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Grillen gehört zum Sommer wie Sonnenbrille und Vanilleeis. Die Deutschen könnte man sogar schon fast als „Grill-Weltmeister" bezeichnen: Etwa 95 Prozent aller Haushalte besitzen einen Grill. Doch leider landet durch fehlende Einfuhrbestimmungen auch Tropenholz in unserer Grillkohle. Erfahren Sie, wie Sie Grillkohle aus Tropenholz vermeiden und stattdessen regenwaldfreundlich grillen können.

 

Die EU ist ein wichtiger Markt für Grillkohle. Nach Deutschland wurden 2018 rund 233.000 Tonnen Holzkohle importiert. Das waren mengenmäßig im Vergleich zu 2017 etwa 8,4 Prozent mehr als zum Vorjahr. Der Verbrauch steigt kontinuierlich an. Dass sich auch Tropenholz in Grillkohle findet, geht seit mehreren Jahren immer wieder durch die Medien, aber geändert hat sich bisher nicht viel. In über 40 Prozent der getesten Grillkohleprodukte ließen sich Tropenholzarten nachweisen. Das darf nicht sein! Denn mit der Grillkohle verbrennen wertvolle Lebensräume für Mensch und Tier. Umso wichtiger ist es, beim Kauf von Grillkohle genau hinzuschauen. Grillkohle aus heimischen Hölzern oder auch aus Abfallprodukten, wie z.B. Olivenkernen, die bei der Verarbeitung von Oliven anfallen, können helfen, die letzten Tropenwälder der Erde zu schützen.

Wo kommt die Grillkohle her?

Da die Branche nicht besonders zu Transparenz bereit ist, fällt es größtenteils schwer, die Herkunft der Grillkohle auszumachen. Aufdrucke wie „kein Tropenholz“, „Naturprodukt“ oder „aus natürlicher Herkunft“ sind leider keine Garantie für Tropenwaldfreie Holzkohle! Nur mittels der Analyse durch Experten ist der Ursprung des Tropenholzes in der Grillkohle zu bestimmen. Ein Großteil der Kohle kommt aus Afrika und Südamerika. Das Kohlegeschäft ist verknüpft mit illegalem Holzeinschlag, Raubbau, Ausbeutung und Korruption, welche die Umweltzerstörung und Armut in den Herkunftsgebieten weiter vorantreiben. Ein Test des WWF zeigte im Sommer 2018, dass ganze 61 Prozent der Kohleprodukte risikobehaftet sind, weil sie zum Beispiel aus Regionen mit umfangreichem illegalen Holzeinschlag stammen oder die verwendeten Hölzer falsch deklariert wurden. Insbesondere Nigeria und Paraguay sind die bedeutende Lieferanten für Grillkohle. In Paraguay ist hauptsächlich ein Gebiet von der massiven Abholzung betroffen: Es handelt sich hierbei um den tropischen Trockenwald Gran Chaco. 

Der Gran Chaco ist eines der größten Ökosysteme Lateinamerikas, nur der Amazonas-Regenwald ist größer. Der Chaco ist Heimstätte für seltene Arten wie Jaguare, Tapire, Pekaris oder Ameisenbären. Zudem leben in den entlegenen Gebieten des Chaco einige der letzten unkontaktierten Völker des Kontinents. Im Gegensatz zum niederschlagsreichen Amazonas-Regenwald ist der Chaco bei uns jedoch beinahe unbekannt. Außerhalb des Blicks der Weltöffentlichkeit schreitet so der Raubbau massiv voran. 

Welche Auswirkungen hat die Vernichtung von Wäldern für Grillkohle auf die Region und die Menschen vor Ort?

Armut und Korruption sind die Treiber der Waldvernichtung in den Tropen. Durch die Herstellung und den Verkauf von Holzkohle haben die Menschen ein kleines Einkommen. Zusätzlich betreiben sie zumeist noch Landwirtschaft oder Viehzucht. Doch auch wenn durch die Köhlerei Einkommen generiert werden, sind diese leider nicht nachhaltig. Die abgeholzten Flächen werden zumeist nicht wieder aufgeforstet, starke Regen führen zur Bodenerosion, so dass die fruchtbare Erdkrume weggespült wird. Die Landschaft verwüstet, auch Landwirtschaft ist so nicht auf Dauer möglich. Spätestens für die nächsten Generation sieht die Lage also noch schlechter aus als für ihre Eltern.

Wie wird Grillkohle in den Tropen hergestellt?

Die Herstellung von Kohle etwa aus Nigeria verläuft auf sehr traditionelle und einfache Weise. Kohlenbrenner*innen, auch Köhler*innen genannt, fällen Bäume – häufig auch auf geschützten Gebieten – und sammeln so eine große Menge Holz an. Das gesammelte Holz wird auf einen Haufen geworfen, mit Erde bedeckt und angezündet. Durch die geringe Sauerstoffzufuhr verglimmt es in diesem sogenannten Erdmeiler nur langsam bis es nach elf Tagen zu Kohle geworden ist. Wenn die so entstandene Holzkohle sich abgekühlt hat, wird sie in Säcke gepackt und zur weiterverarbeitenden Fabrik transportiert. Kohlenbrenner*innen unterhalten meistens mehrere dieser Erdmeiler. 

Wie gelangt Grillkohle aus Tropenholz auf den deutschen Markt?

Durch eine Gesetzeslücke sind die Anbieter von Grillkohle nicht verpflichtet, die Herkunft des Holzes anzugeben. Davon machen auch viele Hersteller Gebrauch und vermeiden sogar sämtliche Angaben über den Ursprung des Inhalts. Sobald die Kohle den deutschen Markt erreicht hat, kann sie als legal verkauft werden; selbst dann, wenn das Holz für die Grillkohle aus Raubbau stammt oder illegal geschlagen wurde. Das Gesetz, welches hier eine Lücke aufweist, ist die europäische Holzhandelsverordnung (EUTR), die sicherstellen soll, dass nur legales Holz in die EU gelangt. Sie bezieht sich bislang nicht auf Grillkohle und Briketts, so dass keine Kontrollen stattfinden. Das muss sich ändern – doch bis es zu einer Änderung der Verordnung kommt, sollten Sie als Verbraucher darauf achten, Holzkohle aus Tropenholz zu vermeiden und auf heimische Grillkohle oder Alternativen zurückzugreifen. Dies hat noch einen weiteren Vorteil: denn auch kurze Transportwege belasten die Umwelt weniger mit dem Treibhausgas CO2

Alternativen zu konventioneller Grillkohle

Was vom Maiskolben übrig bleibt, wenn die Körner abgepult sind, ist wunderbares Grillmaterial. Die getrockneten Maisspindeln aus der industriellen Körnermaisherstellung können jetzt als nachhaltiger Grillkohle-Ersatz gekauft werden, zum Beispiel MAISTER-Grillkolben von ClouBBQ. Die Kolben brennen bis zu 800 Grad heiß und sollen weniger rauchen als herkömmliche Holzkohle. Auch mit einem anderen Abfallprodukt lässt sich prima grillen: mit Olivenkernen aus der Olivenölproduktion aus Südeuropa, zum Beispiel von OlioBric.

Wenn es Holzkohle sein soll, dann nur aus heimischen Hölzern mit Naturland- oder FSC-Siegel. Große Anbieter von Grillkohle aus Buchen- und/oder Eichenholz sind etwa proFagus oder NERO mit dem Naturland-Biosiegel. So vermeiden Sie Tropenholz in Grillkohle. Auf Holzkohle ohne Siegel sollten Sie besser verzichten. Zwar werben viele Anbieter mit „kein Tropenholz“, „natürliche Herkunft“ oder „aus bewirtschafteten Forstbeständen“. Doch ohne Siegel bleiben dies alles nur Versprechungen ohne Prüfung und Beleg. Übrigens: Das DIN-Prüfzeichen zeigt nur an, dass die Holzkohle keine Schadstoffe wie Pech, Erdöl oder Kunststoffe enthält. 

Worauf sollte ich bei Grillfleisch achten?

Nicht nur die Kohle, sondern auch das Grillgut sind ein Thema, dass beim Grillen betrachtet werden sollte. Denn Billig-Fleisch aus Massentierhaltung ist ein Regenwald-Fresser. Denn das Soja für das Futter stammt auch aus Monokulturplantagen in Brasilien, für die Viehweiden, Ackerland und Amazonas-Regenwald weichen mussten. Bio-Fleisch aus heimischen Betrieben dagegen schützt den Regenwald! Hier kann man auf die Bioland, Naturland, Demeter oder Neuland-Logos achten, um eine Fütterung mit Soja – noch dazu gentechnisch verändertem Soja – zu vermeiden. Das EU-Bio-Siegel reicht da leider nicht aus. Wer es genau wissen möchte, macht sich in dem neuen OroVerde-Positionspapier zu Soja und Fleisch schlau. Inzwischen gibt es aber auch viele fleischlose Alternativen für den Grill. 

Wie lässt sich Müll beim Grillen reduzieren?

Müllberge sind nicht schön und verschwenden viele Ressourcen. Die Rohstoffe für Plastikbesteck, das aus Erdöl hergestellt wird, und Alu-Grillschalen, die Bauxit enthalten, lagern oft in Regenwaldgebieten. Für deren Gewinnung werden riesige Waldflächen abgeholzt oder verschmutzt, so etwa im Amazonasregenwald Brasiliens und Ecuador. Alternativen zu Alufolie und Grillschalen sind zum Beispiel wiederverwertbare Edelstahlschalen, Bananen- oder Kohlblätter, gusseiserne Pfannen oder einfach eine kleine Auflaufform mit Deckel. 

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