Wusstest du, dass es im tropischen Regenwald – ähnlich wie bei einem Hochhaus - mehrere Stockwerke gibt? Einen Stockwerkbau gibt es zwar in unseren Wäldern auch, aber die des Regenwaldes sind deutlich ausgeprägter. Die einzelnen Etagen bieten den vielen Tieren und Pflanzen unterschiedlichste Lebensräume. Daher haben sich viele Arten optimal an eine dieser Schichten angepasst. Die Übergänge zwischen den Stockwerken des Regenwaldes sind aber fließend.
Vielfalt im Regenwald
Was sind die Stockwerke des Regenwaldes?
Du kannst dir die Stockwerke des Regenwaldes ähnlich wie bei einem großen Haus vorstellen. Ganz unten gibt es ein Erdgeschoss, darüber eine erste Etage mit Sträuchern und eine mittlere Etage mit kleinen Bäumen. Es folgt das Dachgeschoss, welches die Kronen der großen Bäume bilden. Über das Dach hinaus ragen die Urwaldriesen – die größten Bäume, die alle anderen Stockwerke des Regenwaldes überragen.
Das unterste der Stockwerke des Regenwaldes, die Krautschicht, reicht bis etwa einen Meter über den Boden. Hier im Erdgeschoss wachsen Moose und kleinere Pflanzen wie beispielsweise einige Farnarten. Wie in der untersten Etage eines Hauses gelangt nur wenig Sonnenlicht bis zu dieser Schicht. Um trotzdem so viel Licht wie möglich aufzunehmen, haben die Pflanzen große Blätter. Unter den tierischen Bewohnern der Krautschicht sind viele Insekten und Kleinstlebewesen. Sie bauen herabfallendes Laub und totes Holz ab. Aber es gibt auch größere Tiere hier unten, zum Beispiel Tapire, Tiger oder das Gürteltier.
Die Strauchschicht geht von einem bis zu acht Metern weit nach oben. Wie in der darunter liegenden Etage herrscht auch in dieser Ebene Lichtmangel. Es gibt keinen dichten Bewuchs mit Pflanzen. Hier wachsen Sträucher mit großen Blättern, kleine Palmenarten und Büsche. Zudem ist die Strauchschicht Lebensraum des Grünen Baumpythons und kleinerer Tiere, wie zum Beispiel Kolibris, Blattschneiderameisen.
In acht bis 20 Metern Höhe bilden kleinere Baumarten wie Gummibaum, Kakao und weitere Pflanzen die mittlere Etage, die untere Baumschicht. In einem Haus wäre das in etwa die erste bis sechste Etage. Da die untere Baumschicht auch eines der Stockwerke des Regenwaldes ist, in denen Lichtmangel herrscht, ist sie insgesamt eher dünn bewachsen. Um die wenigen Lichtstrahlen in dieser Ebene optimal nutzen zu können, wachsen die Bäume in den Kegeln des Sonnenlichtes schmal nach oben. Auch Palmen und Baumfarne gedeihen hier besonders gut. Tierische Bewohner sind z. B. Pfeilgiftfrösche, Nasenbären und tropische Schmetterlinge.
Die obere Baumschicht des Regenwalds befindet sich in 25 bis 40 Metern Höhe – verglichen mit einem Haus wäre das die achte bis 15. Etage. In diesem Stockwerk reiht sich Baumkrone an Baumkrone zum dicht bewachsenen Kronendach, welches von oben viel Sonnenlicht erhält. Hier wohnen die meisten Tiere des Regenwaldes, zum Beispiel Faultiere, Baumschlangen und verschiedene Affenarten. Auch Baumsteigerfrösche fühlen sich in diesem Stockwerk wohl.
Die höchsten Bäume in den tropischen Regenwäldern überragen das Kronendach – sie heißen auch Überständer. Anders als die unteren Stockwerke des Regenwaldes bilden diese Bäume keine geschlossene Schicht, sondern treten vereinzelt oder in kleinen Gruppen auf. Mit einer Höhe von ungefähr 50 bis 80 Metern sind sie mindestens so hoch wie ein 16-stöckiges Haus. Anders als bei einem Hochhaus braucht es aber viele Jahre bis die Urwaldriesen so groß sind. Einige von ihnen sind sogar mehrere hundert Jahre alt. In dieser obersten Etage des Regenwaldes sind vor allem Vögel zuhause: bunte Aras und Tukane fliegen in dieser schwindelerregenden Höhe.
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Julia Schätzlein
Referentin
Bildung für nachhaltige Entwicklung
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Fotonachweis: Özi's Comix Studio (Illustrationen, Kronendach), K. Wothe (Aras, Tapir), T. Wiersberg (Krautschicht), K. Klewer (untere Baumschicht), OroVerde (Urwaldriesen) / E. Mannigel (Strauchschicht) / M. Metz (Brettwurzeln)