast des Urwaldriesen kann ein eigenes kleines Biotop für eine Reihe an Tierarten darstellen. 

Gut vernetzt – das weite Wurzelwerk der Urwaldriesen

Die meisten Bäume und Pflanzen, die direkt auf dem Regenwaldboden – sozusagen im Erdgeschoss – wohnen, sind nicht tief verwurzelt. Denn überraschenderweise sind die Böden in den meisten tropischen Regenwäldern nicht besonders nährstoffreich: Die Bäume und Pflanzen ziehen ihre Nährstoffe stattdessen aus der auf dem Boden aufliegenden Humusschicht. Diese ist nur etwa 15 bis 20 Zentimeter dick und besteht aus der Biomasse, die sich aus herabgefallenen Blättern, umgestürzten Bäumen, und anderer organischer Materie bildet. Von den kleinsten Waldbewohnern – zum Beispiel Würmern, Insekten, Pilzen – wird diese Masse zersetzt, sodass die Bäume wieder ausreichend Nährstoffe zur Verfügung haben.

Das Wurzelwerk der meisten Urwaldriesen breitet sich aus diesem Grund nicht in die Tiefe, sondern horizontal über den Waldboden aus. Manche Bäume haben einen Wurzelteppich, der sich bis zu 100 Meter vom Stamm aus erstreckt. Über dieses System können so besonders effizient Nährstoffe und Wasser aufnehmen.

Tiefliegende Wurzeln würden außerdem ein weiteres Problem mit sich bringen: Die ständige Feuchtigkeit des Regenwaldbodens würde die Sauerstoffversorgung der Bäume durch tiefliegende Wurzeln unmöglich machen.

Das erste Regenwald-Stockwerk: Die Boden- und Krautschicht

Das unterste Stockwerk des Regenwaldes geht bis etwa einen Meter über dem Boden. Hier unten herrscht bei recht konstanten 20 bis 25 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 90 bis 100 Prozent ein humides Klima, in dem viele Moose und Farne gut gedeihen. Es entsteht oft StaunässeAußerdem findet man hier auch häufiger holzzersetzende Pilze sowie Wurzelparasiten (z. B. die bekannte Rafflesie aus Südostasien). Da nur noch ein Prozent des Sonnenlichtes von oben durchdringt, haben viele der Pflanzen riesige Blätter entwickelt, um das wenige Licht zur Photosynthese aufnehmen zu können. Neben ihren Pflanzen beherbergt die Schicht viele Kleinstlebewesen und Insekten, die sich von abgestorbenen Blättern und toten Bäumen ernähren. Auch der Hüttengärtner, ein Laubenvogel aus Neuguinea, nutzt den Waldboden, um dort Weibchen mit ihren aufwendig dekorierten Nestern zu beeindrucken. Neben den Kleinen sind hier auch Große anzutreffen: Jaguare, TigerTapire, Pekaris, Nagetiere, Gürteltiere, Termiten, Asseln, Vogelspinnen sowie flugunfähige Vögel wie Kasuare bewegen sich im untersten Stockwerk.

Das zweite Stockwerk: Was sind die Besonderheiten der Strauchschicht?

Wir sind im zweiten Regenwald-Stockwerk und bei einer Höhe von ein bis acht Metern angelangt. Unter dem dichten Blätterdach der höheren Stockwerke ist es sehr düster: Es herrscht Lichtmangel. Diese Bedingungen sorgen für eine weniger üppige Vegetation als in den höheren Schichten des Regenwaldes. Licht ist der wichtigste Mangelfaktor im Unterwuchs. In erster Linie wachsen hier Sträucher mit großen Blättern, kleine Palmenarten, Schraubenbäume und Büsche. In tropischen Tieflandregenwäldern stehen sie allerdings meist so licht, dass man sich ohne Probleme frei bewegen kann. Bei den hier herrschenden circa 25 Grad Celsius und der hohen Luftfeuchtigkeit fühlen sich viele Insekten und Schlangen wohl. Eine von ihnen ist der Grüne Baumpython, dessen Jungtiere man hier zusammengerollt auf einem Ast finden kann. Außerdem anzutreffen sind in dieser Schicht zum Beispiel Ameisenbären und Blattschneideameisen. Zudem fühlen sich hier manche Kolibriarten, Ameisenvögel und Stabheuschrecken sowie Zikaden wohl.

Das dritte Stockwerk im Regenwald: Wie sieht die untere Baumschicht aus?

Je weiter es hinauf geht, desto heller wird es. Wir befinden uns jetzt auf etwa 8 bis 20 Meter Höhe. Bei Temperaturen von 25 bis 30º C und einer niedrigeren Luftfeuchtigkeit als in den unteren beiden Stockwerken, finden kleinere Baumarten wie Gummibaum und Kakao, aber auch junge Pflanzen, im Schatten der größeren Bäume, Schutz vor der Hitze. Um unterhalb des Kronendaches das wenig vorhandene Licht optimal auszunutzen, bilden die Bäume daher schmale Kronen mit spindel- oder kegelförmiger Form aus, die die engen Lichtschneisen optimal ausnutzen können. Dadurch ist der Bewuchs nicht so dicht, wie in der Schicht des Kronendachs. Neben Bäumen mit auffälligen Blüten und Samen mit Fruchtfleisch findet man vor allem Palmen und Baumfarne in der unteren Baumschicht. Hier leben unter anderem Nasenbären, Kolibris, Schmetterlinge und Pfeilgiftfrösche. 

Stockwerk vier: Was macht das Kronendach des Regenwaldes aus?

Das 4. Regenwald-Stockwerk befindet sich zwischen 25 und 40 Meter Höhe. Hier herrschen Temperaturen von bis zu 30 bis 35 Grad Celsius. Zudem gibt es eine konstantere Luftfeuchtigkeit von 80 bis 90 Prozent. Die Schicht des Kronendachs ist sehr dicht, hier grenzt Baumkrone an Baumkrone. In diesem Stockwerk leben die meisten Tiere des Regenwaldes. FaultiereFledermäuse, Baumschlangen, Tukane, Iguanas, viele Affenarten wie beispielsweise Brüllaffen, Orang-Utans, Tamarine oder Gibbons, aber auch Baumsteigerfrösche, Papageien, blätterfressende Insekten und noch viele mehr sind hier zu Hause. Übrigens: Brüllaffen können sich so lautstark bemerkbar machen, dass sie leicht eine Lautstärke von 90 Dezibel erreichen können. Da das Kronendach nur schwer zugänglich ist, ist es weniger erforscht als der Rest des Waldes. Der Tropenökologe Gerhard Gottsberger schätzte in einem SPIEGEL-Interview sogar, dass die Baumkronen neben der Tiefsee die am wenigsten erforschten Lebensräume der Erde sind.

Das fünfte Stockwerk: Die Urwaldriesen unter sich?

Urwald- oder Baumriesen, Überständer oder Emergenten – die höchsten Bäume der tropischen Regenwälder haben viele Bezeichnungen. Sie überragen das Kronendach und erreichen eine Höhe von bis zu 65 oder sogar 80 Meter – das ist höher als die Berliner Siegessäule. Der wahrscheinlich größte Baum, der bisher in den Tropen entdeckt wurde, misst sogar 89,5 Meter. Er zählt zur Art der Gelber Meranti und wurde auf Borneo gefunden. Würde man etwa 20 britische Doppeldeckerbusse übereinander stapeln, käme man auf diese Höhe. Um so groß zu werden wie dieser Baumriese, braucht es seine Zeit: Die Giganten können einige hundert Jahre alt sein. Paranussbäume zum Beispiel können über 300 Jahre alt werden. Aufgrund ihrer enormen Größe haben einige der Bäume sogenannte Brettwurzeln, die sie stützen. 

Unterschiedlichste Tierarten leben in diesem Stockwerk: vor allem Vögel wie Tukane, Aras, Adler und manche Kolibriarten, aber auch kleine Baumsteigerfrösche und Schmetterlinge wie der Morpho-Falter. Zudem siedeln sich hier faszinierende Pflanzenarten an: Sogenannte Aufsitzerpflanzen wie beispielsweise einige Orchideen- und Bromelienarten versorgen sich über Luftwurzeln mit allem, was sie benötigen. 

Überständer sind besonders typisch für immergrüne Tieflandregenwälder in den Tropen. Je nach Region gibt es unterschiedliche Arten: In Südamerika sind der Paranuss- und der Kapokbaum typische Emergenten und auf Borneo beispielsweise sind es Meranti-Bäume.

Über dem Blätterdach: Anpassungen an ein besonderes Mikroklima

Weil es über den Dächern der Regenwälder keinen Schatten mehr gibt, herrscht hier ein heißes Klima mit Temperaturen von etwa 35 Grad Celsius. Außerdem gibt es Schwankungen in der Luftfeuchtigkeit, die hier zwischen 70 und 100 Prozent betragen kann. Die große Hitze und die starken Schwankungen machen diesen Lebensraum so besonders und unterscheiden ihn von den anderen Stockwerken. Im Gegensatz zu den unteren Stockwerken sind die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit vor allem im Tagesverlauf nicht konstant. Zur Mittagszeit, bei höchster Sonneneinstrahlung, ist die Temperatur am höchsten und die relative Luftfeuchtigkeit am geringsten. Wie stark die Schwankungen sind, hängt von vielen Faktoren ab: von der Baumart, der geografischen Lage, dem Wetter und sogar vom Bewuchs rund um den Baumriesen. Einige dieser Bäume haben kleinere Blätter mit Verdunstungsschutz, was sie vor Wasserverlust bewahrt. Die Pollen- und Samenverbreitung geschieht häufig über den Wind.

Jetzt weltweit Regenwald-Schutzprojekte fördern

Mit Ihrer Spende unterstützen Sie konkrete Projekte zum Schutz des Regenwalds. Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Arten- und Klimaschutz und helfen den Menschen vor Ort.

Neues aus dem Regenwald

Setzen Sie Ihre Expedition fort

So geht nachhaltiger Regenwaldschutz

6 Wege, wie Tropenwälder geschützt werden können.

Regenwaldschutz im Alltag

Wie können wir einkaufen und dabei Regenwald schützen? Was können wir sonst tagtäglich tun?

Unsere Projekte

Erfahren Sie mehr über unsere Projekte: Regenwaldschutz und Entwicklungszusammenarbeit gehen Hand in Hand.

Wir helfen Ihnen gerne weiter!

OroVerde - Die Tropenwaldstiftung
Telefon: 0228 24290-0
info[at]oroverde[dot]de

Fotonachweis: Kristina Osen (Titelbild), Konrad Wothe (Blattschneidearmeise, Tamandua, Tukan, Tapir), Özi's Comix Studio (Illustration Stockwerkbau, 1. Stockwerk), OroVerde - Elke Mannigel (2. Stockwerk), Kristina Osen (3. Stockwerk), Anna Hömberg (4. Stockwerk), OroVerde (5. Stockwerk, Nasenbär), Elke Mannigel (Brüllaffe)

Hier finden Sie die Quellen dieser Seite.

 

Kontakt Nach oben rollen