Im freiwilligen Kohlenstoffmarkt gibt es einige offensichtliche und einige weniger bekannte Probleme. OroVerde und GNF sorgen in diesem Projekt für Transparenz und zeigen KMU innovative Lösungsansätze auf, um eine Nachhaltigkeitswende anzustoßen.
Anfang 2023 veröffentlichten „Die Zeit“ und der „Guardian“ eine brisante Recherche. Kernaussage: Über 90 Prozent der CO2-Zertifikate des größten Anbieters Verra seien wertlos. Es gibt zwar Zweifel an dieser Zahl, aber es ist kaum bestreitbar, dass die Zertifikate von Verra und anderen Anbietern bisher nicht immer von realen Kohlenstoffbindungen gedeckt waren. Ein Grund dafür ist, dass die Anbieter Manager*innen von Waldprojekten zu viele Freiheiten bei der Berechnung der Klimabilanz der Projektflächen einräumen. Insbesondere wird häufig davon ausgegangen, dass große Teile des Waldes im Projektgebiet ohne das Projekt abgeholzt worden wären. Dies ist in den meisten Fällen unrealistisch.
Viele Unternehmen, darunter auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU), betrifft dieser Diskurs direkt: So werden öffentliche Aussagen zur eigenen CO2-Kompensation verstärkt angegriffen – teilweise wurde Unternehmen gerichtlich verboten, ihre Produkte als klimaneutral zu vermarkten.
Im Projekt "Klimaneutralität – Analyse und Bewertung des freiwilligen Kohlenstoffmarktes im Waldbereich (KliKoWald)" zeigen Ihnen GNF und OroVerde, wie Sie überzeugend CO2 Emissionen reduzieren können, bevor Sie verbliebene Restmengen glaubwürdig kompensieren. Außerdem zeigen wir auf, welche Optionen es bei der CO2-Kompensation gibt und welche Risiken es im Waldbereich gibt. Dadurch helfen wir Ihnen, sich wirksam für die Bekämpfung des Klimawandels zu engagieren und Reputationsrisiken zu vermeiden.
Kompensation allein ist nicht zielführend und die Klimaziele sind nicht ohne große Emissionsminderungen erreichbar, wie der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC, 2019) und der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU, 2020) deutlich machten. Daher gilt die Leitlinie, zunächst alle vermeidbaren Emissionen zu vermeiden, bevor unvermeidliche Emissionen kompensiert werden.
Das Thema der Klimaneutralität von Produkten und Produktionen wird immer wichtiger. Unternehmen suchen nach Möglichkeiten der Kompensation über freiwillige Maßnahmen. Dabei rücken Waldprojekte in den Fokus. Diese weisen jedoch grundsätzlich das Risiko einer späteren Emission des gebundenen Kohlenstoffs auf, wenn der Wald nicht dauerhaft vor Umwandlung geschützt ist oder Naturereignisse wie Brände, diesen zerstören. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass der Fokus Treibhausgase zu binden zu einem Management führt, das andere ökologische Kriterien, insbesondere den Schutz der Biodiversität, vernachlässigt.
Informationen über Waldprojekte auf dem freiwilligen Markt, die Möglichkeiten zur Kompensation und die Herausforderungen bei dieser Art von Projekten sind für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) oft nur schwer zugänglich.
Das Projekt richtet sich vorrangig an KMU in Deutschland, die aktuell nicht verpflichtet sind, ihre Emissionen über den offiziellen Emissionshandel zu reduzieren, aber dennoch ein Interesse haben, ihre Emissionen über den freiwilligen Kohlenstoffmarkt auszugleichen.
Das Projekt verfolgt drei Ziele:
- Transparenz zu Waldprojekten auf dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt steigern
- Für das Risiko der mangelnden Permanenz bei Waldprojekten sensibilisieren
- Für mehr Emissionsreduktion anstelle von Kompensation einsetzen
Im Projekt werden Informationen zu den Akteuren, Transaktionskosten und Herausforderungen über den freiwilligen Kohlenstoffmarkt sowie andere Möglichkeiten des Engagements für den Schutz von Klima und Biodiversität recherchiert und analysiert. Mit Zertifizierern und Kompensationsanbietern wird das bei Waldprojekten grundsätzlich bestehende Risiko der mangelnden Permanenz der Kohlenstoffbindung diskutiert.
Des Weiteren wird das Projekt KMU dabei unterstützen, mit minimalem Aufwand zu bewerten, welche ihrer Wirtschaftsaktivitäten klimafreundlich sind. Die EU-Klimataxonomie, mit der sich GNF und OroVerde bereits intensiv befasst haben, bietet fundierte Maßstäbe dafür. Auf dieser Grundlage soll der Begriff „unvermeidliche Emissionen“ konkretisiert werden. Dies soll Unternehmen dazu motivieren, vor einer möglichen Kompensation wichtige Schritte zur Reduktion zu gehen. Dabei werden auch andere Stakeholder angesprochen, die auf Emissionsminderungen im Kohlenstoffmarkt hinwirken können. So könnten zum Beispiel ambitionierte Standards Kompensationsanbieter dazu verpflichten, bei Nutzung ihrer Zertifikate nicht nur Anforderungen bezüglich der Waldflächen, sondern auch bezüglich der Käufer der Zertifikate zu erfüllen: Diese dürften die im Regelwerk des Standards festgelegten sektorbezogenen Emissionsmengen nicht überschreiten, um weiterhin Zertifikate erwerben zu können.
Projektbegleitende Workshops mit Unternehmen, Verbänden und Netzwerken tragen zur Verbreitung und Diskussion der Thematik bei. Ein Leitfaden zu Waldklimaprojekten und Klimaneutralität für Unternehmen wird die Projektergebnisse zusammenfassen.
Mai 2023 – März 2025
Das Projekt "Klimaneutralität – Analyse und Bewertung des freiwilligen Kohlenstoffmarktes im Waldbereich (KliKoWald)" wird zusammen mit dem Global Nature Fund (GNF) durchgeführt.
Das Projekt Klimaneutralität – Analyse und Bewertung des freiwilligen Kohlenstoffmarktes im Waldbereich (KliKoWald) wird gefördert durch:
Umweltbundesamt (UBA), Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV)
Sie haben Fragen zum Kohlenstoffmarkt? Kontaktieren Sie mich gerne.
Luise Sophie König
Telefon: +49 228 24290-62
lskoenig[at]oroverde[dot]de
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