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Mit einem Bären hat dieses Regenwaldtier wenig zu tun – aber mit Ameisen schon! Das ist nämlich die fast einzige Nahrungsquelle des Ameisenbären, die er mit seiner langen, klebrigen Zunge und seiner rohrartigen Schnauze direkt aus ihren Nestern holt und in riesigen Mengen verputzt.

Steckbrief

Klasse: Mammalia (Säugetiere) 

Ordnung: Xenarthra (Ameisenbären, Faultiere und Gürteltiere) 

Familie: Myrmecophagidae (Ameisenbären)

Gattung: Myrmecophaga (Große Ameisenbären)

Arten: Großer Ameisenbär (Myrmecophaga tridactyla), Nördlicher Tamandua (Tamandua mexicana), Südlicher Tamandua (Tamandua tetradactyla)

Verbreitung: Großer Ameisenbär: von Guatemala südwärts bis nach Argentinien | Nördlicher Tamandua: von Südmexiko südwärts bis in den Nordwesten Perus | Südlicher Tamandua: von Venezuela südwärts bis Südbrasilien und Uruguay

Lebensraum: offene Wälder und Savanne

Nahrung: überwiegend Ameisen, Termiten und andere Insekten, teilweise auch Würmer und Früchte.

Besonderheiten: Ameisenbären sind sehr zähe Tiere. Obwohl sie einen ganz harmlosen Eindruck vermitteln, können sie es durchaus mit einem        ausgewachsenen Jaguar aufnehmen! Durch ihre langen, messerscharfen Klauen sind sie nämlich bestens ausgerüstet, um sich selbst zu verteidigen. 

Großer Ameisenbär – Zotteliger Insektenfresser  

Wenn man sich den lateinischen Namen des Großen Ameisenbären genau anschaut und ihn Wort für Wort übersetzt, kann man schon einiges über dieses besondere Tier erfahren: myrmeco bedeutet Ameise, phaga Essen, tri heißt drei und dactyla kommt vom lateinischen Wort für Finger. Zusammen ergibt das also „Ameisenfresser mit drei Fingern“ – ein Name, der uns wichtige Details schon verrät!
An jedem dieser drei Finger an seinen Vorderpfoten trägt dieser Regenwaldbewohner eine scharfe Kralle. Um diese nicht abzunutzen, klappt der Große Ameisenbär sie beim Laufen seitlich unter seine Pfote.  

Felltarnung und ein kuscheliger Schwanz

Von der Schnauze bis Rumpf kann der Große Ameisenbär bis zu 1,4 Meter lang werden – und der buschige Schwanz nochmal bis zu 90 Zentimeter. Mit diesem decken sich die Säugetiere übrigens nachts zu wie mit einer Decke. Große Ameisenbären schlafen nicht in einer Höhle oder in einem Bau, sondern suchen sich einen ruhigen, geschützten Ort auf dem Boden, um zu übernachten. Durch ihr grau- und schwarz gemustertes Fell, das bis zu 40 Zentimeter lang sein kann, sind sie dabei bestens getarnt. 
Wenn Gefahr droht, stellt sich der Große Ameisenbär auf seine kräftigen Hinterbeine und stützt sich mit seinem Schwanz ab, sodass er sich mit seinen Klauen verteidigen kann. Nicht nur Raubkatzen kann er so gefährlich werden – auch Menschen, wenn sie nicht den notwendigen Abstand halten.
Obwohl sie zumeist an Land unterwegs sind, sind Große Ameisenbären gute Schwimmer.  Große Ameisenbären schlafen sehr viel – bis zu 15 Stunden am Tag! Vielleicht ist es dieser entspannte Lebensstil, der sie bis zu 25 Jahre alt werden lässt? 

Tamandua – kleine Ameisenbären unterwegs im Geäst 

Der Südliche und der Nördliche Tamandua (Tamandua tetradactyl und Tamandua mexicana) sind mit etwa 1,5 Metern Länge etwas kleiner als ihr großer Verwandter. Sie leben sowohl auf dem Waldboden als auch in den Bäumen: Mit ihrem beinahe haarlosen Greifschwanz sind sie bestens für ein Leben im oberen Geschoss des Regenwaldes ausgestattet. Anders als der Große Ameisenbär haben Tamanduas vier Krallen – auch das lässt sich aus ihrem wissenschaftlichen Namen ablesen, denn tetra ist das Altgriechische Wort für vier). Sie haben ein relativ kurzes, meist beige-braunes Fell mit einer schwarzen, westenartigen Fellzeichnung am Rumpf. Diese schwarze Fellzeichnung ist beim Nördlichen Tamandua deutlicher als beim Südlichen - häufig haben Südliche Tamanduas auch  einfarbiges beiges oder braunes Fell. Ansonsten sehen sich die beiden Tamandua-Arten sehr ähnlich. Ihre Schnauze ist etwas kürzer die des Großen Ameisenbären und sie leben häufig in hohlen Baumstämmen. 
Wenn sich Tamanduas bedroht fühlen, haben sie, genau wie der Große Ameisenbär, ein paar Tricks auf Lager. Auch sie stellen sich auf die Hinterbeine, um sich mit ihren Krallen verteidigen zu können – doch dazu wickeln sie noch ihren Schwanz um ihren Körper, was dem Angreifer ein imposantes Bild bietet und ihn häufig abschreckt. 

Merkwürdige Essgewohnheiten?

Ameisenbären ernähren sich auf eine wahrhaftig einzigartige Art und Weise. Ihr ganzer Körper ist auf die Jagd von Ameisen und Termiten spezialisiert. Besonders hilfreich ist dabei ihre lange, dünne Zunge, welcher der Ameisenbär nach in die Gänge der Termiten- und Ameisenbauten einführt. Weil sie mit winzigen Widerhaken und klebrigem Speichel bedeckt ist, bleiben die Insekten leicht an ihr haften. Dutzende der kleinen Tiere können so auf einmal vom Ameisenbären verschlungen werden. Übrigens: mit einer stolzen Länge von 60 Zentimentern haben Große Ameisenbären die längste Zunge von allen Landsäugetieren! Weil die Ameisen sich allerdings mit ihren kräftigen Kiefern zur Wehr setzen, muss der Ameisenbär häufig Pausen einlegen. Ameisenbären haben keine Zähne – die sind zum Verschlingen ihrer klitzekleinen Beute allerdings auch nicht notwendig. 

Wie viele Ameisen muss ein Ameisenbär eigentlich essen, um satt zu werden?

Manche Ameisenbären fressen bis zu 35 000 der kleinen Insekten jeden Tag! Ihre Beute erschnüffeln die Tiere mit ihrem hervorragenden Geruchssinn, der etwa 40 mal stärker ist als der vom Menschen. Ameisenbären achten allerdings stets darauf, die Nester der Insekten nie vollständig zu zerstören – sie kehren lieber später zu demselben Ort zurück und bedienen sich erneut. Ameisenbären gehen also sehr nachhaltig mit ihrer Nahrungsquelle um! 
Tamanduas sind besonders wählerische Esser, die einige Arten von Ameisen anderen gegenüber bevorzugen. Clever vermeiden sie außerdem die Arten von Insekten, die besonders stark beißen, wie z.B. die Wanderameise. 

Ein territorialer Zeitgenosse

Wie viele andere Tiere sind Ameisenbären sehr territorial – das bedeutet, dass sie ihr Revier eifrig gegen Artgenossen und andere Eindringlinge verteidigen. Die Reviere können dabei unterschiedlich groß sein. Beim Großen Ameisenbären ist das Revier meist fünf bis 25 Quadratkilometer groß – in etwa so groß wie der Frankfurter Flughafen. Im Ausnahmefall kann das Territorium jedoch bis zu 90 Quadratkilometer groß sein, größer als die Nordseeinsel Föhr! Bei Tamanduas ist das Revier meist nicht größer als ein Quadratkilometer. 

Ein ganzes Jahr lang huckepack 

Ameisenbären halten lieber Abstand zu ihren Artgenossen, aber die Beziehungen zwischen Mutter und Kind und zwischen den Partnern sind häufig sehr liebevoll. Die Weibchen bringen ein einzelnes Kind zur Welt, welches monatelang auf ihrem Rücken herumgetragen wird. Durch die ähnliche Fellzeichnung von Mutter und Kind wird das Junge hierdurch sozusagen unsichtbar – eine perfekte Tarnung gegen Fressfeinde. 
Mutter und Kind bleiben zusammen, bis die Mutter das nächste Mal trächtig ist. In diesem Zeitraum bringt sie dem Jungen alles bei, was es zum Überleben wissen muss. Ihre lange Zunge verwendet die Mutter außerdem zur Fellpflege ihres Kleinen, um es vor Parasiten zu schützen. 
Wusstest du, dass Ameisenbären monogam leben? Das bedeutet, dass sie sich ein Leben lang mit nur einem Partner oder einer Partnerin paaren. In der Tierwelt ist dies relativ selten – nur etwa 2 Prozent aller Säugetiere leben monogam! 
 

Der Lebensraum der Ameisenbären ist bedroht

Leider ist der Große Ameisenbär das am stärksten bedrohte Säugetier von Mittelamerika. In Guatemala, El Salvador und Belize sind sie bereits ausgestorben. Das Wegbrechen seines Lebensraums, Waldbrände und stark befahrene Straßen sind Faktoren, welche das Überleben dieses Insektenfressers immer schwieriger gestalten. Sowohl der Große Ameisenbär als auch Tamanduas werden häufig Opfer der Trophäenjagd.   
Tamanduas gelten zwar nicht als bedroht und können durch ihren Lebensraum in den Bäumen einigen Gefahren entgehen – doch das Schrumpfen des tropischen Regenwaldes bringt auf lange Sicht auch diese Art von Ameisenbär in Lebensgefahr. 
 

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Julia Schätzlein
Referentin
Bildung für nachhaltige Entwicklung
Tel.: +49 228 24290-20
jschaetzlein[at]oroverde[dot]de

Fotonachweise:  Illustration: ©Özi's Comix Studio, Großer Ameisenbär schaut neugierig in die Kamera: ©pxhere, Großer Ameisenbär in Graslandschaft: ©Josh Vandermeulen via iNaturalist (CC BY-NC-ND), Südlicher Tamandua im Geäst: ©Konrad Wothe, Termitenhügel: ©pxhere, Mutter trägt Junges auf dem Rücken: ©Carlos Otávio Gussoni via iNaturalist (CC BY-NC)

 

 

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