Die Fledermaus ist eines von nur zwei Säugetieren, das fliegen kann. Aber noch etwas macht sie besonders: Sie kann mit den Ohren sehen! Die nachtaktiven Langschläfer haben bei vielen einen schlechten Ruf. Zurecht?
Steckbrief
Fledermaus (Chiroptera)
Klasse: Säugetiere
Ordnung: Fledertiere
Verbreitung: Nahezu überall außer in den Polargebieten; die meisten Arten gibt es in den Tropen und Subtropen
Nahrung: Insekten, Fische, Nektar, Früchte
Besonderes: Die Augen der Fledermaus sind nicht besonders gut, trotzdem können sie sich bei Dunkelheit perfekt orientieren. Ihr Geheimnis: Sie sehen mit ihren Ohren!
Flugkünstlerin der Nacht
Fledermäuse kommen nahezu überall auf der Welt vor. So unterschiedlich wie die Lebensräume, sind auch die einzelnen Arten. Einige Fledermäuse sind gerade einmal so groß wie ein Legostein, andere sind mit ausgestreckten Flügeln über 70cm groß!
Ungewöhnliche Eigenschaften haben viele der Arten gemeinsam: Sie schlafen am Tag und jagen in der Nacht, sie hängen kopfüber an ihren Füßen und sehen mit ihren Ohren. Im Laufe der Evolution haben sich Fledermausarten immer wieder aufs Neue an ihre Umgebung angepasst und so viel spannende Lebensweisen und Verhalten entwickelt.
Fliegende Säugetiere
Trotz ihrer Flugkünste ist die Fledermaus kein Vogel – zusammen mit ihrem nahen Verwandtem, dem Flughund, ist sie das einzige Säugetier, das fliegen kann! Beide gehören zur Familie der Fledertiere. Allein die Flügel der Fledermaus unterscheiden sich bereits sehr stark von denen der Vögel: Ihre Vorderbeine haben sich zu faltbaren, federlosen Flügeln umgebildet, bei denen sich die Flughaut zwischen den einzelnen Fingerknochen spannt. Deshalb bedeutet ihr wissenschaftlicher Name Chiroptera übersetzt so viel wie „Handflügler“. Besonders praktisch ist, dass ihre Flughäute bei kleineren Verletzungen oder Löchern wieder zusammenwachsen!
Die Fledermaus ist eine originelle Überlebenskünstlerin
Der Schlafrhythmus der Fledermäuse ist ein weiteres Beispiel dafür, wie perfekt sich die Tiere an ihre Umgebung angepasst haben! Grund für ihren umgekehrten Tagesablauf ist, dass in der Nacht mehr Insekten aber weniger Feinde der Fledermaus unterwegs sind. Auch ihre seltsame Schlafposition hat damit etwas zu tun. Dadurch, dass die meisten Fledermäuse kopfüber hängen, sind sie immer zur Flucht bereit. Bei drohender Gefahr können sie sich einfach fallen lassen und sofort losfliegen. Und es scheint sich zu lohnen: Fledermäuse werden viel älter als andere Säugetiere mit vergleichbarer Größe! Die ältesten werden mehr als 40 Jahre alt.
In den Regionen der Welt, in denen es Jahreszeiten gibt, sind Insekten im Winter Mangelware. Deshalb halten Fledermäuse einen sehr ausgedehnten Winterschlaf: Von Anfang November bis Ende März schlafen die Tiere eng aneinander gekuschelt in Kellern, Höhlen oder Stollen. Dabei senken sie ihre Körpertemperatur auf die Umgebungstemperatur ab, um möglichst viel Energie zu sparen. Wenn du im Winter einmal eine Fledermaus findest, solltest du sie auf keinen Fall stören. Denn das Tier verbraucht sehr viele Kalorien, wenn es aufwacht und seinen Körper aufheizt. Werden Fledermäuse in ihrem Winterschlaf zu häufig geweckt, kann es passieren, dass ihre angefressenen Fettpolster nicht bis zum Frühling reichen.
Sehen mit Schall - Echolot mit Mund und Ohren
Die Augen der Fledermaus sind recht gut, in der Dunkelheit können sie damit aber nicht viel sehen. Ihr Geheimnis zur Orientierung: Sie sehen mit ihren Ohren! Die Fledermäuse senden für uns unhörbare Ultraschalltöne aus, die von Beutetieren oder der Umgebung reflektiert werden. Mit den Ohren fangen sie das zurückkommende Echo wieder auf. Dadurch entsteht für die Tiere ein genaues Bild der Umgebung.
Einige Nachtfalter lassen sich das aber nicht so einfach gefallen und führen die geschickten Jäger absichtlich in die Irre! Der Bärenspinner beispielsweise produziert selbst Ultraschalltöne und stört damit die Orientierung der Fledermaus. Die Kohlbaum-Kaisermotte hat einen anderen Trick entwickelt. Sie verschluckt durch ihre besondere Schuppenstruktur auf ihren Flügeln die Schallwellen der Fledermäuse und bleibt durch diese Technik für den fliegenden Jäger unsichtbar!
Fledermäuse und ihre ungewöhnliche Anpassungen
- Die Hardwick-Wollfledermäuse (Kerivoula Hardwickii) auf der Insel Borneo schlafen in den Kannen einer fleischfressenden Pflanze. Die fleischfressende Pflanze heißt ihre Gäste aber auch gerne willkommen: denn die Fledermäuse versorgen durch ihren Kot die Pflanze mit wichtigen Nährstoffen. Daher profitieren beide von dieser ungewöhnlichen Wohnsituation!
- Das Große Hasenmaul hat sich auf kleinere Fische spezialisiert und fischt sie aus dem Wasser heraus. Besonders ist diese Jagdtechnik, weil die meisten Fledermäuse Wasser nur als eine glatte Oberfläche erkennen. Das Große Hasenmaul kann jedoch die Ultraschallreflektionen von Wasserspritzern und kleinen Wellen erfassen. So erkennen sie, wenn sich kleine Fische an der Wasseroberfläche aufhalten.
- Die Langzungen-Fledermäuse (Glassophaginae) ernähren sich, ähnlich wie Kolibris, von Nektar und Pollen. Die Fledermaus macht ihrem Namen dabei auch alle Ehre! Mithilfe ihrer langen Zunge und der verlängerten Schnauze kann sie im Schwirrflug von den Blüten kosten und hilft den Pflanzen nebenbei sogar, indem sie die Blüten bestäubt!
- Der Gemeine Vampir (Desmodus rotundus), der Kammzahnvampir (Diphylla ecaudata) und der Weißflügelvampir (Diaemus youngi) ernähren sich von Blut. Die südamerikanischen Blutsauger sind nur zwischen 15 und 50 Gramm schwer, können aber mit ihren scharfen Eck- und Schneidezähnen die Haut des Beutetiers herausreißen und ihr Blut aufsaugen. Für die Beutetiere ist dabei nicht der Blutverlust die Gefahr, sondern die Infizierung mit Krankheiten wie Tollwut.
Viel besser als ihr Ruf: Fledermäuse sind super nützlich!
Fledermäuse haben bei vielen Menschen keinen besonders guten Ruf. Das kommt unter anderem daher, dass sie als Überträger von Krankheiten gelten. Tatsächlich ist es so, dass das Immunsystem der Fledermäuse außergewöhnlich gut ist und sie viele Viren in sich tragen können, ohne selbst krank zu werden. Wie so oft sind es aber die Aktionen des Menschen, die hier eine Gefahr darstellen. Wir zerstören den Lebensraum der Fledermäuse und kommen dabei immer häufiger mit diesen in Kontakt. So erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass ein Krankheitserreger von einer Fledermaus auf uns oder auf ein Haus- oder Nutztier überspringt.
Aber eigentlich sind Fledermäuse sehr nützlich: Sie sind die Hauptbestäuber von mehr als 1000 Pflanzenarten, zum Beispiel auch von Mangos. Sie verbreiten Samen, sodass der Wald immer wieder nachwachsen kann und sie essen Unmengen an Insekten. Wenn Fledermäuse aus den Ökosystemen verschwänden, gäbe es viel mehr Insekten und mit ihnen neue Krankheiten, die auf den Menschen übertragen werden würden.
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Julia Schätzlein
Referentin
Bildung für nachhaltige Entwicklung
Telefon: 0228 24290-20
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Fotonachweis: Özi's Comix Studio (Illustrationen), H. Clark (Fledermaus in Höhle u. Bechsteinfledermaus), P. B. Jones (Fledermäuse hängend in einer Höhle), S. Trageser (Fisch-fressende Fledermaus)