Tropische, immergrüne Nebelwälder sind die einzigartige Heimat vieler vom Aussterben bedrohter Arten. Doch trotz ihrer Bedeutung für das Klima und die Menschen vor Ort sind Nebelwälder extrem gefährdet.
Blasse Nebelschwaden ziehen durch das grüne Dickicht, es ist kühl und feucht. Ein lebendiges Grün umgibt dich, die Baumstämme sind mit weichem Moos bedeckt und Farne und Aufsitzerpflanzen wachsen auf den Ästen. Kondensierter Nebel tropft von den Blättern hinab. Aus jeder Richtung ertönt ein neues Geräusch: mal ein Vogelschrei, mal der Ruf eines Jaguars. Du stehst grade mitten im tropischen Bergnebelwald, einem märchenhaften Ökosystem, das jedoch durch Entwaldung und die Auswirkungen des Klimawandels zu verschwinden droht.
Drei Fakten zu Nebelwäldern
Nebelwälder sind wahre Biodiversität-Hotspots und gehören zu den artenreichsten Lebensräumen der Welt.
Dieser Tropenwaldtyp macht nur 0,28 Prozent der weltweiten Landfläche aus – und der Bestand der Nebelwälder sinkt stetig.
Nebelwälder regulieren die Wasserzufuhr für ganze Regionen und schützen diese somit gleichzeitig vor Überflutungen und Austrocknung.
Was sind tropische Nebelwälder?
Nebelwälder gehören zu den immergrünen tropischen Regenwäldern und wachsen in der montanen Höhenstufe tropischer, selten auch subtropischer Gebirge. In der Fachliteratur wird dieser Tropenwaldtyp auch als Bergnebelwald oder Bergregenwald bezeichnet. Beinahe das ganze Jahr über herrscht hier ein ständiger Nebel, Sprühregen oder Taufall, der dem Nebelwald seinen Namen verleiht.
Dieser Tropenwaldtyp ist in bergischen Regionen zu finden und wächst normalerweise in Höhen von etwa 800 bis 4000 Metern. Bei solch einer enormen Höhendifferenz gibt es auch innerhalb des Bergnebelwaldes grundlegende Temperatur- und Klimaunterschiede. Dabei unterscheidet man grundsätzlich zwischen unterem, oberem und subalpinem Bergnebelwald.
Untere Bergregenwälder beginnen meist ab einer Höhe zwischen 800 und 1200 Metern. Die Bäume wachsen mit einer Höhe von etwa 15 bis 33 Metern weniger hoch als im Tiefland und die Vegetation teilt sich auf zwei bis drei Stockwerke auf. Ab dieser Höhe nimmt die Zahl der Epiphyten stetig zu: Epiphyten sind Pflanzen, die auf Bäumen siedeln, wie Baumfarne, Bromelien und Orchideen. Zudem findet sich vermehrt Moos an den Baumstämmen.
Die oberen Bergregenwälder beginnen ab einer Höhe von etwa 2000 Metern. Hier beginnt die Wolkenbildung, sodass der Regenwald ab hier meist in einen dichten Nebel gehüllt ist. Die Höhe der Bäume beträgt hier nur noch 1,5 bis 18 Meter. Durch die starke Wolkenbildung befinden sich hier bis zu 80 Prozent Moosbewuchs an den Bäumen.
Die subalpinen Bergregenwälder schließen sich ab einer Höhe von etwa 2800 Metern an die oberen Nebelwälder an und erreichen Höhen bis zu 3900 Metern. Durch die extreme Höhe liegen die Temperaturen in diesen Gebieten unter 10°C. Es gibt sehr viele Wolken, Nebel und viel Moosbewuchs. Die dort wachsenden Bäume erreichen kaum noch eine Höhe über 9 Meter und es kommen nur noch wenige Epiphyten vor.
Besonders krumme und niedrige subalpine Nebelwälder nahe der Baumgrenze werden auch als Elfenwälder bezeichnet. Das ungerade und geringe Wachstum der Bäume ist auf die niedrige Temperaturen und die zunehmenden Winde in dieser Höhenlage zurückzuführen. Die märchenhafte Stimmung, die durch die krummen Bäume und die ständigen Nebelschwaden erzeugt wird, verlieh diesem obersten Teil des Bergregenwaldes seinen verwunschenen Namen.
Wo liegen Nebelwälder?
Tropische Nebelwälder kommen in Bergregionen Asiens, Afrikas sowie Süd- und Mittelamerikas vor. Besonders bekannt sind zum Beispiel die Bergnebelwälder auf dem Kilimandscharo in Tansania sowie der Nebelwald von Monteverde in Costa Rica. Auch in Venzuela gibt es ein großes Bergregenwaldgebiet, in der Sierra de la Cerbatana. Hier setzt sich OroVerde mit einem internationalen Projekt direkt für den Schutz des einzigartigen Waldes ein.
Weltweit bedecken Nebelwälder nur eine Fläche von rund 380.000 Quadratkilometern – das entspricht in etwa der Fläche Japans und nur etwa 0,28 Prozent der Landfläche unseres Planeten. Trotz ihrer relativ geringen Fläche zählen diese Wälder zu den artenreichsten Lebensräumen der Welt und gelten als wahre Biodiversitäts-Hotspots. Hier gibt es besonders viele Endemiten – also Arten, die nur in einer bestimmten Region vorkommen. Nicht zuletzt deshalb sind Bergnebelwälder extrem schützenswert.
Temperaturen und Luftfeuchtigkeit in den Nebelwäldern
Die Temperatur und Luftfeuchtigkeit in Nebelwäldern schwanken stark nach Region und Höhenlage. In der Provinz Nord Yungas in Bolivien haben die subalpinen Nebelwälder beispielsweise einen Jahrestemperaturdurchschnitt von 7,5°C, im unteren Bergnebelwald jedoch 13,9°C. In tropischen Wäldern herrscht also nicht immer Hitze! Gemeinsam haben sie jedoch die großen Niederschlagsmengen und eine hohe Luftfeuchtigkeit. Die Nebelwälder nehmen große Teile ihrer Wasserzufuhr über die Wolken und den Nebel auf. Das überschüssige Wasser wird durch kleine Flüsse abgeleitet.
Wasserregulierung und Erosionsschutz: Die ökologische Bedeutung der Nebelwälder
Die Nebelwälder spielen aus verschiedenen Gründen eine ganz besondere Rolle als tropisches Ökosystem - und nehmen sogar Einfluss auf das Weltklima. Wie andere Waldtypen auch speichern Nebelwälder das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO2) in ihrer Biomasse. Dadurch spielt ihr Schutz eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel.
Doch Nebelwälder erfüllen noch zwei weitere wichtige Aufgaben. Zum einen bietet das Wurzelwerk Schutz vor Erosion und stabilisiert die Böden der Hänge. An den Berghängen ist dies besonders wichtig, denn oft ist die Erde hier dünn und kann schnell durch Wind und Wetter abgetragen werden.
Darüber hinaus gilt dieser hochgelegene Tropenwaldtyp als „Wasserturm", denn Wolken und Nebel, die in dieser Höhe entstehen, kondensieren an den Bäumen und fließen hinab, speisen Bäche und Flüsse und halten den Wasserhaushalt der gesamten Region im Gleichgewicht. Die Bäume verlangsamen die Fließgeschwindigkeit des Wassers und verhindern Überschwemmungen.
Nebelverschleierter Hotspot: Biodiversität im Bergregenwald
Tropische Nebelwälder weisen eine der größten Konzentrationen von Arten an Land auf. Diese Wälder sind das bunte Zuhause von mehr als 3.700 verschiedenen Tier- und Pflanzenarten. Etwa die Hälfte davon kommt nur in Bergnebelwäldern vor. Expert*innen gehen davon aus, dass etwa 400 der 1200 weltweit bedrohten Vogelarten in Bergnebelwäldern leben – so zum Beispiel auch der Quetzal, der sogenannte Göttervogel, der in Mittelamerika zuhause ist.
Als besonders aktive Biodiversitäts-Hotspots sind Bergnebelwälder von globaler Bedeutung. Doch wenn der Lebensraum bereits bedrohter Arten schrumpft, rücken diese dem Aussterben immer näher. Durch das Wegfallen einzelner Spezies wird wiederum das ganze Ökosystem des Regenwaldes zunehmend instabil, da wichtige Ökosystemfunktionen beeinträchtigt werden.
Die kulturelle Bedeutung der Bergnebelwälder
Die Flüsse, die durch die Bergnebelwälder gespeist und reguliert werden, sind wichtige Süßwasserressourcen und versorgen nicht nur die Landschaft, sondern auch die Menschen vor Ort mit Trinkwasser. Außerdem sind sie wichtige landwirtschaftliche Produktionsgebiete für beispielsweise Kaffee, Zitrusfrüchte und Bananen. Die Bergnebelwälder haben für lokale Gemeinden auch oft großen kulturellen Wert. Ein Großteil des Wissens über die Wälder liegt in indigenen Gemeinschaften, die in oder an den Wäldern leben und ihre Pflanzen für Medikamente, Kosmetik und vieles Andere gebrauchen. Außerdem werden sie immer häufiger auch für touristische Zwecke genutzt. Wanderungen durch den Dschungel oder Wildwasser-Rafting auf den Flüssen bilden in vielen Gegenden eine wachsende Einkommensquelle für lokale Gemeinden. Tourismus in solch empfindlichen Ökoregionen muss allerdings besonders vorsichtig durchgeführt und betreut werden. Angebote in der Branche des Ökotourismus setzen zum Beispiel auf eine besonders nachhaltige Nutzung der Natur.
Wolkig mit Aussicht auf Abholzung – Nebelwälder als bedrohtes Ökosystem
Nebelwälder sind wie andere tropische Waldtypen zunehmend durch Abholzung bedroht. Vor allem für landwirtschaftliche Zwecke werden große Waldflächen gerodet. Im Jahr 1970 gab es noch etwa 50 Millionen Hektar Nebelwälder auf der Erde; doch die Nachfrage nach Holz, Bodenschätzen und Landfläche hat seitdem zu einer regelrechten Dezimierung der Bergregenwaldflächen geführt. Zwischen 2001 und 2018 gingen rund 2,4 Prozent der gesamten Bergnebelwaldfläche verloren. Die jährliche Entwaldungsrate dieser schützenswerten Wälder liegt bei 1,1 Prozent. Dabei finden rund 40 Prozent der Rodungen in eigentlichen Naturschutzgebieten statt. Dies ist vor allem auf unkontrollierte Landnutzung zurückzuführen. Illegale Abholzungen für Landwirtschaft, Holzgewinnung und Kleinbergbau sind zwei der Hauptgründe für den Rückgang der sensiblen Waldgebiete.
Auch der Klimawandel macht den Bergnebelwäldern bereits zu schaffen. Die globale Erwärmung kann dazu führen, dass sich die Wolkenuntergrenze je nach Region nach oben oder unten verschiebt. Dadurch verlieren die Wälder ihre Wasserversorgung durch Nebel und Wolken. Ein weiteres Problem sind die sich verändernden Temperatur- und Bodenverhältnisse, die den Artenverlust begünstigen. Der Rückgang der Artenvielfalt konnte sogar mit Hilfe von Satellitendaten nachgewiesen werden. Auch extreme Wetterereignisse wie Brände, Stürme und Dürren werden wahrscheinlicher.
Wie wir Nebelwälder schützen können
Nachhaltiger Lebensstil: Dazu gehört zum Beispiel ein reduzierter Konsum von Produkten wie Papier, Tropenholz, Fleisch und Palmöl.
Informiere dich und teile dein Wissen: Lerne mehr über das Waldökosystem Nebelwald und erzähle auch interessierten Freund*innen und Bekannten, warum der Erhalt dieser Wälder so wichtig ist.
Politisch starkmachen: Das Unterstützen von Kampagnen und Petitionen, die sich direkt für den Erhalt der tropischen Nebelwälder einsetzen, kann einen großen Unterschied machen.
Schutzprojekte unterstützen: Viele NGOs, wie auch OroVerde, setzen sich mit Projekten aktiv für den Schutz und die Regenerierung von Tropenwäldern ein. Schon eine kleine Spende kann dabei einen großen Unterschied machen.
Sie haben Fragen? Wir helfen Ihnen gerne weiter!
OroVerde - Die Tropenwaldstiftung
Telefon: 0228 24290-0
info[at]oroverde[dot]de
Bildnachweise: OroVerde (Titelbild), Sergey Pesterev - Pexels (Kilimandscharo), Pexels (Quetzal), Pxhere (Fluss aus Vogelperspektive), Ben Cherry - Wildscreen Exchange (Bergnebelwald in Costa Rica).
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