Viele ärmere Staaten sind wirtschaftlich auf den Export von Erdöl angewiesen - einer davon ist Ecuador. Die ecuadorianische Regierung vergab Ölförderungslizenzen an international operierende Ölfirmen, wie British Petrol (BP). Am folgenden Beispiel wird deutlich, was die Förderung von Erdöl für den Regenwald in Ecuador bedeutet und welche Beeinträchtigungen die Ureinwohner dadurch hinnehmen müssen.
Was hat Erdölförderung mit Indigenen zu tun?
1992 wurde dem Kichwa-Volk in Sarayaku, das Land, auf dem es im Amazonas-Tiefland lebt, offiziell vom ecuadorianischen Staat zugesprochen. Später wurde für dasselbe Gebiet – nun als Block 23 bezeichnet - eine Erdölkonzession vergeben, ohne die Menschen, die dort leben, in diese Entscheidung mit einzubeziehen. 2002 begann der argentinische Erdölkonzern CGC mit den Prospektionsarbeiten (Vorbohrungen und Ölförderung), gegen die die Kichwa sich seitdem mit friedlichem Protest zur Wehr setzen.
Die Kichwa sind leider kein Einzelfall, viele weitere indigene Völker – teils unberührt von unserer westlichen Kultur – sind durch die Förderung von Bodenschätzen wie Erdöl gefährdet. Beispiele sind die Nanti und die Matsés Indianer in Peru.
Die Ölkonzerne dringen in unsere Gebiete ein, als wären sie dort zu Hause!
Adolfo Shakay, Sprecher der Vereinigten Indigenennationalitäten im Ecuadorianischen Amazonas (CONFENIAE), Juni 2001
Welche Probleme verursacht Erdölförderung in Ecuador?
In Ecuador sind die Gefahren für die Regenwälder nicht anders als anderswo: Pipelines brechen und entlassen viele Liter Erdöl in die Natur – das zieht häufig schwere Umweltschäden mit sich. Aber auch Straßenbau, Probebohrungen, Pipelines und die Erdölförderung in angrenzenden Gebieten zerstören die einzigartige Artenvielfalt in der Umgebung. Böden und Gewässer werden durch Erdölreste und Schwermetalle vergiftet und Menschen sowie die Tier- und Pflanzenwelt leiden stark darunter. Die SOTE-Pipeline ist dafür ein Beispiel: 500 km lang läuft sie einmal quer durch den Regenwald vorbei an den Anden und Lebensgebieten von indigenen Völkergruppen und verschmutzt auf ihrem Weg durch Lecks die Natur. 2003 gefährdete ein Leck in der Pipeline massiv das Trinkwasser um die Hauptstadt Quito.
Hinzu kommt Gewalt gegen die indigenen Völker: Mehrfach beantworteten Staat und Ölkonzerne den friedlichen Widerstand von indigenen Völkern mit Einschüchterungen und Gewalt. Skrupellos ließen sie Attentate auf die Sprecher der Indigenen unternehmen und sie von schwer bewaffneten paramilitärischen Kräften überfallen. Dabei war es den Gewalttätern egal, dass auch Frauen und Kinder ihre Opfer waren.
Der Kampf der Kichwa geht weiter
Seit bereits über 10 Jahren kämpfen die Kichwa gegen die Erdölförderung in ihrem Gebiet. Im Oktober 2014 hat sich der Staat Ecuador nun endlich offiziell bei den Kichwa von Sarayaku entschuldigt. Bereits 2012 wurde vom interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte ein Urteil zugunsten des indigenen Volkes entschieden. Doch erst nach zwei Jahren kamen die Ministerin für Justiz, Menschenrechte und Religion, die Umweltministerin, der Verteidigungsminister, der Minister für natürliche, nicht erneuerbare Ressourcen, der ehemalige Minister für Bergbau und Öl sowie der Generalstaatsabgeordnete in einer feierlichen Veranstaltung in Sarayaku zusammen und sprachen den Kichwa eine öffentliche Entschuldigung aus. Sie entschuldigten sich für die Verletzung des indigenen Gemeinschaftseigentums, der kulturellen Identität und des Rechtes auf Anhörung. Außerdem dafür, ihr Leben und ihre persönliche Integrität einem Risiko ausgesetzt zu haben und für die Verletzung der Rechtsgarantie und des Rechtsschutzes. Die Indigenen bedankten sich und vergaben dem ecuadorianischen Staat für seine Vergehen in der Vergangenheit. Dieser Tag der Entschuldigung war von großer Bedeutung für die Bewohner Sarayakus.
Das bedeutete aber keineswegs, dass die Erdölförderung in dem Gebiet gestoppt wurde. Die ecuadorianische Regierung vergab kurze Zeit später erneut Konzessionen für Gebiete in unmittelbarer Nähe und die Kichwa kämpfen weiter für ihren Regenwald gegen die Förderung von Erdöl.
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Fotonachweis: Katharina Mouratidi (Titelbild) www.mouratidi.de, Sarayaku (Kichwa tanzend), OroVerde/M.Baumann (Pipeline im Regenwald Ecuadors), Thorsten Wiersberg (Kichwa), BMZ (Siegel), Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW (Siegel)
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