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In den immerfeuchten Tropen sind die Böden tiefgründig und stark verwittert, geprägt von einem kontinuierlich warmen und feuchten Klima. Diese einzigartigen Bodenprofile sind das Ergebnis von jahrtausendelanger Interaktion zwischen Klima, Vegetation und geologischen Prozessen.

Böden sind von grundlegender Bedeutung für das Pflanzenwachstum und versorgen uns mit Nahrungsmitteln, Biomasse sowie Ressourcen für die Energiegewinnung. Sie reinigen Wasser, binden Kohlenstoff und tragen zur Regulierung des globalen Klimas bei. Darüber hinaus bilden Böden die essenzielle Grundlage für alles Leben auf der Erde! Aber auch die Böden der immerfeuchten Tropen stehen zunehmend unter dem Einfluss von Mensch und Klimawandel. Bewirtschaftungsmethoden wie Brandrodung, maschinelle Eingriffe und Ressourcenausbeutung hinterlassen deutliche Spuren und haben erhebliche Konsequenzen für geologische sowie biologische Prozesse. Das Verständnis der komplexen Wechselwirkungen zwischen Boden und Umwelt ist entscheidend, um die Artenvielfalt des Regenwalds zu schützen und eine nachhaltige Nutzung zu gewährleisten.

5 besondere Eigenschaften von Tropenwaldböden

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1.

Gesunde Regenwaldböden sind sehr lebendig. Expert*innen gehen davon aus, dass ein Teelöffel gesunder Boden mehr Leben enthält als es Menschen auf der Erde gibt. 

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2.

Die Böden sind vorwiegend rötlich gefärbt; das resultiert aus der sogenannten Rubefizierung, einem Prozess, bei dem sich während der Oxidation des in vielen Gesteinsmineralen enthaltenen Eisens roter Hämatit bildet. 

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3.

Die Böden weisen eine hohe Bodenacidität auf, das heißt, dass sie sehr sauer sind. Dadurch ist die Verfügbarkeit von für Pflanzen essenzielle Nährstoffe eingeschränkt.

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4.

Viele Pflanzen in den immerfeuchten Tropen haben spezielle Strategien entwickelt, um auf den nährstoffarmen Böden zu gedeihen.

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5.

Durch Rodungen und Nährstoffverluste im Boden können Regenwälder zu Wüsten werden. 

Tropenwaldböden: Ursprünge und Entwicklung

Die Entstehung (Pedogenese) der Böden in den immerfeuchten Tropen erstreckt sich oft bis ins tertiäre Erdzeitalter zurück, was 65 bis 2,6 Millionen Jahre zurückliegt, und ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von klimatischen, geologischen und biologischen Faktoren. Die östlichen Regionen Südamerikas, der äquatoriale Teil Afrikas sowie Zentral- und Südindien sind größtenteils von präkambrischen Schilden geprägt. Auf diesen Gebieten konnte die Bodenbildung über Millionen von Jahren nahezu ununterbrochen ablaufen. Dabei bildete sich an vielen Orten eine Verwitterungsschicht von bis zu 100 Metern Dicke zwischen dem eigentlichen Boden und dem unverwitterten Ausgangsgestein. Diese Schicht wird als Saprolith bezeichnet.

Maßgeblich für die Intensität der Bodenentwicklung und Verwitterung ist das feuchtwarme Klima. Verwitterung ist ein Prozess, bei dem Gestein oder Boden durch chemische und physikalische Einwirkungen im Laufe der Zeit zersetzt wird, und zwar nicht nur an der Oberfläche, sondern auch in tieferen Schichten. Diese Art der Verwitterung beeinflusst das Gestein oder den Boden auf einer tieferen Ebene und kann zu Veränderungen in der Zusammensetzung, Struktur und Textur führen. Die Böden der immerfeuchten Tropen sind vorwiegend rötlich gefärbt. Die resultiert aus der sogenannten Rubefizierung, einem Prozess, bei dem sich während der Oxidation des in vielen Gesteinsmineralen enthaltenen Eisens roter Hämatit bildet.

Die wichtigsten Bodentypen des Regenwaldes im Überblick

Ferralsole (lat. Ferrum für Eisen, Al für Aluminium), auch bekannt als Roterden, zeichnen sich durch ihre reiche Aluminium- und Eisenoxidzusammensetzung aus. Diese Oxide entstehen durch Verwitterungsprozesse, bei denen Silikate zu Kieselsäure zerfallen und durch Sickerwasser ausgewaschen werden. Die Anreicherung von Aluminium- und Eisenoxiden verleiht diesen Böden ihre charakteristische Rotfärbung. Ferralsole nehmen 20 Prozent der Landoberfläche in den Tropen ein.

Ferralsole sind extrem tiefgründig verwitterte Böden, die oft eine Tiefe von über 60 Metern erreichen können. Sie weisen eine einheitliche Farbe und Textur über ihr gesamtes Bodenprofil auf, wobei die Textur sandig-lehmig oder feinkörnig sein kann. Die chemischen Eigenschaften von Ferralsolen sind ungünstig, da sie eine geringe Kationenaustauschkapazität und ein niedriges Schluff-Ton-Verhältnis aufweisen. Die Tonfraktion besteht fast ausschließlich aus Low Activity Clays (LACs), was ihre Fähigkeit zur Nährstoffhaltung einschränkt. Traditionell wurden Ferralsole durch Wanderfeldbau genutzt. Landwirtschaftliche Nutzung ist möglich, erfordert jedoch intensive Düngung und Kalkung, um den niedrigen pH-Wert zu erhöhen und die Kationenaustauschkapazität zu verbessern. Trotz ihrer erosionsanfälligen Eigenschaften sind Ferralsole aufgrund ihres Pseudosandes weniger anfällig für Erosion und bleiben auch nach starken Regenfällen gut begehbar und bearbeitbar.

Acrisole (lat. acris für sauer) sind versauerte Böden. Sie kommen auf alten Landoberflächen der feuchten Tropen und Subtropen vor, mit Verbreitungsschwerpunkten in Südostasien, Westafrika und Teilräumen des immerfeucht-tropischen Lateinamerikas. Acrisole weisen eine ausgeprägte Lessivierung auf, ein Prozess, bei dem es zur Verlagerung von Ton im Boden kommt. Dieser Prozess führt zur Differenzierung des Bodenprofils in Verarmungs- und Anreicherungshorizonte. Der Unterboden weist höhere Tongehalte auf als der Oberboden. Hauptbestandteil des Tonfraktion sind Kaolinite, mitunter auch aus drei-Schicht-Tonmineralien, da sie weniger stark verwittert sind als Ferralsole. Acrisole weisen geringe Nährstoffvorräte auf, die meisten sind in der Pflanzendecke gespeichert. Zudem tendieren die Böden zu Oberflächenverhärtungen während Trockenperioden, mit Konsequenzen für die Durchwurzelung, und zu Wasserstau in Regenzeiten.

Arenosole, auch bekannt als Sandböden (lat. Arena für Sand), sind charakterisiert durch das Fehlen diagnostischer Bodenhorizonte und eine sehr schwach entwickelte Bodenstruktur. Sie machen insgesamt 7 Prozent der weltweiten Landoberfläche aus. Diese Böden haben eine geringe Kationenaustauschkapazität, niedrige Silikatgehalte und sind stark wasserdurchlässig, was sie zu ungünstigen Pflanzenstandorten macht.

Plinthosole (gr. Plinthos = Ziegel) sind sehr nährstoffarme oft verhärtete sowie schwer durchwurzelbare Böden. Plinthosole treten auf alten Landoberflächen der feuchten und wechselfeuchten Tropen auf und sind stark verwittert. Die Böden sind durch das Vorhandensein von „Plinthit“ gekennzeichnet - einem festen, aber weichen Ton, der reich an Eisen ist und rote Marmorierung aufweist. Dieser Ton besteht aus einer Mischung von Kaolinit, Quarz und anderen Bestandteilen mit wenig Humus. Wenn Plinthosole wiederholt Feuchtigkeit und Trockenheit ausgesetzt sind, verhärtet sich der Ton unwiderruflich zu „Petroplinthit“. Aufgrund der schlechten Durchwurzelung ist die ackerbauliche/landwirtschaftliche Nutzung stark eingeschränkt. Aufgrund geringer Nährstoffreserven dienen Plinthosole in Westafrika und Südamerika dem Wanderfeldbau. Auch eignen sie sich für Kulturen wie Tee, Kautschuk und Ölpalmen.

Unten Torfmoor, oben Regenwald

Obwohl wir Torfmoore vor allem aus Deutschland und Europa kennen, gibt es sie auch in den Tropen.

Insgesamt machen tropische Torfgebiete etwa 11 Prozent der globalen Torfressourcen aus und nehmen weltweit schätzungsweise 441.025 Quadratkilometer ein. Das entspricht 1,2-mal der Fläche von Deutschland! Die größten Vorkommen befinden sich in Südostasien (56 Prozent), insbesondere in Indonesien (Kalimantan und West Papua) und Sarawak in Malaysia. Südamerika beherbergt 24 Prozent der tropischen Torfgebiete, gefolgt von Afrika (13 Prozent), Zentralamerika und der Karibik.

Die Torfmoore in Sarawak sind oft von Meer und Flüssen umgeben. In der Mitte dieser Torfgebiete sammelt sich mehr Torf an, sodass sie eine kuppelartige Form aufweisen. In der Nähe von Flussmündungen ist die Torfschicht hingegen meist flacher und wird weiter im Landesinneren tiefer. In manchen Torfgebieten, wie im Loagan Bunut Nationalpark in Malaysia, kann die Torfschicht bis zu 20,7 Meter tief sein.

 

 

Tropische Torfmoore: Biodiversitäts-Hotspots und Kohlenstoffsenken

Torfmoorgebiete bieten wichtige Ökosystemdienstleistungen wie Wasser- und Nahrungsversorgung, Hochwasserschutz und Kohlenstoffspeicherung. Außerdem stellen sie für die indigene Bevölkerung und lokale Gemeinschaften eine wichtige Ressource dar. Sie sind auch Heimat vieler einzigartiger Pflanzen- und Tierarten. Torfmoorgebiete auf der Insel Borneo beherbergen beispielsweise zahlreiche endemische Arten, also Arten, die nur dort vorkommen und nirgendwo sonst auf der Welt zu finden sind. Dort gibt es 10.000 bis 15.000 Blütenpflanzenarten sowie 37 endemische Vogel- und 44 endemische Säugetierarten. Zu den gefährdeten endemischen Tieren gehören der vom Aussterben bedrohte Borneo-Orang-Utan (Pongo pygmaeus), der Nasenaffe (Nasalis larvatus) und der Borneo-Weißbartgibbon (Hylobates albibarbis). Zudem speichern diese Gebiete erhebliche Mengen an Kohlenstoff – bis zu 129,8 Gigatonnen – was etwa 19 Prozent der weltweiten Torfkohlenstoffvorräte ausmacht. Die größten Kohlenstoffreservate liegen in Südostasien, weil dort die Torfschichten eine Dicke von bis zu 20 Metern erreichen können.

Aufgrund von anthropogenen Aktivitäten, verändern sich Torfmoorgebiete zunehmend von Kohlenstoffspeichern zu Kohlenstoffquellen. Die Umwandlung in landwirtschaftliche Flächen, die Entwässerung der Torfgebiete und die damit verbundenen Brände sowie die Entwaldung setzen große Mengen des gespeicherten Kohlenstoffs frei. Bei der Entwaldung in diesen Gebieten spielt nicht nur die Freisetzung des Kohlenstoffs aus der oberirdischen Biomasse eine Rolle, sondern aus dem Boden, der gewaltige Mengen Kohlenstoff bindet. Wenn der Boden entwässert wird, um ihn landwirtschaftlich nutzbar zu machen, wird dieser Kohlenstoff freigesetzt und in das klimaschädliche Kohlenstoffdioxid (CO₂) umgewandelt. Allein in Malaysia, auf Sumatra und auf Borneo entweichen jedes Jahr 146 Millionen Tonnen CO₂, davon mindestens 113 Millionen Tonnen aus entwässerten Böden. Brände in degradierten Torfgebieten in der Region stoßen zusätzlich eine ähnliche Menge an CO₂ aus, besonders in Dürrejahren. Daher sind entwässerte Torfgebiete eine der größten Quellen für Treibhausgasemissionen in der Region und weltweit.

Torfmoorböden: Jahrtausende der Entstehung, Sekunden der Zerstörung

Torfmoorböden haben sich über einen Zeitraum von Jahrtausenden seit der letzten Eiszeit entwickelt. Diese Böden entstehen in sumpfigen Gebieten, wo es ständig nass ist und es wenig Sauerstoff gibt. In diesen Bedingungen verrotten Pflanzenreste wie Baumstämme, Äste, Wurzeln und Blätter nur sehr langsam. Das liegt daran, dass die dauerhafte Nässe und der Sauerstoffmangel verhindern, dass Bakterien und andere Organismen die Pflanzenreste zersetzen können. Dadurch bildet sich eine dicke, dunkle Schicht aus organischem Material, die jedes Jahr um etwa 4,5 Millimeter wachsen kann, weil sich ständig neue Pflanzenreste ansammeln und nicht vollständig zersetzen. Da sich Torfmoorböden unter Sauerstoffarmut bei Wassersättigung bilden, gehören sie zu den Bodentypen der Histosole.

In den letzten 40 Jahren hat sich der Zustand der Torfgebiete in Südostasien rasant verschlechtert. Auf Sumatra, Kalimantan und der Malaiischen Halbinsel, die zusammen fast zwei Drittel der Torfgebiete der Region ausmachen, sank der Anteil der mit Sumpfwäldern bedeckten Torfgebiete von 76 Prozent im Jahr 1990 bis 2015 auf 29 Prozent. Nur noch 6 Prozent sind als unberührt eingestuft. Nur noch 6 Prozent sind als unberührt eingestuft.

Besonders problematisch ist die Zerstörung der Torfmoorböden im Hinblick auf die zeitlichen Dimensionen deren Entstehung, die über Jahrtausende zurückreicht. Diese Böden können sich nicht schnell regenerieren, was ihre Zerstörung umso gravierender macht.

 

Humusbildung im Regenwald

Bodenfruchtbarkeit hängt im Wesentlichen von der Bodenstruktur und den komplexen Interaktionen von Bodenlebewesen wie Pilzen, Bakterien, Regenwürmern und Termiten ab. Diese Organismen spielen eine zentrale Rolle bei der Humusbildung, einem Prozess, bei dem organische Reste wie Blätter, Wurzeln, abgestorbene Pflanzen sowie tierische Überreste und Exkremente in den Boden eingearbeitet werden. Pilze und Bakterien zersetzen diese organischen Materialien enzymatisch, während Regenwürmer und Termiten durch ihre grabenden und zerkleinernden Aktivitäten das organische Material mit dem Mineralboden vermischen und so die Bodenstruktur verbessern. Durch die Aktivität dieser Bodenlebewesen werden die organischen Materialien in einfachere Verbindungen umgewandelt, die dann als Nährstoffe wieder von den Pflanzenwurzeln aufgenommen werden können.

In den Tropen unterscheidet sich die Humusbildung grundlegend von der in gemäßigten Breiten aufgrund der einzigartigen klimatischen Bedingungen. Durch das kontinuierlich warm-feuchte Klima sind die Bodenorganismen ganzjährig in der Lage, totes organisches Material zu zersetzen. Anders als in den gemäßigten Breiten, wo in kalten Jahreszeiten diese Prozesse pausieren und sich eine dicke Humusschicht auf dem Oberboden aufbauen kann. Die Humusgehalte tropischer Oberböden liegen meist zwischen ein und drei Prozent, es reichert sich dort durch die stetige Zersetzung und Aufnahme der Pflanzen keine vergleichsweise dicke Schicht wie in den gemäßigten Breiten an. Heruntergefallenes Laub wird oft schon nach wenigen Monaten zersetzt, und die Nährstoffe stehen schnell wieder den Pflanzen zur Verfügung. Bei einem Nährstoffkreislauf handelt es sich um einen selbstverstärkenden Prozess: Je mehr Pflanzen vorhanden sind, desto mehr organisches Material fällt an, was zu einer höheren Humusproduktion führt. Dies wiederum erhöht die Bodenfruchtbarkeit und fördert das Wachstum neuer Vegetation. Dieser Kreislauf funktioniert reibungslos, solange er nicht durch menschliche Eingriffe wie Abholzung, intensive Landwirtschaft oder Übernutzung gestört wird.

 

Pflanzenparadies trotz Nährstoffmangel?

Da Böden die Grundlage für das Gedeihen von Pflanzen bilden, lässt die immense Artenvielfalt von Flora und Fauna im Regenwald vermuten, dass die Böden dort besonders fruchtbar sind. Paradoxerweise sind die Böden in den tropischen Regenwäldern jedoch oft sauer und nährstoffarm und die vorhandenen Nährstoffe sind häufig immobil. Trotz dieser widrigen Bedingungen blüht dort eine unvergleichliche Artenvielfalt — die Pflanzen sind wortwörtlich den Herausforderungen gewachsen.

Regenwaldböden, wie Ferralsol und Acrisol, sind stark versauert und weisen ungünstige chemische Eigenschaften auf. Diese Böden bestehen oft aus Low Activity Clay (LAC) aufgrund von intensiver Verwitterung und Bodengenese, was ihre Fähigkeit, Nährstoffe zu binden, beeinträchtigt. Jedoch sind Tropenwälder besonders effizient in der Erhaltung ihrer Nährstoffgehalte. Dies ist der Tatsache zu verdanken, dass viele Pflanzen spezielle Strategien entwickelt haben, um mit den nährstoffarmen Böden zurechtzukommen. Dazu gehören eine erhöhte Wurzeldichte, um die Nährstoffaufnahme zu maximieren sowie eine hohe Konzentration der Wurzeln nahe der Oberfläche. Auch Luftwurzeln filtern Nährstoffe aus dem Stammabfluss und nehmen sie auf. Andere Pflanzenarten sind in der Lage, Nährstoffe in Zeiten des Überflusses zu speichern. Sklerophylle, dicke Blätter haben beispielsweise eine lange Lebensdauer und können Nährstoffe wie Phosphor, Stickstoff und Kalium vor dem Abfallen in die Äste übertragen. Einige Pilze und Bakterien, wie Mykorrhiza und stickstofffixierende Bakterien gehen symbiotische Beziehungen mit Pflanzen ein und spielen eine wichtige Rolle bei der Mineralstoffversorgung der Pflanzen sowie der Wasseraufnahme. Sie bilden spezielle Strukturen innerhalb der Wurzeln, die den Austausch von Nährstoffen zwischen den Pflanzen und den Mikroorganismen ermöglichen. Diese Symbiosen fördern nicht nur das Pflanzenwachstum, sondern erhöhen auch deren Widerstandsfähigkeit gegenüber Umweltstress.

Der pH-Wert als Schlüssel zum Pflanzenwachstum

Eine Kalkung des Bodens kann dazu beitragen, den pH-Wert zu erhöhen und die negativen Auswirkungen der Phosphatfixierung und Aluminiumtoxizität zu reduzieren, wodurch der Einsatz von Dünger effektiver wird. Eine andere, effektive aber konsequenzenreiche Methode der Nährstofffreisetzung ist die Brandrodung. Durch das Verbrennen der bei der Rodung angefallenen Biomasse entsteht ein reichhaltiges Aschebett, welches den pH-Wert des Bodens anhebt und für die Freisetzung wichtiger Pflanzennährstoffe wie Kalium, Kalzium und Magnesium sorgt. Auch wenn die Methode kostengünstig ist, hält der höhere Nährstoffgehalt nur kurz an und hat weitreichende ökologische Konsequenzen. Hier gibt es mehr Informationen zur Brandrodung und ihrer Konsequenzen.

In den Tropen ist es nicht zwangsläufig erforderlich, Brandrodung oder Wanderfeldbau zu betreiben, um Landwirtschaft zu betreiben. Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Bewirtschaftungstechnik wie Kalkung oder Mulchung dazu beitragen kann, den pH-Wert des Bodens zu erhöhen. Dies führt zu einer Steigerung der Kationenaustauschkapazität (KAK) und einer Verringerung toxischer Aluminiumgehalte, während gleichzeitig die Verfügbarkeit von Phosphor verbessert wird. Durch die Kombination mit geeigneten Fruchtfolgen war es möglich, die Nährstoffgehalte im Boden zu optimieren und den pH-Wert zu verbessern, was letztendlich zu hohen Ernteerträgen führte.

Der Boden lebt!

Teilweise mikroskopisch klein und mit bloßem Auge nicht zu erkennen, tummelt sich eine enorme Vielfalt von Leben unter der Bodenoberfläche. Expert*innen gehen davon aus, dass ein Teelöffel gesunder Boden mehr Leben enthält als es Menschen auf der Erde gibt! Zu den Bodenorganismen zählen unter anderem Mikroorganismen wie etwa Bakterien und Pilze, Mikrofauna wie etwa Nematoden, Mesofauna wie etwa Milben und Springschwänze sowie Makrofauna wie etwa Insekten, Tausendfüßler und Regenwürmer. Größere Bodenorganismen beeinflussen die Bodenstruktur direkt durch ihre Bewegungen im Boden, was zahlreiche ökologische Funktionen wie Wasserinfiltration, Diffusion und Speicherung sowie die Erosionsresistenz verbessert. Zu den wichtigsten Bodenmakrofauna-Tieren zählen Regenwürmer, Termiten und Ameisen, die auch als „Bioturbatoren“ und „Ingenieure“ bezeichnet werden, weil sie durch ihre Aktivitäten die Dynamik der Bodenstruktur in gemäßigten und tropischen Ökosystemen erheblich steuern. Regenwürmer verbessern unter anderem die Bodenqualität, indem sie beim Fressen ihre Abfälle mit dem Boden vermischen und eine feuchte, mikrobenreiche Umgebung schaffen. Ihre Tunnel belüften den Boden, leiten Wasser ab und schaffen gleichzeitig Platz für Pflanzenwurzeln. Auch Termiten leisten enorme Ökosystemdienstleistungen. Sie ernähren sich von der Cellulose in organischem Material. Mitunter zersetzen sie lebende Pflanzen, Holz, Laub oder Humus und fördern dabei die mikrobielle Aktivität und die Freisetzung von Nährstoffen wie Ammonium und Nitrat im Boden. Durch ihre Tätigkeit reichern sie den Boden mit feinen Partikeln, organischem Material und austauschbaren Kationen (Ca, Mg, K und Na) an, wodurch die Bodenfruchtbarkeit erhöht wird. Zudem schaffen ihre Hügel fruchtbare Inseln, die die Resilienz von Agrarflächen, Wäldern und trockenen Grasländern steigern!

Rettet die ... Regenwürmer?

Trotz ihrer kleinen Größe leisten Bodenorganismen einen enormen Beitrag zur Regulierung verschiedener Ökosystemfunktionen wie Pflanzenproduktivität, Nährstoffkreislauf, Zersetzung und Aufrechterhaltung der Bodenstruktur sowie -qualität. Mit Naturschutz wird oft vorrangig der Schutz großer Säugetiere assoziiert, wie zum Beispiel Gorillas, da diese uns in vielen Weisen ähnlich sind und wir mehr Empathie für sie empfinden. Dennoch ist es ebenso wichtig, die kleinsten Organismen zu würdigen, die im Verborgenen agieren und täglich zum Überleben wesentlicher Ökosysteme beitragen. Gesunde Böden und gesunde Bodenorganismen bedingen einander. Daher ist der Schutz der Böden unerlässlich für den Erfolg weiterer Maßnahmen zum Klima- und Biodiversitätsschutz.

Nährstoffverluste und Bodenveränderungen: Menschliches Handeln mit fatalen Folgen

Trotz ihrer enormen Bedeutung sind die Böden der immerfeuchten Tropen zunehmend durch menschliche Aktivitäten wie Rodung, Landwirtschaft und Übernutzung gefährdet. Jede Rodung nimmt fatalen Einfluss auf das Bodengefüge, wobei grundsätzlich die Schwere des Eingriffs mit den daraus resultierenden Folgen direkt zusammenhängt. Zum einen wird die Bodenstruktur verändert, wodurch natürliche Wasserbewegungen gestört werden. Kommt es zum Einsatz schwerer Maschinen, kann der Boden komprimiert werden und dadurch ein Verdichtungshorizont entstehen. Dadurch gehen viele der natürlichen Bodenvorteile verloren, wie beispielsweise der hohe Anteil von Grobporen, welcher Durchlüftung und Wasserdurchlässigkeit ermöglicht oder aber auch die natürliche Nährstoffzirkulation wird stark gestört. Nach der Rodung kommt es oft zu einem starken Humusschwund und einer intensiven Nährstoffauswaschung, da die Nachlieferung von organischem Material für die Humusbildung eingeschränkt wird. Dies führt mitunter zu einer schnellen Verschlechterung der Bodenfruchtbarkeit.  

Auch klimatische Veränderungen wie ausbleibende Regenfälle und starke Dürrezeiten haben Einfluss auf die Böden. Ferrosole, die einen großen Teil der Bodentypen in den Tropen ausmachen, speichern viel Totwasser, das für Pflanzen nicht nutzbar ist. Wenn Regenfälle ungewöhnlich lange ausbleiben, geraten Flachwurzler unter Dürrestress, da das Wasser aus dem Totwasserreservoir nicht verfügbar ist. Eine weitere Herausforderung für Ferralsole ist die Lateritisierung, die oft durch Erosion des Oberbodens und menschliche Eingriffe verursacht wird. Dabei verhärten sich die Aluminium- und Eisenoxide im Boden, was die Wasserdurchlässigkeit beeinträchtigt und Probleme wie Staunässe und Verschlämmung verursacht.

Bye-bye Boden

Im Zusammenhang mit Bodendegradierung spricht man auch von Desertifikation, einem Prozess, bei dem fruchtbare Böden durch klimatische Veränderungen und menschliche Aktivitäten wie Überweidung, Abholzung und unsachgemäße Bewässerung degradiert werden. Besonders in den Tropen ist dies verheerend, da die Böden aufgrund ihrer Beschaffenheit bereits anfällig für Erosion und Nährstoffverlust sind. Wenn die natürliche Vegetation entfernt wird, verlieren die Böden ihre Deckschicht und werden durch Wind und Wasser erodiert, was zu einer weiteren Verschlechterung der Bodenstruktur und letztlich auch zur Wüstenbildung führen kann.

Landdegradation und der anhaltende Verlust von Boden, Wasser und Biodiversität hat nicht nur ökologische, sondern auch humanitäre Konsequenzen und verstärkt Armut, Hunger und Ungleichheit. Die Folgen betreffen bereits über drei Milliarden Menschen, vor allem arme ländliche Gemeinschaften, Kleinbäuer*innen, Frauen, Jugendliche, indigene Völker und andere gefährdete Gruppen. Insbesondere in Trockengebieten, die über 45 Prozent der weltweiten Landfläche ausmachen und ein Drittel der Weltbevölkerung beherbergen, ist die Situation besonders akut. Es ist absehbar, dass sich die Situation der Böden mit voranschreitendem Klimawandel und globaler Erwärmung zunehmend verschlechtern wird. Zeit zu handeln!

Internationale Bemühungen für bessere Böden

In den letzten 30 Jahren hat die Forschung die Bedeutung des Bodens und dessen Erhaltung zunehmend anerkannt. Ein wichtiger Schritt war die UN-Umweltkonferenz 1992 in Rio de Janeiro gewesen, die zur Gründung der UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) im Jahr 1994 führte. Dieses Abkommen zielt darauf ab, die Bodendegradation in ariden, semi-ariden und trockenen sub-humiden Gebieten zu bekämpfen. Auf der UNCCD COP13 2017 in Ordos, China, wurde zudem von den Mitgliedsstaaten ein weiterer umfassender strategischer Rahmen verabschiedet, der darauf abzielt, die Produktivität degradierter Böden wiederherzustellen, die Lebensbedingungen zu verbessern und die Auswirkungen von Dürren zu mindern.

Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt, das 1993 in Kraft trat, zielt ebenfalls auf den Bodenschutz ab. Ziele sind unter anderem die Erhaltung der biologischen Vielfalt sowie die nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile. Auch das Pariser Klimaabkommen enthält Maßnahmen zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung von Böden, da gesunde Böden eine wichtige Rolle bei der Kohlenstoffbindung spielen.

Aktuell gibt es Vorschläge für ein europäisches Gesetz zur Erhaltung der Bodengesundheit und nachhaltigen Bodennutzung, das sogenannte European Soil Health Law. Das Gesetzt ist Teil der EU-Bodenstrategie 2023, welche 2021 verabschiedet wurde und wichtige Maßnahmen zum Schutz und nachhaltiger Nutzung von Böden in der EU beinhaltet. Auch wenn das EU Soil Health Law noch nicht final verabschiedet ist, weckt es Hoffnung, dass Böden immer stärker in den Fokus des Klimaschutzes und politischer Bemühungen rücken.

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Fotonachweis: OroVerde / E. Mannigel (Titelbild, Bodenprofil und Regenwald); Oroverde - E. Mannigel (Erodiertes Bodenprofil, Ausgetrockneter Boden) ;OroVerde - A.Wolf (Nährstofflkreislauf Tropen, Wanted Alive); Wildscreen Exchange - Center for International Forestry Research (Brandordung); (Infografik Nährstoffkreislauf Regenwald); Wildscreen Exchange - Andrew. C (Tausendfüssler);  Pixabay (Termiten); Pxhere (Termitenhügel); Ozi's Comix Studio (Pilze am Baumstamm); Unsplash - Julian Zwengel (Regenwurm); Wildscreen Exchange - Martin Harvey (Maschine)

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