Ein Tier, das ein bisschen nach Zebra, Pferd und Giraffe gleichzeitig aussieht? Klingt nach einem Fabelwesen, aber das Okapi gibt es tatsächlich. Im dichten Tropenwald des Kongobeckens ist es zuhause.
Steckbrief:
Name: Okapi (lat. Name: Okapia Johnstoni)
Familie: Giraffen (lat. Name: Giraffidae)
Ordnung: Paarhufer (lat. Name: Artiodactyla)
Verbreitungsgebiet: in Tropenwälder des Kongobeckens
Ernährung: Blätter und Knospen von Bäumen, Gräser, Pilze
Alter: Bis zu 20 oder 30 Jahre
Gewicht: 200 bis 300 kg
Größe: Schulterhöhe: 1,50 bis 1,70 m und mit Kopf bis circa 2,50 m groß
Aussehen: Okapis sehen ein wenig wie eine Mischung aus Zebra, Pferd und Giraffe aus. Okapi-Männchen haben zwei nach hinten wachsende Hörner auf der Stirn, während Okapi-Weibchen nur kleine Hügel an der gleichen Stelle haben.
Besonderheiten: Die weiblichen Okapis werden etwas größer als die männlichen. Dieses Phänomen nennt man in der Biologie Sexualdimorphismus.
Okapis sind nur in einem Land der Welt zu finden – nämlich in der Demokratischen Republik Kongo in Zentralafrika. Hier bewohnen sie den dichten Ituri-Tropenwald im Kongobeckens. Früher gab es sie auch in Uganda, wo sie jedoch inzwischen ausgestorben sind. Verwandt sind die Okapis mit den Giraffen. Aufgrund ihres besonderen Aussehens werden diese Paarhufer auch Waldgiraffen, Kurzhalsgiraffen oder manchmal auch Zebragiraffen genannt.
Vegetarier mit vier Magenkammern
Okapis fressen verschiedene Blätter, Früchte, Gräser oder Pilze. Aber sie sind dabei sehr wählerisch und picken sich aus dem üppigen Speiseangebot des Regenwaldes nur ganz bestimmtes Futter raus. Vor allem Pflanzen, die auf Lichtungen der Sonne schnell entgegenstreben, sind die Lieblingsspeise der Okapis. Um an Vitamine und Mineralstoffe zu kommen, essen sie sogar ganz ungewöhnliche Dinge: mineralhaltigen Lehm oder verbrannte Holzkohle, etwa wenn ein Baum von einem Blitz getroffen wurde. Am merkwürdigsten ist jedoch ihr Appetit für Fledermauskot, auch Guano genannt. Dieser enthält besondere Mineralien und ist oft in hohlen Baumstämmen zu finden.
Sie sind Wiederkäuer, genau wie ihre Verwandten die Giraffen oder auch Kühe, und haben vier Magenkammern. Anders als Menschen verdauen sie ihre Nahrung nicht direkt, sondern leiten das Gekaute von einer Magengrube zur nächsten und auch zurück zum Mund, wo sie es wiederkäuen. Das hilft den Okapis dabei, die Pflanzenkost besser zu verdauen und zu verwerten.
Lange blaue Zunge mit Sonnenschutzfaktor
Genau wie bei ihren Verwandten, den Giraffen, hat die Zunge von Okapis eine etwas außergewöhnliche Farbe: Blau. Nur die Spitze ist durch einen dunklen Farbstoff in der Haut, dem Melanin, dunkellila gefärbt, um sie vor Sonnenbrand zu schützen. Diese stecken die Okapis nämlich gerne raus, um vor allem auf Lichtungen Knospen und Gräser zu greifen und Blätter und Triebe von den Bäumen zu pflücken. Um dies so leicht wie möglich zu machen, ist die Zunge außerdem sehr beweglich und stark. Die Zunge ist auch sehr lang: 30 bis 45 Zentimetern sind sogar so lang, dass sich die Tiere damit selber hinter den Ohren putzen können. Ganz schön praktisch!
Wasserdichtes Fell, Tarnung und Geheimsprache: Okapis sind Meister der Anpassung
Okapis sind perfekt an ihren Lebensraum im dichten Kongo-Regenwald angepasst und haben einige Tricks auf Lager.
Die auffälligen Streifen an den Beinen des Okapis heißen im Englischen „Follow me“-Streifen (also „Folge mir“-Streifen). Ein Okapi-Kalb nutzt diese, um immer schön dicht hinter seiner Mutter zu bleiben. Erstaunlicherweise sind diese Streifen auch eine tolle Tarnung. Weil sie dem Muster der Sonnenstrahlen ähneln, die durch das Blätterdach fallen, machen sie das Okapi aus der Ferne fast unsichtbar. Okapis sind für ihren gefährlichsten Fressfeind, den Leoparden, nicht nur schlecht zu sehen, er kann sie auch schlecht hören: Das dunkle, seidige Okapi-Fell fällt in keine Richtung, sondern ist gerade aufgerichtet. Blätter und Äste streichen so lautlos über die Haare hinweg. Das sorgt dafür, dass die Okapis nirgendwo hängenbleiben und sich geräuschlos durch den Wald bewegen. Zudem unterhalten sich Okapis in einer "Geheimsprache". Sie nutzen sehr tiefe Töne, den Infraschall, die wir Menschen und auch viele Raubtiere nicht hören können. Infraschall hat einen weiteren Vorteil: Er kann selbst im dichtesten Urwald auf eine sehr große Entfernung gehört werden. Das ist besonders praktisch, wenn sich Einzelgänger wie das Okapi doch mal unterhalten möchten.
Um sich von der dauerhaften Nässe zu schützen, die im Tropenwald herrscht, gibt die Haut der Okapis ein dunkles Öl ab, das wasserabweisend wirkt. Stell dir vor, du hättest eine richtig wasserdichte Regenjacke direkt auf deiner Haut!
Okapi-Kälber verborgen im Unterholz
Okapis sind in der Regel Einzelgänger, außer in der Paarungszeit. Die Schwangerschaft dauert 14 bis 16 Monate. Nach der Geburt folgt das Kalb seiner Mutter meist zwei bis drei Tage auf Schritt und Tritt. In dieser Zeit muss die alleinerziehende Okapi-Mutter ihr Kalb gut vor Fressfeinden schützen. Nach diesen wenigen Tagen versteckt sich das Kalb für etwa sieben Wochen an einem geschützten Ort und bewegt sich nicht mehr von der Stelle. Die Mutter besucht es nur ein paar kurze Male pro Tag, um es zu stillen. Muss das Junge verteidigt werden, kommt die Mutter mit kräftigen Huftritten zur Hilfe.
In den ersten vier bis sechs Wochen muss das Kalb nichts ausscheiden. Das erschwert es den Fressfeinden, sie mit ihren empfindlichen Nasen aufzuspüren. Die ersten drei Monate ernährt sich das Kalb zum Großteil von der nährstoffreichen Muttermilch, nach zwei Monaten aber auch zum Teil von weichen Blättern. Nach sechs Monaten wird dem Kalb die Milch entwöhnt und es muss vollständig auf pflanzliche Nahrung umsteigen.
Gut versteckt und spät entdeckt
Der indigenen Bevölkerung im Kongo-Becken war das Okapi schon lange bekannt, doch um 1900 herum wurde es auch von den Europäern als eines der letzten größten Säugetiere entdeckt. 1901 wurde das erste Foto von ihm geschossen! Fast alles, was wir über Okapis wissen, haben wir über ihre Haltung in Zoos erfahren. In der Wildnis sind Okapis nämlich nur sehr schwer zu finden. Deshalb wissen wir nicht einmal, wie alt sie in freier Wildbahn werden können.
Das Okapi in Gefahr?
Leider gilt das Okapi als eine bedrohte Art. Obwohl ihr Regenwald eigentlich geschützt ist, stellt die illegale Abholzung der Wälder die größte Gefahr dar. Die Rodungen des Kongo-Regenwaldes führt zu weniger Lebensraum und immer kleiner werdenden Territorien. Außerdem werden sie auch von Menschen für ihr Fleisch und auch ihr Fell gejagt. Die langen Schwangerschaften des Okapis, bei dem nur ein einzelnes Kalb geboren wird, erschweren es außerdem, die Population anzukurbeln. Die Schätzungen der wildlebenden Okapi-Population in der Demokratischen Republik Kongo schwanken sehr, denn es ist sehr schwer, wildlebende Okapis aufzuspüren; Forscher*innen gehen von einer Zahl zwischen nur 5.000 und maximal 30.000 Individuen aus. Deshalb ist es umso dringlicher, dass der Lebensraum dieser Tiere geschützt wird!
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Julia Schätzlein
Referentin
Bildung für nachhaltige Entwicklung
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Bildnachweis: Özi's Comix Studio (Illustration Titelbild), Martin Harvey (Okapi-Männchen von der Seite, Okapi mit ausgestreckter Zunge), pxhere (Okapi versteckt hinterm Baum), Center for National Forestry Research (Bulldozer).