Ein entscheidender Moment im globalen Kampf gegen den Biodiversitätsverlust steht kurz bevor: Am 21. Oktober 2024 beginnt die Konvention über die Biologische Vielfalt (CBD-COP) in Cali, Kolumbien. Zum 16. Mal kommen Teilnehmende aus über 190 Ländern zusammen, um über den fortschreitenden Verlust der weltweiten Biodiversität zu tagen.
15. Oktober 2024 | Christian Neeb
„Es gibt eine massive Lücke zwischen politischer Anerkennung der Biodiversitätskrise und konkreten Maßnahmen auf nationaler Ebene“, sagt Martina Schaub, Vorständin der Tropenwaldstiftung OroVerde aus Bonn. „Eine tiefgreifende sozialökologische Transformation ist nötig. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen gemeinsam alle Anstrengungen unternehmen, um die Krise zu bewältigen. Und Frauen und Indigene sollten dabei eine Führungsrolle haben.“ Darum fordert OroVerde von den Entscheider*innen auf der der COP 16 in Cali die folgenden Punkte.
1. Der Kunming Global Biodiversity Framework (GBF) muss in verbindliche Strategien und Aktionspläne übertragen werden.
Wir brauchen ambitionierte Ziele und konkrete, umsetzbare Maßnahmen in der nationalen Biodiversitätspolitik. Es muss eine Trendwende zum Stopp der Biodiversitätszerstörung und ein Fokus auf ihren Wiederaufbau geben. Die Anreize dazu müssen klar durch die Staaten gesetzt werden. Es braucht auf nationaler Ebene klare Vorgaben, verbindliche Mechanismen und ausreichend finanzielle Mittel für ihre Umsetzung.
2. Frauen, indigene Völker und lokale Gemeinschaften (IPLC) müssen mit ihrem Wissen gehört und am Biodiversitätsschutz beteiligt werden.
In der Biodiversitätspolitik werden Frauen, indigene Völker und lokale Gemeinschaften übergangen. Diese Versäumnisse stehen im Widerspruch zu den Verpflichtungen des Global Biodiversity Framework. Die Vertragsstaaten müssen diese Gruppen systematisch in ihre Strategien integrieren. Frauen und IPLC sollten Monitoring und Datensammlung steuern, um ihr Wissen und ihre Bedarfe in die Prozesse einzubringen. Sie dürfen nicht von Entscheidungen ausgeschlossen werden und verdienen Repräsentanz und Anerkennung auf allen Ebenen.
3. Die Finanzierung des Biodiversitätsschutzes muss durch konkrete Mechanismen und geteilte Verantwortung zugesichert werden.
Um die globalen Biodiversitätsziele zu erreichen, müssen von Anfang an die notwendigen Mittel bereitgestellt werden. Die Finanzierungslücke kann dabei nicht allein durch öffentliche Gelder geschlossen werden. Es ist entscheidend, sowohl staatliche als auch private Finanzierungsquellen zu mobilisieren und den Privatsektor auch durch Regulierung wie die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte in die Verantwortung zu nehmen. Auch innovative Finanzinstrumente, wie Risikoversicherungen oder Bonuszahlungen, für biodiversitätsfreundliche Landnutzung spielen eine wichtige Rolle.
4. Menschen, die sich für Biodiversitätsschutz einsetzen, brauchen Schutz
Menschen, die Natur und ihre Heimat schützen, müssen Zugang zu Gerichten und zu Informationen im Zusammenhang mit der biologischen Vielfalt haben. Die Kulturen und Rechte indigener Völker auf Land, Territorien, Ressourcen und traditionelles Wissen müssen uneingeschränkt respektiert werden. Die Anerkennung und Unterstützung von Menschenrechtsverteidiger*innen im Umweltschutz ist unerlässlich. Um ihren Einsatz zu schützen, sind umfassende Maßnahmen erforderlich, die Gewalt und Einschüchterung verhindern, Rechtsschutz bieten und sicherstellen, dass sie ohne Repressalien arbeiten können.
Es ist eine einmalige Situation, dass die drei COPs zum Schutz der Böden (UNCCD), des Klimas (UNFCCC) und der Biodiversität (CBD) in diesem Jahr nacheinander stattfinden. Jetzt besteht die einzigartige Gelegenheit, diese Herausforderungen ganzheitlich zu betrachten und weltweit koordinierte, wirkungsvolle Maßnahmen zu ergreifen.
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Christian Neeb
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