Jedes Jahr am 14.09. erinnert der Tag der Tropenwälder an diese faszinierenden und bedrohten Ökosysteme. Der Zustand tropischer Regenwälder ist kritisch. Wir verlieren immer mehr Fläche und mit ihr Lebensräume für eine Fülle von Arten, die zugleich einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Wie sind die aktuellen Zahlen zum Verlust tropischer Regenwälder?
Schon im Jahr 2000 wiesen Wissenschaftler darauf hin, dass die Hälfte der weltweiten Tropenwälder bereits zerstört war. Trotzdem werden auch heute noch jedes Jahr enorme Flächen abgeholzt. Im Jahr 2023 allein wurden 3,7 Millionen Hektar tropischer Regenwald gerodet – also Regenwald, der bislang unberührt blieb und eine sehr hohe Artenvielfalt aufweist. Die gerodete Fläche entspricht einer Gesamtfläche von Baden-Württemberg und dem Saarland. Dies bedeutet eine erschreckende Entwaldungsrate von fast 10 Fußballfeldern pro Minute.
40 Prozent dieses weltweit zerstörten Primärregenwaldes gingen allein in den Wäldern Brasiliens verloren. Die Abholzung dort könnte dieses Jahr die Rekorde vom letzten Jahr noch einmal übersteigen: Allein zwischen Januar und Juni 2022 wurden im brasilianischen Amazonas-Regenwald insgesamt 398.800 Hektar Wald vernichtet. Das ist in etwa die fünffache Fläche der Stadt New York City. Dabei ist die Hochsaison für Waldbrände dort erst im August gestartet. Im Jahr 2023 gingen in Brasilien etwa 1,14 Millionen Hektar Regenwald verloren.
Update zum Tag der Tropenwälder 2023
Im Jahr 2022 gingen 4,1 Millionen Hektar tropischer Regenwald verloren. Das entspricht einer Fläche von 11 Fußballfeldern pro Minute. Laut dem World Ressource Institute wurden dabei 2,7 Gigatonnen CO2 freigesetzt – so viel, wie Indien pro Jahr an fossilen Emissionen in die Atmosphäre bläst. Weichen müssen die Bäume für Viehhaltung, Landwirtschaft, aber auch für Bodenschätze.
Im Kongo ist die Abholzung allgegenwärtig und in Indonesien auch. Aber Brasilien hat den größten Anteil an der Entwaldung. Unter dem ehemaligen Präsidenten Bolsonaro stieg sie auf ein Rekordhoch. Sein Nachfolger scheint in den ersten Monaten 2023 den Trend umgekehrt zu haben. Doch auf dem Amazonas-Gipfel im Juli wurde deutlich, dass auch Lula da Silva die Erdölförderung in dem bedrohten Gebiet nicht aufgeben will.
Mit Tropenwaldschutz können wir uns der Klima- und Artenschutz-Krise entgegen stemmen. Wir haben keinen zweiten Planeten und Erhalt und Wiederherstellung von Wald, Natur und menschen-freundlichen Lebensräume in den Tropen und Subtropen hilft uns in Europa gleichfalls.
Welche Auswirkungen hat der Verlust der Tropenwälder für uns?
In Europa bekommen wir die Folgen der Klimakrise mehr denn je zu spüren: Rekordtief des Rheinpegels, verheerende Brände und lange Dürreperioden. Expert*innen sagen voraus, dass die Hitzewellen in Zukunft noch wesentlich häufiger auftreten werden. Dabei hätten wir im Tropenwald einen wichtigen Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise: Rund 734 Tonnen Kohlendioxid sind in jedem Hektar tropischem Primärwald in Form von Kohlenstoff gespeichert. Anders als bei unseren heimischen Wäldern ist der Großteil des Kohlenstoffs in den Tropen in der oberirdischen Vegetation gebunden, nicht im Waldboden.
Noch besteht Hoffnung für die Regenwälder
Eine Abkehr von fossilen Energieträgern lässt sich nicht ersetzen! Um der Klimakrise die Stirn zu bieten, müssen wir hier dringend handeln. Doch auch ein effizienterer Schutz und vor allem eine bessere nachhaltge Nutzung der bestehenden tropischen Wälder würden zusätzlichen wirksamen Klimaschutz bedeuten: Eine jüngst veröffentlichte Studie zeigt, dass es weltweit noch ein ungenutztes Potenzial gibt, rund 287 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in Wäldern und Böden zu speichern. Etwa 70 Prozent hiervon liegen in den Wäldern der Tropen und Subtropen. Die Studie kommt im Übrigen auch zu dem Schluss, dass Aufforstung im Vergleich zum Schutz vorhandener Wälder und zur nachhaltigen Nutzung der Wälder (z.B. durch Agroforstsysteme) kein vergleichbares Potenzial zur Speicherung des Kohlenstoffs bieten.
Was tun? Drei Maßnahmen gegen drei Krisen
Regenwaldzerstörung, Verlust der Artenvielfalt und Biodiversität und die Klimakrise sind eng miteinander verwoben und verstärken sich gegenseitig. Sie lassen sich nicht getrennt voneinander betrachten oder lösen.
Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) brachte dies jüngst zum Ausdruck, indem sie drei Maßnahmen des Waldschutzes als besonders wichtig für den Kampf gegen den Klimawandel hervorhob:
- Stopp der Entwaldung und Erhalt der Wälder
- Wiederherstellung von degradierten Flächen
- Ausweitung der Agroforstwirtschaft
Es sind politische Veränderungen erforderlich, um Finanzströme von waldschädigenden Maßnahmen wegzulenken und Anreize für Investitionen in die Erhaltung, Wiederherstellung und nachhaltige Nutzung zu schaffen. Die Finanzmittel für die drei Maßnahmen müssen sich bis 2030 mindestens verdreifachen (auf mehr als 200 Mrd. USD pro Jahr allein für den Aufbau und die Bewirtschaftung von Wäldern), um die Ziele der Neutralität in Bezug auf Klima, biologische Vielfalt und Bodendegradation zu erreichen.
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Christian Neeb
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Fotonachweis: Zdenek Machazek via Unsplash (Titelbild), Unsplash (Regenwald in Brand), OroVerde E. Mannigel (Regenwald in Blüte)
Verwendete Quellen: FAO-Report: State of the worlds forest 2022 - Walker, W.S. et al. "The global potential for increased storage of carbon on land", PNAS 119 (23), 2022. - World Ressource Institute | Global Forest Review - Forest Pulse: The Latest on the World’s Forests 2021 - Nationales Institut für Weltraumforschung (INPE) via https://www.reuters.com/business/environment/deforestation-brazils-amazon-hits-record-first-half-2022-2022-07-08/ - Global Forest Watch mit Daten der University of Maryland 2022, Statista (2024): Brasilien: Verlust an tropischem Regenwald im Zeitraum 2002 bis 2023, online unter de.statista.com/statistik/daten/studie/1269192/umfrage/verlust-an-regenwald-brasilien/, Statista (2024)