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Alle 90 Sekunden verschwindet eine Waldfläche von der Größe eines Fußballfeldes allein für die EU-Importe. Die EU gilt somit als zweit größte Importeurin von Produkten, die mit Entwaldung in Verbindung stehen. Als Teil des Aktionsbündnisses #Together4Forests hat OroVerde sich daher über zwei Jahre lang für ein EU-Gesetz eingesetzt, das die Einfuhr Regenwald schädigender Produkte in die EU verhindert – mit Erfolg!

Am 5. Dezember 2022 einigten sich EU-Kommission, Minister*innenrat und das europäische Parlament auf einen finalen Gesetzesentwurf; das Ende eines langen Prozesses. Gestartet war dieser 2020 mit einer Befragung, die zu einer der erfolgreichsten Konsultationen der EU-Geschichte werden sollte. Überwältigende 1,2 Million EU-Bürger*innen waren mit uns einer Meinung: Schluss mit der Entwaldung für EU-Importe! Eine sehr gute Basis für eine erfolgreiche Kampagne. Unter dem Namen #Together4Forests wurden fortan Mails an Abgeordnete geschickt, Memes generiert, offene Briefe verfasst, Kamingespräche geführt, Kampagnenclips gedreht. 

Im November 2021 legte die EU-Kommission schließlich einen ersten lückenhaften Gesetzesentwurf vor, den der Rat noch weiter verwässerte. Die Hoffnung lag nun im Parlament, das mit humorvollen Memes davon überzeugt werden konnte: Ein starkes Gesetz ist unumgänglich, sollen die weltweiten Wälder wirklich geschützt werden.  Das Parlament entschied im Sinne der Wälder - dem laschen Ratsentwurf ein wichtiges Gegengewicht.

Ende gut, alles gut?
Bedenkt man die verheerende Bilanz des EU-Konsums, so setzt die Einigung vom 5. Dezember also wirklich einen Meilenstein. Unter Anbetracht weiterer, verpasster Möglichkeiten eines umfangreicheren Waldschutzes lässt sich aber auch sagen: Es ist noch Luft nach oben.
 

Das Gesetz im Schnellcheck

Was gut ist:
+ Kautschuk wurde in die Rohstoffpalette aufgenommen (Neben Soja, Palmöl, Kaffee, Kakao, Holz und Rinderzeugnissen)
+ Aussagekräftige Mindestkontrollrate importierender Unternehmen auf Einhaltung des Gesetzes
+ Rückverfolgbarkeit der Produkte bis zum Produktionsort
+ Legale UND illegale Entwaldung gleichermaßen ausgeschlossen, auch Walddegradierung nicht mehr möglich

Was besser werden muss:
- Degradierungsdefinition noch unklar
- Finanzsektor soll nicht mit einbezogen werden
- Menschenrechte sollen allein nach jeweiligem nationalen Recht des jeweiligen Produktionslands berücksichtigt werden
- Zugrundeliegende Wald-Definition schließt „andere bewaldete Flächen“ aus, eine eklatante Lücke, stammt zum Beispiel das in die EU importierte Soja zu großem Teil schon jetzt von ebensolchen Flächen. Und der Nutzdruck wird vermutlich durch das Gesetz steigen (Der Cerrado in Brasilien, zum Beispiel, fällt als Savanne größtenteils nicht in den Geltungsbereich des Gesetzes).
 

Und so geht es weiter

Die immer noch recht großen Lücken im Gesetz zeigen: Es muss noch weitergehen. Glücklicherweise ist eine Revision bereits fest in der vorläufigen Übereinstimmung verankert. Nach bereits einem Jahr soll überprüft werden, inwieweit sich die Sorgen um den veränderten Nutzdruck bestätigten. Eine Überprüfung, ob noch weitere Rohstoffe eingeschlossen werden sollen, sowie auch die Einbindung des Finanzsektors, soll in zwei Jahren stattfinden. Nun aber müssen Anfang 2023 sowohl der Rat als auch das Parlament offiziell über den gefundenen Kompromiss abstimmen.
Als Teil der Kampagne #Together4Forests und im Rahmen unseres ELAN-Projekts wird OroVerde die Verabschiedung, Implementierung und Revision des Gesetzes eng verfolgen.

 

Vielen Dank für Ihre Unterstützung

Wir bedanken und bei 206.413 Teilnehmer*innen der Meme-Aktion an die Parlamentarier*innen und für unglaubliche 1,2 Million Unterschriften bei der initialen EU-Befragung.

Zusammen ist alles möglich!

#Together4Forests – Wer steckt dahinter?

#Together4Forests ist eine Koalition aus mehr als 210 Nicht-Regierungs-Organisationen und Unterstützern. Zu den Initiatoren gehören der WWF, Greenpeace, ClientEarth, Conservation International, Environmental Investigation Agency und Wildlife Conservation Society. Die Kampagne wird zentral von Brüssel aus koordiniert, die internationalen Treffen werden online abgehalten.
Hier geht es zur offiziellen englischsprachigen Seite der Kampagne.
 

Together4Forests - Was steht auf dem Spiel?

Wälder sind für unsere Gesundheit und die unseres Planeten unverzichtbar: Sie sind für uns Menschen sogar überlebenswichtig, denn sie produzieren die Luft, die wir atmen, filtern das Wasser, das wir trinken und sind das Zuhause für rund 2/3 aller bekannten Tier- und Pflanzenarten. Sie kühlen die Luft und absorbieren Kohlenstoff aus der Atmosphäre. Kurz: Wir brauchen die Wälder und die Wälder brauchen uns! Die EU ist einer der größten Importeure von Produkten, wie Fleisch, Soja und Palmöl, für die die Wälder nachweislich abgeholzt und zerstört werden.

Nicht-nachhaltige Landwirtschaft ist der häufigste Grund für Wald- und Lebensraumverlust. Ohne dass es den meisten Menschen wirklich bewusst ist, konsumieren wir täglich Produkte mit Inhaltsstoffen, die aus Regenwäldern stammen. Noch erlaubt die Europäische Union den Import und Verkauf von Waren für deren Produktion Lebensräume zerstört wurden. Die Europäische Kommission muss endlich handeln und unsere Wälder schützen.

Zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen, dass Lebensräume rasend schnell vernichtet werden und das Artensterben in alarmierendem Tempo voranschreitet. Allein zwischen 2000 und 2012 gingen etwa 9 Mio. Hektar Tropenwald weltweit verloren – das entspricht der Fläche Portugals – und das jedes Jahr! Rechnet man das um, verschwindet alle 2,5 Sekunden Tropenwald von der Größe eines Fußballfeldes! Wobei Landwirtschaft mit Abstand der größte Treiber des Waldverlustes in den Tropen ist. Wenn wir es nicht schaffen, Abholzung sowie das Wald- und Artensterben zu stoppen, werden wir den Kampf gegen den Klimawandel verlieren und unsere Umwelt wird kollabieren.

Die EU ist einer der größten Importeure nicht nachhaltig angebauter Rohstoffe wie Palmöl, Soja und Fleisch, aber auch Zellstoff, Kaffee und Kakao: 36 % der global gehandelten Rohstoffe, für die Tropenwald gefällt wird, werden in die EU geliefert. So ist es auch jeder einzelne von uns, der zur Abholzung beiträgt. Dies geschieht durch unseren täglichen Konsum, indem wir Produkte kaufen, verwenden und verbrauchen: Der Schokoriegel mit Palmöl in unserem Einkaufskorb, das Schnitzel vom Discounter oder das neue Smartphone - in all diesen Alltagsprodukten steckt ein Stück tropischer Regenwald. Mehr dazu erfahren Sie in unseren Verbrauchertipps.

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OroVerde - Die Tropenwaldstiftung
Telefon: 0228 24290-0
info[at]oroverde[dot]de

Fotonachweis: Ulet Ifansasti / Greenpeace (Bagger im Regenwald, abgebrannter Regenwald), EU (EU-Emblem), movetheuniverse/ Shutterstock (Header).

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