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Zur Deckung des weltweiten Papierbedarfs baut die Industrie schnellwachsende Hölzer für die Produktion von Zellstoff an, häufig auf ehemaligen Waldflächen. Durch den Verlust von tropischen Regenwäldern schreitet nicht nur das Artensterben von Tieren und Pflanzen voran. Auch die lokale Bevölkerung verliert mit der Abholzung von Regenwald ihre Lebensgrundlage. 

Die Zellstoffproduktion ist ein direkter und indirekter Entwaldungstreiber; etwa ein Fünftel des globalen Holzeinschlages gehen in die Papierproduktion. Der Großteil der von Deutschland importierten Zellstofffasern stammt dabei aus Brasilien. Jedes Jahr werden etwa eine Millionen Tonnen Primärfasern von dort nach Deutschland verschifft.

Was hat mein Papierverbrauch mit der Abholzung von Regenwald zu tun?

Die Papierindustrie stillt unseren massiven Papierbedarf durch eine hohe Produktionskapazität. In den letzten 30 Jahren hat sich die weltweite Papierproduktion auf 400 Millionen Tonnen verdoppelt. Seit mehr als 20 Jahren liegt Deutschland dabei stets auf Platz vier oder fünf der größten Papierkonsumenten. Das hat massive Auswirkungen auf jene Länder, die den Rohstoff für unseren Bedarf liefern. In Brasilien allein, dem größten Zellstoffproduzenten, wurden 2022 25 Millionen Tonnen Zellstoff produziert.

Doch die boomende Papierindustrie kommt mit einem hohen Preis. Zellstoff wird auf Plantagen mit schnellwachsenden Bäumen wie Eukalyptus oder Akazie angebaut. Um Platz für die Plantagen zu machen, wird oft tropischer Regenwald in riesigen Flächen abgeholzt. Das hat fatale Folgen für das Ökosystem Tropenwald – doch auch auf das Klima. Denn die globale Entwaldung beschleunigt den menschengemachten Klimawandel massiv. Durch den hohen Ölanteil im Eukalyptusholz ist auch die Gefahr vor Waldbränden größer: Einmal in Brand lassen sich die Plantagen kaum löschen. So steigt auch die Gefahr, dass der Brand auf andere Waldgebiete übergeht.

Folgen für Tiere und Pflanzen

Die Zellstoffplantagen sind regelrechte „grüne Wüsten“ – außer den angepflanzten Bäumen kann hier kaum etwas wachsen. Die Monokulturen werden außerdem alle sieben bis zwölf Jahre gerodet und alles andere Pflanzenwachstum zerstört. Zusätzlich verdichten schwere Erntemaschinen den ausgelaugten Boden, wodurch seine Wasseraufnahmefähigkeit gemindert wird. Hierdurch kann es in dem betroffenen und den umliegenden Gebieten schneller zu Erosionen kommen.

Zellstoffplantagen sind also lebensfeindliche Orte für tropische Spezies. In Indonesien, wo die Papier- und Zellstoffindustrie ein treibender Faktor in der nationalen Entwaldung ist, sind besonders der Orang-Utan und der Sumatra-Tiger von der Ausbreitung der Plantagen betroffen. Expert*innen schätzen, dass in der freien Wildbahn höchstens noch 65.000 Orang-Utan leben. Ändert sich an der fortschreitenden Zerstörung ihres Lebensraumes nichts, könnte diese besondere Art der Menschenaffen in weniger als 50 Jahren ausgestorben sein. Die Zahl der wildlebender Sumatra-Tiger ist noch dramatischer: Weniger als 600 wildlebende Tiere gibt es noch.

Landnutzungsänderungen durch Zellstoffplantagen

Zellstoffplantagen werden meist auf bereits landwirtschaftlich genutzte Flächen angebaut. Da diese Flächen jedoch von der dortigen Bevölkerung gebraucht werden, wird Wald für neue Flächen gerodet. Nicht selten muss bunter Regenwald weichen, damit neue Flächen für Felder und Weidegebiete entstehen können. Letztlich führt die Ausdehnung der Zellstoffplantagen also zu weiterem Waldverlust und wird als indirekte Landnutzungsänderung bezeichnet.

Pestizide und Dünger

Monokultur-Plantagen laugen den Boden schnell aus. Die erodierten Plantagenböden machen die Pflanzen sehr anfällig für Schädlinge. Damit die intensive Landnutzung wirtschaftlich und profitabel ist, greifen die Zellstoffproduzenten auf den Einsatz von Pestiziden und Dünger zurück; und das sehr großzügig. Überschüssige Pestizide und Düngemittel gelangen so in das Grundwasser, wodurch auch die Lebensmittel- und Trinkwasserversorgung der lokalen Bevölkerung in Gefahr schwebt. Auch bei der Verarbeitung von Holz zu Zellstoff in den Fabriken werden große Mengen an Wasser, Energie und Chemikalien verbraucht. Viele der eingesetzten Chemikalien gefährden Luft, Böden, Wasser sowie die Gesundheit der Menschen vor Ort.

Welche Bäume werden für Papier im Regenwald angepflanzt?

In der Zellstoff- und Papierindustrie sind besonders schnellwachsende Baumarten gefragt. Der Eukalyptusbaum (Eucalyptus globulis) und die Akazie (Acacia mangium) sind aus ebendiesem Grund in der Industrie beliebt.

Der Eukalyptusbaum stammt ursprünglich aus Australien, hat sich jedoch inzwischen in den meisten Gegenden mit einem geeigneten tropischen oder auch mediterranen Klima verbreitet. Auch in Spanien und Portugal wird er inzwischen auf großen Plantagen angebaut. Der Eukalyptusbaum ist ein immergrün und kann eine beeindruckende Größe von bis zu 60 Metern erreichen. Der Stamm wird dabei allerdings nur etwa zwei Meter dick. Eukalyptus ist für sein ätherisches Öl bekannt.

Die schwarze Akazie (Acacia mangium) ist in Australien, Indonesien und Papua Neu Guinea heimisch, aber inzwischen genau wie der Eukalyptusbaum aufgrund seines schnellen Wachstums weit verbreitet. Der Baum kann bis zu 35 Meter hoch werden.

Was passiert mit den Menschen und Tieren im Regenwald?

Durch die Zellstoffplantagen für die Papierindustrie verlieren nicht nur diverse Tier- und Pflanzenarten ihren Lebensraum, auch die heimische Bevölkerung verliert ihre Existenzgrundlage und Ernährungssicherheit. Ackerland und Viehweiden gehen ebenso verloren wie der freie Zugang zum Wald, der über Jahrhunderte Nahrungsmittel, Heilpflanzen oder Brennholz lieferte. Bei der Vergabe von Konzessionen (Nutzungsrechten) für neue Zellstoffplantagen werden die Landrechte der lokalen Bevölkerung zum Teil missachtet. Wehren sich die Betroffenen, werden sie nicht selten – auch gewaltsam – eingeschüchtert. Neue Arbeitsplätze jene Menschen entstehen weniger, hauptsächlich für die Regenwaldrodung und Bepflanzung der Plantagen. Die spätere Ernte ist sogar weitgehend automatisiert. Es werden nur noch wenige qualifizierte Arbeiter für die Abholzung der Plantagen benötigt, die häufig von außerhalb kommen.

Was passiert, wenn weiterhin viel Papier verbraucht wird?

Papier besteht aus nachwachsenden Rohstoffen und ist damit eigentlich ein tolles Produkt. Doch sind mit der Nutzung und dem hohen Verbrauch weltweit viele Probleme verbunden. Bei der Verarbeitung von Holz zu Zellstoff beziehugsweise Fasern für Papier werden große Mengen an Wasser, Energie und Chemikalien verbraucht. Viele der eingesetzten Chemikalien gefährden Luft, Böden, Wasser sowie die Gesundheit der Menschen vor Ort. Diese Verunreinigungen und Gefahren werden stark zunehmen, wenn immer mehr landwirtschaftliche Nutzfläche für unseren Papierkonsum geschaffen werden. Doch wie kann man Regenwald schützen? Jeder kann etwas tun und etwa beim Papierkauf auf den Blauen Engel achten oder ausschließlich Recyclingpapier kaufen. Wissenswertes über Recyclingpapier und Kauftipps gibt es hier.

Wie lässt sich Papier einsparen?

Wer weniger Papierprodukte verbraucht, schützt wertvolle Ressourcen – und den tropischen Regenwald! Wir alle können uns ohne großen Aufwand daran beteiligen. Ein geringer Verbrauch von Klopapier schont die Umwelt. Wer zudem noch Toilettenpapier aus Recyclingpapier kauft, verhält sich absolut umweltbewusst. Eine Papierproduktion, die weniger negative Auswirkungen auf andere Menschen und die Zukunft hat, setzt Aspekte wie nachhaltige Forstwirtschaft, den Erhalt der Biodiversität und die Vermeidung von Landnutzungsänderungen*  voraus. Durch eine nachhaltige Bewirtschaftung ausgelaugter Böden, wie etwa durch Mischwald- oder Agroforstsysteme, können Böden wieder regeneriert und ihr Holzertrag gleichzeitig wirtschaftlich genutzt werden.
Den Wald- und Biodiversitätsverlust, die Bodenverschlechterung, die Armut und weitere Folgen der Regenwaldzerstörung für die Herstellung von Papier, können sich nur verlangsamen, wenn wir alle gemeinsam dabei helfen, den Papierverbrauch zu reduzieren. Der Einfluss unseres Papierbedarfs spielt also eine ernstzunehmende Rolle. Daher lohnt sich der Umstieg auf Recyclingpapier

 

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Papier – Was unser Verbrauch mit Regenwald zu tun hat

Knapp jeder fünfte der jährlich geschlagenen Bäume fällt weltweit für die Produktion von Zellstoff für Papier. Auch der Regenwald leidet darunter, ebenso wie alle seine Bewohner. 

Recyclingpapier: Weniger Abfall, mehr Nachhaltigkeit

Papier kann bis zu sieben Mal recycelt werden. Das Recycling trägt dabei zum Schutz des Regenwaldes, zur Schonung von Ressourcen und Bäumen sowie zum Klimaschutz bei. 

Umweltsiegel für Papier: Blauer Engel, FSC & Co.

Umweltsiegel helfen dabei, bewusste Kaufentscheidungen zu treffen. Bei Papierprodukten ist es sinnvoll, nach Produkten aus 100 Prozent Altpapier zu greifen; denn je mehr Papierfasern recycelt werden, desto weniger Bäume werden gefällt. 

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Fotonachweis: Özi´s Comix Studio (Titelbild), OroVerde/E.Mannigel (Erosion Regenwald, Rodung der Regenwälder), OroVerde und Özi´s Comix Studio//CC BY-ND (Indirekte Landnutzungsänderungen), K. Wothe (Brandrodung in Indonesien, Chamäleon)

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