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Habt ihr euch schon einmal gefragt, wie die größten Spinnen der Welt aussehen und wo sie eigentlich leben? Vogelspinnen umfassen viele hundert Arten und sind weltweit verbreitet. Sie sind nicht nur außergewöhnlich pelzig, sondern haben auch einige erstaunliche Fähigkeiten in der Jagd und der Verteidigung. Obwohl viele Menschen Angst vor ihnen haben, sind diese faszinierenden Überlebenskünstlerinnen für uns in der Regel ungefährlich.  

Steckbrief

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda

Klasse: Spinnentiere (Arachnida)  

Familie: Vogelspinnen (Theraphosidae

Verbreitung: Tropische und subtropische Regionen Asiens, Afrikas, Amerikas, Australiens und Europas 

Arten: Über 900 

Ernährung: Insekten, Spinnentiere, kleine Wirbeltiere 

Besonderheiten: Es gibt die Vogelspinne in unterschiedlichen Größen und in vielen verschiedenen Farben. Große Arten können eine Körperlänge von bis zu dreizehn Zentimetern aufweisen, das ist länger als ein Stück Toilettenpapier! Die kleinsten hingegen werden gerade mal zwei Zentimeter lang. Die Tiere besitzen vier Beinpaare, sowie vorne zwei Taster, die aussehen wie kurze Beine. Außerdem haben sie nicht nur zwei Augen wie wir Menschen, sondern ganze acht.

Vielfältige Lebensweise

Die ersten Vogelspinnen lebten bereits vor etwa 300 Millionen Jahren auf der Erde. Man findet sie heute auf verschiedenen Kontinenten wie Afrika, Südamerika, Nordamerika, Europa und Australien. Also auf allen außer Antarktika! In Europa leben die meisten Vogelspinnen in warmen Ländern wie Zypern, Spanien, Italien oder auch in Portugal. Es gibt sehr viele unterschiedliche Arten und damit auch verschiedene Lebensräume, in denen sie sich wohlfühlen. So leben einige Arten auf Bäumen, während andere sich Höhlen unter der Erde bauen oder auch im Gebüsch leben. Manche von ihnen leben sogar in Höhlen bis zu 800 Metern Tiefe! Je nach Lebensraum haben die Tiere unterschiedlich ausgeprägte Fähigkeiten, die sie für ihr Überleben brauchen. So können beispielsweise die baumbewohnenden Spinnen sehr gut springen, während die Bodenbewohnerinnen sehr gut graben können. Die Vogelspinnen, die von den amerikanischen Kontinenten stammen, unterscheiden sich zu ihren afrikanischen Verwandten meistens durch ihre vorhandenen Brennhaare, die sie zur Verteidigung ihren Angreifern entgegen schleudern können. Auch die Stärke ihres Giftes ist unterschiedlich hoch. Dieses ist nämlich bei den Arten der anderen Kontinente, wie beispielsweise Afrika, im Durchschnitt um einiges stärker! Diese Spinnen nutzen Bisse oft früher als ihre Verteidigung, da sie keine Brennhaare zur Verfügung haben.

Die Riesenvogelspinne (Theraphosa blondi) – Die größte Spinne der Welt

Die Riesenvogelspinne ist die größte Spinne der Welt. Sie ist im südamerikanischen Regenwald zuhause. Die Weibchen können bis zu zwölf Zentimeter lange Körper haben, mit den Beinen zusammen sogar eine Spannweite von 30 Zentimetern. Wenn du deinen Collegeblock vor dir liegen hast, stell dir vor, dass die Beine der Riesenvogelspinne bis an die Ränder reichen! Sie können außerdem bis zu 170 Gramm schwer werden, das ist so viel wie ein Apfel von mittlerer Größe! Während die Männchen längere Beine als die Weibchen haben, können die Weibchen insgesamt größer werden als die Männchen. Die Riesenvogelspinne wird im Verhältnis zu anderen Spinnenarten sehr alt, die Weibchen können über 30 Jahre alt werden, die Männchen allerdings nur drei bis sechs Jahre, da diese oftmals bereits nach ihrer ersten Fortpflanzungszeit sterben. Die Kieferklauen, die die Spinne zum Jagen verwendet, können bis zu zweieinhalb Zentimeter lang werden.

Geschickte Jägerin

Im Gegensatz zu den Angewohnheiten der meisten Spinnentiere spannt die Riesenvogelspinne keine hängenden Netze, da sie lieber auf dem Boden bleibt und nicht gerne klettert. Sie webt feine Netze um ihr Zuhause herum, durch die sie schnell merkt, ob ein kleines Tier als leckeres Essen in der Nähe ist. 

Die Augen der Riesenvogelspinne sind sehr klein und können nicht gut sehen. Sie kann aber Vibrationen und chemische Signale in der Umgebung wahrnehmen und somit spüren, wo sich Räuber und Beutetiere befinden. Sie ist eine Lauerjägerin, das bedeutet, sie kann geduldig auf den Angriff warten und blitzschnell zuschlagen, wenn sich eine Beute nähert. Ihre Beute besteht hauptsächlich aus Insekten und kleinen Wirbeltieren, einschließlich Mäusen, Echsen und Fröschen. Sobald die Beute mit den langen Mundwerkzeugen und den kräftigen Beinen ergriffen wurde, bringt die Spinne ein Gift ein, welches dafür sorgt, dass sich die Beutetiere nicht mehr bewegen können und innen so flüssig werden, dass sie die Spinne wie einen Milchshake schlürfen kann. 

Eindrucksvolle Verteidigung

Trotz ihrer beeindruckenden Größe und kräftigen Beißwerkzeuge verlassen sich die Riesenvogelspinnen, falls sie sich bedroht fühlen, hauptsächlich auf ihre brennenden Härchen als erste Verteidigung. Sie benutzen ihre Hinterbeine, um diese feinen, stacheligen Haare von ihrem Hinterleib in Richtung des Angreifers zu schleudern. Bevor sie das tun, geben sie oft noch zischende, bedrohlich klingende Laute von sich. Die geschleuderten Haare können Hautreizungen verursachen und sind besonders unangenehm, wenn sie in die Augen oder Atemwege gelangen. Wenn diese erste Verteidigung nicht ausreicht, kann die Spinne auch beißen. Obwohl der Biss schmerzhaft ist, ist das Gift für Menschen in der Regel nicht tödlich und in etwa vergleichbar mit einem Wespenstich.

Aus der Haut gefahren

Um zu wachsen und geschädigte Haut zu reparieren, kann sich die Spinne häuten. Während dieser Zeit verhalten sich die Tiere besonders ruhig und zurückgezogen, da sie in dieser Lebensphase sehr verletzlich sind. Sie legen sich dazu auf die Seite oder auf den Rücken und beginnen, sich aus ihrer alten Haut zu pressen. Dieser Prozess kann mehrere Stunden dauern. Nach der Häutung benötigt die Spinne einige Tage, bis ihre Haut wieder trocken und hart wird. Wenn kleine Spinnen schlüpfen, durchlaufen sie viele Häutungsschritte, um groß zu werden. Das kann je nach Spinne und wo sie leben, ein paar Jahre dauern. Während sie wachsen, fressen sie vor allem kleine Insekten. Bei jedem Schritt, den sie machen und jede Haut, die sie ablegen, werden sie größer und sehen anders aus. Am Ende sind sie große, ausgewachsene Spinnen.

Die Tarantel

Obwohl die Vogelspinne und die Tarantel auf Englisch den gleichen Namen haben, nämlich "Tarantula“ und auch sonst einige Gemeinsamkeiten, sind sie nicht genau das Gleiche! Als Taranteln werden überwiegend verschiedene große Spinnen aus der Familie der Lycosidae, also der Wolfspinnen und seltener auch einzelne Arten aus der Familie der Theraphosidae, der Vogelspinnen bezeichnet. Je nach Art unterscheiden sich die Spinnenarten voneinander. Die Taranteln werden zum Beispiel nur bis zu vier Zentimeter groß. Ihre Augen sind im Gegensatz zu der Riesenvogelspinne größer und dadurch kann sie nachts sehr gut sehen. Taranteln leben meist lieber an trockenen und sonnigen Orten mit sandigen Böden. Sie sucht auch gerne Schutz unter Felsbrocken.  

In der Regel leben Taranteln alleine und sind nachtaktiv, wobei sie tagsüber in ihren Verstecken bleiben. Man kann in der Fortpflanzungszeit jedoch ab und zu auch tagsüber männliche Spinnen sehen, die umherwandern und auf der Suche nach weiblichen Spinnen sind.

Die Apulische Tarantel (Lycosa tarantula)

Was wir unter der „eigentlichen” Tarantel verstehen, ist die Apulische Tarantel, die nach der italienischen Stadt Tarent in Apulien benannt wurde, wo sie auch anzutreffen ist. Im Mittelalter entstand dort auch das Sprichwort „Von der Tarantel gestochen” da es damals viele Fälle des sogenannten „Tarantismus” gab, der auch unter „Tanzwut” bekannt ist. Hierbei handelte es sich um chaotische Bewegungen, die Menschen zeigten und die als großes medizinisches Problem angesehen wurden, da die Menschen teilweise die Kontrolle über ihren Körper verloren und sehr krank wurden. Lange nahm man an, dass der Biss der Tarantel für diese Krankheiten verantwortlich war, aber tatsächlich ist man sich heute eigentlich sicher, dass ihr Gift nicht die Ursache dafür war! Man geht eher davon aus, dass es sich hierbei um andere Gründe wie beispielsweise eine genetische Erkrankung, Vergiftungserscheinungen oder um den Biss der Europäische Schwarze Witwe (Eine Spinne aus der Familie der Kugelspinnen) handelte, da ihr Gift für den Menschen gefährlicher ist als das der Tarantel. Aus diesen Zeiten stammt auch der süditalienische Volkstanz „Tarantella”, was auf italienisch “Kleine Tarantel” bedeutet. Dieser wurde zu diesen Zeiten als Heilritual für die erkrankten Personen aufgeführt und ist bis heute Teil der südeuropäischen Kultur.

Nicht nur Jägerin, sondern auch Beute

Obwohl Vogelspinnen und Taranteln geschickte Meisterinnen der Jagd sind, stehen sie nicht am Ende der Nahrungskette und spielen auch für andere Tiere eine wichtige Rolle im Ökosystem. Wegwespen beispielsweise zählen zu den natürlichen Feinden der Spinnen. Trotz ihres Größenunterschiedes können sie ihnen ganz schön zusetzen. Der sogenannte Tarantulafalke ist so ein Beispiel. Dabei handelt es sich um eine große Wespenart, deren Weibchen die Vogelspinnen mit ihrem Stich lähmen können. Nachdem sie das geschafft hat und die Spinne in eine sichere Höhle zerren konnte, legt sie ein Ei auf dem Körper der Spinne ab und die Larve benutzt den Körper der Spinne als Nahrungsquelle. Das endet für die Spinne in den allermeisten Fällen tödlich. Aber auch andere Tiere haben die großen Achtbeiner auf ihrem Speiseplan, wie zum Beispiel die afrikanischen Mangusten, das ist eine Gruppe von kleinen Säugetieren, die auch andere giftige Tiere jagen können. Auch Reptilien, Amphibien und Vögel können den Spinnen gefährlich werden. Sogar die Spinnen untereinander können sich gegenseitig angreifen und fressen! Und auch wenn es hier in Europa nicht üblich ist, gibt es Länder, in denen Menschen die Spinnen jagen und sie als Nahrungsmittel konsumieren. Beispiele hierfür sind unter anderem Kambodscha oder Venezuela.

Zu Unrecht einen schlechten Ruf?

Habt ihr Angst vor Spinnen, die vielleicht noch nicht einmal so groß sind wie die Vogelspinnen? Da seid ihr nicht alleine! Die Angst vor Spinnen ist bei sehr vielen Menschen verbreitet und viele fürchten sich schon vor ihrem Anblick, obwohl vielleicht andere Tiere, die auch umherkrabbeln, gar nicht zwangsläufig ungute Gefühle bei ihnen hervorrufen. Dieses Phänomen wird in der Wissenschaft als „Arachnophobie“ bezeichnet. Obwohl man bis heute nicht ganz genau weiß, woher diese Angst kommt, gibt es verschiedene Ideen dazu. Es könnte die Art und Weise sein, wie Spinnen aussehen und sich fortbewegen, die bei vielen Unwohlsein auslöst. Es könnte aber auch sein, dass unsere Vorfahren vor einigen Jahrtausenden Kontakt zu gefährlichen Spinnen hatten und diese Angst über Generationen weitergetragen wurde. Was auf jeden Fall eine wichtige Rolle spielt, ist die Tatsache, dass diese Abneigung gegen Spinnen auch in der Gesellschaft sehr offen verbreitet ist und wir diese auch erlernen können. Also wenn wir als kleines Kind bereits mitbekommen, wie unser Umfeld ängstlich auf Spinnen reagiert, kann es leicht passieren, dass wir diese Angst übernehmen und diese über die Jahre verstärkt wird. Auch wenn Spinnen, und vor allem die großen Vogelspinnen, für viele sehr gruselig und gefährlich aussehen können, sind sie für uns Menschen dennoch harmlos und wollen wie alle anderen Tiere nur friedlich existieren und ihr Überleben sichern.  

Veränderung des Lebensraumes

Durch den Verlust ihrer Lebensräume, wie zum Beispiel tropischen Regenwäldern, sind viele Arten von Vogelspinnen bedroht. Entwaldung und das Voranschreiten des Klimawandels sorgen vermehrt für Veränderungen in den natürlichen Umgebungen der Vogelspinnen. Dies umfasst nicht nur den Verlust alter Gebieten, sondern auch die Ausbreitung der Spinnen in Regionen, die bislang zu kühl für sie waren. In einem unserer Nachbarländer, nämlich Österreich, lebt so zum Beispiel die Südrussische Tarantel (Lycosa singoriensis). Dort wurden in der Vergangenheit einige Maßnahmen ergriffen, um ihren Lebensraum zu verbessern, damit sie nicht ausstirbt, denn sie zählt als sehr bedrohte Art. Sie hat sich bisher noch nicht bis nach Deutschland ausgebreitet. Aber wusstet ihr, dass es drei verwandte Arten der Vogelspinnen in Deutschland gibt? Sie heißen Tapezierspinnen und leben sehr versteckt, sodass man sie nur sehr schwer zu sehen bekommt. Sie sind auch sehr viel kleiner als ihre tropischen Kolleginnen, nämlich nur ein bis zwei Zentimeter groß. Ihre Verwandtschaft zeigt sich durch die parallele Stellung ihrer Kieferklauen. 

Kann man Vogelspinnen als Haustiere halten?

Aufgrund ihres exotischen Aussehens und ihrer langen Lebensdauer sind Vogelspinnen und Taranteln für viele Menschen beliebte Haustiere in Terrarien. Doch weltweit wird mit ihnen viel illegaler Handel betrieben und das stellt für die betroffenen Arten eine große Bedrohung dar. Wenn man sich also überlegt, ein solches Tier anzuschaffen, muss man sich zum einen nach einem vertrauenswürdigen Tierhandel mit hohen Standards umschauen, der die Tiere nicht einfach aus freier Wildbahn gefangen hat und zum anderen gut über die Bedürfnisse der Tiere informieren. Es gibt auch große Unterschiede in den verschiedenen Arten der Tiere was die Eignung als Haustier angeht. Viele Vogelspinnenarten besitzen giftige Brennhaare, die sie bei Stress abwerfen können, das kann auch bei der Interaktion mit Menschen passieren. Ebenso sind viele nachtaktiv, das bedeutet, dass sie tagsüber nicht gestört werden wollen. Vogelspinnen sind alles andere als Kuscheltiere! Der Kontakt mit Menschen bedeutet für sie Stress und sie sind nicht dazu geeignet, ständig auf die Hand genommen zu werden. 

Schon gewusst? Die älteste Spinne der Welt war ebenfalls eine Verwandte der Vogelspinnen

Es gibt Spinnen, die sich Falltürspinnen (Ctenizidae) nennen, eine Gruppe innerhalb der Vogelspinnenartigen. Die älteste überwachte Spinne der Welt gehörte der Art „Gaius villosus“ an und war aus der Familie der Falltürspinnen. Sie lebte in Australien und wurde ganze 43 Jahre alt. Den Namen haben die Tiere daher, dass sie Fallstricke aus Spinnenseide spinnen und die Gangöffnung ihres Baus mit einem passenden Deckel verschließen können. Sie kann ihn von innen mit ihren Kieferklauen festhalten. Von außen sieht der Eingang zu ihrem Zuhause ganz natürlich aus, sodass man ihn kaum bemerkt. Wenn es dunkel ist, sitzt die Spinne oft unter dem Deckel und wartet auf kleine Tiere. Wenn etwas vorbeikommt, springt sie schnell heraus, fängt es und zieht es in ihr Zuhause.

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Fotonachweis: Özi's Comix studio, Pedro D. Vernet P. (Cyanblaue Venezuela Vogelspinne), Adrien Stachowiak (Martinique-Baumvogelspinne), mael-l (Theraphosa blondi), Lena Taranenko (Vogelspinne mit Gespinst aus Spinnenseide), Jérémie Février (Lycosa tarantula Nahaufnahme), Hans Peter Fischer (Südrussische Tarantel hebt die Vorderbeine), Tom und Lia Jaehde (Gemeine Tapezierspinnen)

Letzte Überarbeitung: 23.08.2024. 

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