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Dem Begriff "naturpositiv" fehlt es meist an einer klaren Definition, die Transparenz bietet und Greenwashing vermeidet. Das wollen wir ändern.

Für wirksamen Biodiversitäts- und Klimaschutz ist es notwendig, unser wirtschaftliches Handeln neu zu überdenken. Viele Unternehmen befinden sich bereits in diesem Wandel, angestoßen durch neue Regulierungen wie die EUDR (EU Deforestation Regulation) oder durch freiwillige Selbstverpflichtungen. Doch wie diese Maßnahmen nach außen kommuniziert werden, bleibt oft unklar. Es gibt viele Begriffe für verantwortungsvolles Wirtschaften, wie „nachhaltig“, „grün“, „klimafreundlich“ oder „naturpositiv“. Was diese Begriffe genau bedeuten, ist oft sowohl für Unternehmen als auch für Verbraucher*innen unklar. Aktuelle Fälle, in denen Unternehmen wegen falscher Nutzung von Begriffen wie „klimaneutral“ verklagt werden, sorgen für zusätzliche Verunsicherung.

Es braucht klare Definitionen, um Greenwashing zu verhindern und wirklich nachhaltiges Handeln zu kennzeichnen.

Im Projekt „Naturpositives Wirtschaften – Handlungsempfehlungen für die Politik und den Markt“ arbeitet OroVerde mit Akteur*innen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft im deutschsprachigen Raum zusammen, um eine klare Definition für den Begriff Naturpositivität zu erarbeiten. Zudem werden konkrete Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft gegeben, wie echte „Naturpositivität“ erreicht und gefördert werden kann.
 

Hintergrund

Im Kontext von Biodiversitätsverlust und Klimakrise rückt wirtschaftliches Handeln und die Verantwortung von Unternehmen zunehmend in den Fokus. Gleichzeitig stellen die momentanen Krisen – sowohl der Verlust der biologischen Vielfalt als auch der Klimawandel mit seinen weitreichenden Folgen – enorme Risiken für Unternehmen selbst dar. Denn der Großteil des wirtschaftlichen Handelns ist von natürlichen Ressourcen und Ökosystemdienstleistungen sowie dem Funktionieren globaler Lieferketten abhängig.

Der politische Diskurs in diesem Kontext ist stark durch das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, kurz CBD) geprägt. Bei der Fünfzehnten CBD-Konferenz Ende 2022 einigten sich die Vertragsparteien, darunter auch Deutschland, mit dem Kunming-Montreal Biodiversitätsrahmen (Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework, kurzGBF) auf wegweisende und ehrgeizige Ziele. Der GBF sieht vor, bis zum Jahr 2030 den Biodiversitätsverlust zu stoppen und bis 2050 umzukehren, also eine Zunahme der Biodiversität zu erzielen. Hier taucht vermehrt der Begriff der „Naturpositivität“ auf, also eine positive Wirkung auf die Natur anzustreben, anstatt nur die negative Wirkung zu vermeiden. Zudem wächst das allgemeine Bewusstsein auch dafür, dass die Wirkung eines Unternehmens deutlich weiter gefasst werden muss, als nur den direkten Einfluss in Betracht zu ziehen. Stattdessen gilt es, die gesamte Lieferkette einzubeziehen.

Doch kann wirtschaftliches Handeln überhaupt eine positive Wirkung auf die Natur haben? Und wie lässt sich diese messen? Diese Fragen wird OroVerde im vorliegenden Projekt klären und mit betroffenen und relevanten Akteur*innen konkrete Antworten erarbeiten.

Projektziele

Das Projekt zielt darauf ab, eine konkrete Definition für naturpositives Wirtschaften zu erarbeiten und verbreiten. Neben einer umfassenden Literaturrecherche geschieht dies insbesondere in Zusammenarbeit mit Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, um unterschiedliche Perspektiven, Bedarfe und Fragen einzubinden. Zudem werden verschiedene Analysetools zur Messung der Wirkung von Produktionsweisen und Lieferketten untersucht und bewertet sowie diverse Akteursgruppen und ihr Potenzial zur Förderung von naturpositivem Wirtschaften betrachtet.

Eine partizipativ erarbeitete Definition, sowie weitere Ergebnisse der Analyse werden in der Öffentlichkeit gestreut, um sie breit zugänglich zu machen und die Förderung von naturpositivem Wirtschaften zu erleichtern. Fundierte und anwendbare Handlungsempfehlungen für Unternehmen und politische Akteure in Deutschland bieten einen sicheren Rahmen für ein positives und ehrlich nachhaltiges Engagement.

Projektmaßnahmen

Das Projekt fußt auf einer ausführlichen Literaturrecherche zu Nachhaltigkeitsbegriffen und dem Kontext des Diskurses um „Naturpositivität“. Im Winter 2024 findet ein sektorübergreifender Workshop zur Definition von „Naturpositivität“ und naturpositivem Wirtschaften statt (voraussichtlich November/ Dezember 2024).

Basierend auf der Recherche und den Ergebnissen von Workshop und weiterer Vernetzung entsteht 2025 ein umfassendes Hintergrundpapier (Veröffentlichung voraussichtlich April 2025). Dieses bietet eine Definition und Abgrenzung von naturpositivem Wirtschaften sowie konkrete Fallbeispiele. Bis Ende 2025 werden außerdem politische Handlungsempfehlungen für die Marktrahmengestaltung erarbeitet und verbreitet.

Projektzeitraum

Juni 2024 – Mai 2026

Projektförderung

Noch Fragen zum Projekt?

Ineke Naendrup
Team Internationale Projekte
Tel.: 0228 24290-78
inaendrup[at]oroverde[dot]de

Bildnachweis: James Warwick - Wildscreen Exchange (Titelbild), OroVerde - A. Hömberg (Kakaoernte), Özi's Comix Studio (Dickicht im Regenwald, Totenkopfäffchen), OroVerde - I. Naendrup (Globus COP26).