Kannst du dir eine Schlange vorstellen, die in etwa so lang ist wie ein Bus? Kaum zu fassen, aber die grüne oder große Anakonda kann tatsächlich bis zu 9 Meter lang werden. Erfahre hier mehr über die riesige Würgeschlange aus dem Amazonas-Regenwald und lass dich auf einen der spektakulärsten Bewohner des Regenwaldes ein.
Steckbrief
Grüne oder große Anakonda (Eunectes murinus, Eunectes akayima)
Arten: nördliche grüne Anakonda (Eunectes akayima) und südliche grüne (Eunectes murinus)
Klasse: Reptilien
Familie: Boas
Ordnung: Schuppenkriechtiere
Verbreitung: In allen Gewässern tropischer Regenwälder in Südamerika, vor allem im Orinoco- und Amazonasbecken
Nahrung: Wasserschweine, kleine Säugetiere und Vögel, aber auch kleinere Hirsche, Kaimane oder andere Schlangen, im Grunde alle verfügbaren Wirbeltiere mit geeigneter Größe
Besonderes: Anakondas zählen zu den größten und schwersten Schlangen der Welt. Mit einem Gewicht von bis zu circa 250 Kilogramm und einer Länge bis zu 9 Metern, ist es ihr ein Leichtes ihre zum Teil sehr große Beute zu erwürgen und im Ganzen zu verschlingen.
Räumlich riechen, wie geht das denn?
Anakondas verfügen, da sie schlecht sehen und hören können, über andere faszinierende Sinnesorgane mit denen sie sich orientieren. Zunächst können sich Anakondas mit ihrer gespaltenen Zunge ein Bild von ihrer Umgebung machen: beim schlangentypischen Züngeln nehmen die Tiere Duftstoffe auf und führen sie zum Jacobson-Organ in ihrem Gaumendach. Wie viele Wirbeltiere besitzen auch Anakondas dieses spezielle Geruchsorgan. Dort können sie die Duftspuren analysieren und aufgrund der gespaltenen Zunge sogar verorten aus welcher Richtung der Geruch gekommen ist. Sie riechen tatsächlich räumlich. Außerdem können Anakondas Wärme orten und sehen infrarot, wodurch sie warmblütige Beutetiere aufspüren können. Mit ihrer sensiblen Haut spürt die Anakonda selbst feinste Vibrationen von potentiellen Beutetieren oder Angreifern. Anakondas haben wirklich ganz andere Sinnesorgane als wir Menschen. Oder hast du schonmal versucht, räumlich zu riechen?
Perfekt getarnter Lauerjäger
Anakondas warten versteckt im Wasser auf ihre Beute. Durch ihre Tarnfärbung ist die Schlange praktisch unsichtbar für ihre Beute. Mit ihrem Aussehen ist sie perfekt angepasst an ihre Umgebung und Jagdtechnik. Das sind die Merkmale der Anakonda:
- Kleiner, deutlich abgesetzter Kopf
- Kräftige, muskulöse Statur mit einer sehr biegsamen Wirbelsäule
- Braunes- bis olivgrünes Schuppenkleid mit schwarzen Flecken auf dem Rücken
- Helle Bauchseite
- Schwarze, gegabelte Zunge
- Nasenlöcher und Augen auf der Kopfoberseite
- Hinter den Augen zwei parallele Streifen
Tödliche Umarmung
Die Anakonda hat eine sehr ausgefeilte Jagdtechnik und ist perfekt an ihr nasses Jagdgebiet angepasst. Kommt nun ein Beutetier etwa beim Trinken zu nahe an den lauernden Jäger so beißt die Anakonda blitzschnell zu und umschlingt ihr Opfer mit ihrem Körper. Anakondas sind Würgeschlangen und nicht giftig, so tötet die Anakonda ihr Opfer nicht durch ihren Biss, sondern mithilfe ihres muskulösen Körpers. Bei jedem Ausatmen zieht die Schlange ihre Umarmung etwas enger bis ihr Opfer schließlich erstickt oder durch den Druck die Blutzufuhr zum Gehirn unterbrochen ist. Manchmal gelingt es der Schlange auch ihr Opfer unter Wasser zu ziehen und es so zu ertränken. Anschließend verschlingt sie ihre Beute im Ganzen und mit dem Kopf voran. Da ihre Beutetiere teils sehr groß sind (Hirsche, Kaimane, Jaguare) muss die Schlange ihren sehr dehnbaren Kiefer aushaken um die Beute im Ganzen verschlingen zu können.
Fastenweltmeister
Nach erfolgreicher Jagd dauert der Verdauungsprozess der Anakonda mehrere Tage in denen sie ihren Stoffwechsel enorm hochfährt. Es wurde sogar beobachtet, dass die Organe der Tiere auf ein Vielfaches anwachsen in der Verdauungsphase und danach wieder schrumpfen für die nächsten futterlosen Monate. Das lohnt sich bei Anakondas auch, denn sie sind wahre Fastenmeister. Es wurde sogar eine Anakonda beobachtet, die 500 Tage ohne Futter auskam, das ist mehr als ein Jahr! Aber auch unter normalen Umständen fressen Anakondas nur ein paar Mal im Jahr.
Schon gewusst?
- Mit bis zu 9 Metern Länge sind Anakondas gemeinsam mit dem Netzpython die längsten Schlangen der Welt.
- Bis zu 250 Kilogramm können Anakondas wiegen und sind damit die schwersten Schlangen der Welt.
- Anakondas können sehr gut schwimmen und sogar bis zu 45 Minuten tauchen.
- Ihren Nachwuchs bringen die Riesenschlangen lebend zur Welt.
- Im Beckengürtel besitzen Anakondas noch Überreste von Beinen, die sogenannten Aftersporne
- Nach einer guten Mahlzeit kann eine Anakonda bis zu 500 Tage ohne Nahrung auskommen
- Anakondas galten bisher aufgrund ihrer weiten Verbreitung als nicht gefährdet. Doch das könnte sich nun ändern: Es wird vermutet, dass die Grüne Anakonda in Wahrheit zwei verschiedene Arten umfasst. Dies würde bedeuten, dass beide Arten doch als gefährdet einzustufen sind. Vor allem die neu entdeckte nördliche grüne Anakonda wäre dann stärker gefährdet, da sie ein kleineres Verbreitungsgebiet hat.
Neue Entdeckung: Gibt es zwei Arten der grünen Anakonda?
Spannende Neuigkeiten aus dem südamerikanischen Regenwald: Die Grüne Anakonda ist wahrscheinlich gar nicht eine Art, wie bisher angenommen, sondern teilt sich genetisch in zwei sehr unterschiedliche Arten auf. Diese bahnbrechende Entdeckung veröffentlichten Forschende im Februar 2024. Beide Arten sehen zwar identisch aus, variieren aber genetisch um ganze 5,5 Prozent. Zum Vergleich: Menschen und Schimpansen unterscheiden genetisch sich um etwa 2 Prozent. Untersuchungen ergaben, dass es klare genetische Unterschiede zwischen den Würgeschlangen im nördlichen und im südlichen Verbreitungsgebiet gibt. Expert*innen schlagen deshalb vor, dass in Zukunft zwischen der nördlichen und der südlichen grünen Anakonda unterschieden werden soll.
Fortpflanzungsknäuel?
Wenn die Trockenzeit gekommen ist und die Paarungszeit der Anakondas beginnt, zeigt sich das einmalige Paarungsverhalten der Riesenschlange. Das deutlich größere und schwerere Weibchen lockt das Männchen an, indem es Lockduftstoffe entsendet, sogenannte Pheromone. Doch es kommt nicht nur ein Männchen der Aufforderung des Weibchens nach. Wenn ihr jetzt glaubt, es käme zu Rivalitätskämpfen zwischen den Männchen, liegt ihr falsch. Alle Tiere umschlingen sich friedlich und es entsteht ein Paarungsknäuel, in dem sich bis zu 13 Männchen mit einem Weibchen verknoten. Dieses Paarungsknäuel bleibt mehrere Wochen zusammen und muss sich sogar gemeinsam fortbewegen.
Lebende Schlangenbabys
Nach circa 6-8 Monaten Tragezeit bringt das Weibchen bis zu 80 Jungtiere zur Welt. Hier gibt es noch eine Besonderheit: Die kleinen Anakondas schlüpfen nicht aus Eiern, sondern werden lebend geboren, was bei Schlangen sehr selten ist. Die fast einen Meter langen kleinen Schlangen sind sofort selbstständig. Sie wachsen sehr schnell und sind mit drei Jahren bereits länger als eine Tür hoch ist, ganze 3 Meter messen sie dann! Da Anakondas eine solche Körpergröße erreichen, haben sie irgendwann fast keine natürlichen Feinde mehr. Nur große Kaimane oder Jaguare könnten vor allem den Jungtieren noch gefährlich werden.
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Julia Schätzlein
Referentin
Bildung für nachhaltige Entwicklung
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Fotonachweis: Özi's Comix Studios (Illustartionen und Zeichnungen: Schlangen und Urwald), Pxhere.de (Anakondabild im Steckbrief), Philip Gondecki (Anakonda im Unterholz), Dave Lonsdale, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/legalcode) (Anakonda auf Boden), Elke Mannigel (Wasserschwein; Capybara), Konrad Wothe (Anakonda auf Wiese)