Kaum betritt man den Supermarkt, fällt der Blick fast zwangsläufig auf die leuchtend gelben Früchte. In der Obstabteilung stechen sie wie kleine Sonnenstrahlen hervor und laden zum Zugreifen ein. Sie sind etwa 15 bis 20 Zentimeter lang, in charakteristisch gekrümmten Bündeln und in Farben von sanftem Grün bis strahlend Gelb. Jeder kennt sie: die Bananen!
Bananen sind nicht nur das beliebteste Dessertobst, sondern auch für viele Menschen im globalen Süden ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Das sonnige Obst hat allerdings eine Schattenseite: Umweltbelastung, Menschenrechtsverletzungen und Armut sind nach wie vor prävalent in Anbaugebieten. Welche Veränderungen sind notwendig für einen nachhaltigen und sozial verträglichen Bananenanbau?
Fünf Fast Facts zur Banane
Bananen wachsen im sogenannten Bananengürtel. Das ist die Region um den 38. Grad nördlicher und 28. Grad südlicher Breite.
Die Banane gilt botanisch als Beere, da sie die typischen Merkmale einer Beere aufweist. Sie entsteht aus einem einzelnen Fruchtknoten, und ihre Fruchtwand ist vollständig essbar.
Trotz ihrer festen Textur bestehen Bananen zu etwa 75 Prozent aus Wasser. Das ist sogar mehr als der menschliche Körper, der zu rund 60 Prozent aus Wasser besteht.
Obwohl es über 1.000 Bananensorten gibt, stammen die Dessertbananen in unseren Supermärkten fast ausschließlich von einer einzigen Sorte: der Cavendish-Banane.
Der Monokulturanbau von Bananen nutzt massiv Pestizide, die Umwelt und die Gesundheit der Plantagenarbeiter*innen schädigen.
Wie und wo wachsen Bananen?
Bananen (Musa) sind Einkeimblättrige Pflanzen aus der Familie der Musaceae. Sie gehören zu den baumartigen, mehrjährigen Kräutern. Bananen können eine Wuchshöhe von zwei bis neun Metern erreichen! Witzigerweise zählen Bananen botanisch betrachtet zu den Beeren. Sie wachsen nämlich aus einem einzigen Fruchtknoten heraus und haben ein weiches Fruchtfleisch, welches die Samen umgibt (auch wenn die klassischen Exportbananen keine Samen enthalten).
Ursprünglich kommt die Banane aus Südostasien und verbreitete sie sich durch menschlichen Anbau und Handel in tropische und subtropische Regionen weltweit. Passend zu ihrer sonnigen Farbe gedeihen Bananenpflanzen heutzutage bevorzugt dort, wo die Sonne intensiv scheint: in den tropischen Regionen rund um den Äquator. Diese Anbaugebiete werden auch als der sogenannte Bananengürtel bezeichnet. Das ist die Region um den 38. Grad nördlicher und 28. Grad südlicher Breite. Dort herrschen ideale Bedingungen für den Bananenanbau, denn die gelben Früchte brauchen ein feucht-warmes Klima,eine Temperatur von circa 27 Grad, viele Sonnenstunden und eine hohe Luftfeuchtigkeit.
Weltweit gibt es über 1.000 verschiedene Bananensorten, die sich in Geschmack, Größe, Farbe und Verwendung unterscheiden. Diese lassen sich in zwei Hauptkategorien einteilen: süße Dessertbananen, wie die bekannte Cavendish-Banane, und stärkehaltige Kochbananen, die in vielen tropischen Regionen ein Grundnahrungsmittel sind. Doch trotz dieser Vielfalt dominieren nur wenige Sorten den internationalen Handel. Besonders häufig wird die robuste Cavendish-Banane exportiert. In Deutschland beispielsweise hat die Cavendish-Banane einen Marktanteil von 99 Prozent. Das liegt vor allem daran, dass nur wenige Arten die Eigenschaften besitzen, die für den globalen Handel entscheidend sind. Bevorzugt sind es Sorten mit großen, samenlosen Früchte und süßem Geschmack, robuste Pflanzen mit der Fähigkeit, lange Transportwege zu überstehen. Zu den vier bekanntesten Sorten gehören:
Die Cavendish-Banane, die am häufigsten gehandelte Dessertbanane, ist bekannt für ihren süßen, milden Geschmack und ihre weiche, cremige Textur. Im Gegensatz zur Kochbanane enthält sie weniger Stärke, da das Zucker-spaltende Enzym in geringerem Maße aktiv ist. Das versärkt ihren süßen Geschmack. Sie wird überwiegend roh verzehrt und ist aufgrund ihrer Haltbarkeit und Transportfähigkeit die Standardbanane in Supermärkten weltweit.
Die Kochbanane, auch als Plantain bekannt, ist größer und robuster als die süße Dessertbanane. Die Kochbanane enthält ein Enzym, das den Zucker in der Frucht spaltet, wodurch sie weniger süß ist als Dessertbananen. Im rohen Zustand ist ihr Geschmack eher neutral bis stärkehaltig. Gekocht, gebraten oder frittiert entfaltet sie, abhängig vom Reifegrad, eine mild-süßliche oder herzhafte Note. In vielen tropischen Ländern ist die Kochbanane ein Grundnahrungsmittel und wird vielseitig in der Küche eingesetzt.
Die Red Dacca, auch als rote Banane bekannt, zeichnet sich durch ihre rötlich-violette Schale aus. Ihr Fruchtfleisch ist cremiger und süßer als das der Cavendish-Banane, oft mit einem Hauch von Himbeer- oder Mangonoten. Sie ist nicht nur geschmacklich interessant, sondern auch reich an Nährstoffen wie Beta-Carotin.
Die Babybanane wird auch Mini- oder Zwergbanane genannt. Sie ist besonders klein und handlich und hat eine intensiv süße und aromatische Note. Ihr Fruchtfleisch ist cremig und oft weniger mehlig als bei größeren Bananen. Sie eignet sich ideal als Snack oder als süße Zutat in Desserts.
Rund um den Globus beliebt – die Banane
Die Banane ist weltweit die am meisten gehandelte Frucht und hat eine enorme wirtschaftliche Bedeutung. Das weltweite Exportvolumen für Bananen ist von 2022 auf 2023 leicht um 0,3 Prozent gestiegen und liegt bei 19,3 Millionen Tonnen. Ein Grund für die konstant hohe Nachfrage ist der vergleichsweise günstige Preis von Bananen.
Über 90 Prozent der Bananen für den Export stammen aus Mittel- und Südamerika sowie den Philippinen. Die wichtigsten Exportländer sind Ecuador mit jährlich 6 Millionen Tonnen, Guatemala mit 2,5 Millionen Tonnen, die Philippinen und Costa Rica mit je rund 2 Millionen Tonnen sowie Kolumbien mit 1,6 Millionen Tonnen und Côte d’Ivoire mit 0,3 Millionen Tonnen.
Auf der Importseite sind die EU mit einem Anteil von 27,5 Prozent, die USA mit 22,2 Prozent, Festlandchina (9,8 Prozent), die Russische Föderation (7,5 Prozent) und Japan (5,6 Prozent) die größten Abnehmer.
Das zweitbeliebteste Obst in Deutschland
Fast jede fünfte in die EU importierte Banane landet in Deutschland. Kein Wunder, denn nach Äpfeln ist die Banane das zweitbeliebteste Obst der Deutschen. Ganze 1,37 Millionen Tonnen sind 2023 von Deutschland importiert worden. Pro Kopf ergibt sich ein Konsum von rund 12 Kilogramm. Das entspricht in etwa 70 Bananen!
Obwohl es rund 1.000 Bananensorten gibt, sind 99 Prozent aller Bananen, die bei uns im Supermarktregal landen und vermarktet werden, Cavendish-Bananen. Zwar gibt es auch gelegentlich rote und Babybananen zu finden, diese unterscheiden sich aber geschmacklich stark von der Cavendish Banane, sind meist süßer und cremiger.
Auf den Tisch kommt nur die Cavendish!
Die Bananen, die wir heutzutage im Supermarkt finden, sind nicht die gleichen wie vor 100 Jahren. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurde in Mittel- und Südamerika überwiegend die Sorte „Gros Michel“ angebaut und exportiert. Doch dann breitete sich eine neue Krankheit aus, die als „Panama-Krankheit“ bekannt wurde. Der Pilz Fusarium oxysporum fand in den genetisch gleichartigen Bananenpflanzen ideale Bedingungen und führte fast zum Aussterben der „Gros Michel“-Banane.
Um die Plantagen zu retten, stellte man auf die Cavendish-Banane um. Diese war gegen den schädlichen Pilz resistent ist und kann unter tropischen Bedingungen ebenfalls gut gedeihen. Die Cavendish-Banane wurde zur neuen Standardsorte und ist heute die Banane, die weltweit im Handel erhältlich ist. Inzwischen gibt es sie oft auch in Bio-Qualität und unter fairen Handelsbedingungen produziert.
Jedoch ist auch die Cavendish Banane nicht resistent gegenüber Krankheiten. Ungelöst bleibt nach wie vor das Problem der genetisch einheitlichen Sorten. Seit den 2010er Jahren bedroht ein neuer Ausbruch der Panama-Krankheit, verursacht durch den Pilzstamm Tropical Race 4, die weltweite Produktion der Cavendish-Banane.
Angesichts möglicher neuer Bedrohungen setzen Forschende heute verstärkt auf die Erforschung und Erhaltung wilder Bananenarten. Genetische Vielfalt ist hier entscheidend, um widerstandsfähige Sorten zu entwickeln und besser gegen Krankheiten gewappnet zu sein.
Warum ist die Banane krumm?
„Weil sie sonst nicht in die Schale passt!“ ist zwar eine gängige Annahme, aber leider nicht die richtige Erklärung für die krumme Bananenform. Der eigentliche Grund ist das Wachstumsverhalten der Banane. Im Laufe des ihres Wachstums legt die Bananenfrucht nämlich einen Richtungswechsel ein. Sie ändert ihre Wuchsrichtung!
Bananen wachsen in sogenannten „Büscheln“ oder „Händen“, die an einem großen Blütenstand der Bananenstaude hängen. Jede Staude kann viele solcher Büschel tragen, wobei jedes Büschel mehrere Reihen einzelner Bananenfrüchte umfasst. Obwohl die Bananen zunächst aufgrund der Schwerkraft nach unten wachsen, beginnen sie im späteren Wachstumsverlauf, sich dem Sonnenlicht zuzuwenden. Ihr Ziel ist es, möglichst viel Licht zu erreichen, was letztendlich zur typischen Bananenkrümmung führt. In der Botanik nennt man dieses Phänomen „negativen Geotropismus“. Geotropismus beschreibt das Wachstum einer Pflanze unter dem Einfluss der Schwerkraft. Da die Banane jedoch entgegen der Schwerkraft wächst, spricht man hier von negativem Geotropismus.
Lange Reise, kurze Lebensdauer – die Wertschöpfungskette der Banane
Exportbananen werden weitab von ihren Konsumländern produziert und legen einen langen Weg zurück, bevor sie die Supermarktregale erreichen. Von der Ernte bis zum Transport ist jeder Schritt entscheidend, um die Qualität der empfindlichen Früchte zu bewahren. Die Koordination der Lieferkette erfordert ein hohes Maß an Präzision, denn kleinste Verzögerungen oder Fehler können zu erheblichen Verlusten führen.
Nach dem Pflanzen eines Schösslings beginnt der typische Anbauzyklus der Banane. Anbau und Wachstum beschränkt sich nicht auf eine bestimmte Jahreszeit, sondern kann aufgrund des feuchtwarmen Klimas ganzjährig stattfinden.
Kulturbananen wie beispielsweise die Cavendish-Banane bilden keine Samen aus. Sie vermehren sich ausschließlich vegetativ, das heißt, neue Triebe wachsen direkt aus dem unterirdischen Wurzelstock oder den Knollen der Mutterpflanze. Diese Methode der Vermehrung hat den Vorteil, dass die Pflanzen schnell und in großer Stückzahl vermehrt werden können. Für Konsument*innen bedeutet das: gleichbleibende Eigenschaften und Qualität, von der Farbe über die Form bis hin zum Geschmack. Allerdings bedeutet die geringe genetische Vielfalt auch, dass Bananenpflanzen kaum Resistenzen gegen Krankheiten entwickeln können.
Innerhalb von etwa 7 bis 9 Monaten erreicht die Staude ihre volle Höhe und bildet einen violetten Blütenstand, der durch die Blätterkrone austritt. Der Blütenstand entwickelt sich in der Reifephase weiter: Die einzelnen Blüten des Blütenstandes bilden sich zu Fruchtansätzen um, aus denen schließlich die Bananen heranwachsen. Die Bananen wachsen dicht gedrängt in einem Büschel, das aus mehreren „Händen“ mit jeweils 12 bis 18 „Fingern“ besteht – den Einzelbananen. Ein Büschel wiegt dabei zwischen 35 und 50 Kilogramm. Etwa drei bis sechs Monate später sind die Früchte erntereif.
Jede Bananenstaude trägt nur einmal in ihrem Leben Früchte und stirbt danach ab. Der Fortbestand der Plantage wird durch die von der Mutterpflanze gebildeten Schösslinge gesichert, die den Anbau von neuen Stauden ermöglichen. So kann eine Anbaufläche in der Regel 10 bis 20 Jahre lang genutzt werden.
Während der Wachstumsphase werden blaue Plastikbeutel, sogenannte „Blue Bags", über die Bananenstauden gestülpt. Diese Säcke schützen die Früchte vor mechanischen Schäden, Insekten und Sonnenbrand. Gleichzeitig schaffen sie ein günstiges Mikroklima für ein optimales Wachstum. Dadurch wird sichergestellt, dass die Bananen makellos und in der gewünschten Qualität für den Export heranreifen.
Die Ernte der Bananen erfolgt meist noch im unreifen Zustand, damit die Früchte den Transport in die Verbrauchermärkte gut überstehen. Für lokale Märkte werden Bananen reifer geerntet. Die Qualität von Bananen wird bei der Ernte bestimmt und hängt maßgeblich vom Reifestadium und der Erntemethode ab.
Bananenernte ist echte Teamarbeit: Eine Person schneidet die Staude mit einer Machete oder einer Säge, während die andere sie auffängt und trägt. Ein flacher Querschnitt wird am Stiel gemacht, wodurch sich die Staude unter ihrem Gewicht biegt und vorsichtig auf die Schulter des Trägers abgesenkt wird. Jede Staude wird einzeln auf einem gepolsterten Anhänger platziert, um Schäden während des Transports zu vermeiden.
Oft gibt es auf den Plantagen auch Seilbahnsysteme, mithilfe deren die Bananen sicher und effizient zur Verpackungsstation transportiert werde können. Das hilft dabei Beschädigungen zu vermeiden und die Qualität der Früchte zu gewährleisten.
Nach dem Transport mit Seilbahnen werden die Fruchtstände zunächst von ihren blauen Schutzhüllen befreit und aufgehängt. Hier startet eine sorgfältige Qualitätskontrolle: Beschädigte oder ungeeignete Früchte werden aussortiert. In großen Wasserbecken werden die Bananen gründlich gereinigt, um Schmutz und Naturlatex zu entfernen.
Mit präzisen Handgriffen teilen Arbeiter*innen die Fruchtstände in kleinere „Hände“ - Cluster von 3 bis 5 Bananen. Diese werden behutsam in perforierte Kartons gelegt, die eine optimale Luftzirkulation ermöglichen und die Früchte vor Druck und Beschädigung schützen. Abschließend lagern die verpackten Bananen in klimatisierten Räumen bei kontrollierten Temperaturen, um ihre Frische bis zum Transport zu bewahren.
Ein hoher Grad an Koordination ist erforderlich, um Bananen ohne Qualitätsverluste ins Zielland zu liefern. Generell eignen sich nur wenige Bananensorten für den weltweiten Handel, da sie lange Transportwege unbeschadet überstehen müssen. Die Cavendish-Banane erfüllt diese Anforderungen ideal. Sie ist robust gegenüber Ernteschäden und hat gut planbare Reifungseigenschaften.
Nach der Ernte werden Exportbananen bei 12 bis 14 Grad Celsius gekühlt aus den Tropen versendet, um ihre Reifung zu verlangsamen. Dies erfolgt per Schiff, Lastkraftwagen, per Zug oder Flugzeug. Fehlende Kühlcontainer und unzureichende Kühlung während des Transports können erhebliche Schäden verursachen. Bakterielle Kontamination allein führt beispielsweise zu Verlusten von bis zu 33 Prozent. Aber auch mechanischer Schaden, wie Schnitte und Stöße, beispielsweise während des Transportes, muss vermieden werden.
Oft sind Bananen mehrere Wochen unterwegs und überqueren dabei ganze Ozeane. Bis sie in den Bestimmungsländern ankommen, legen sie Strecken von mehreren tausend Kilometern zurück.
In den Bestimmungsländern angekommen, beginnt ein kontrollierter Reifeprozess in speziellen Reifeanlagen. Dieser Prozess dauert in der Regel 4 bis 8 Tage. In den Reifekammern werden die noch grünen Bananen einer speziellen Mischung aus Ethylen und Stickstoff, dem sogenannte Bananenreifegas, ausgesetzt. Ethylen ist ein natürliches Pflanzenhormon, welches den Reifeprozess auslöst und beschleunigt. Wichtig ist, dass die Temperatur und Luftfeuchtigkeit in den Kammern sorgfältig kontrolliert werden. Ab einem bestimmten Reifegrad beginnen die Bananen sogar selbst Ethylen zu produzieren, was den Prozess weiter vorantreibt. Bei einem Reifegrad von Stufe 3 bis 4, wenn die Bananen mehrheitlich gelb sind mit grünen Spitzen, erfolgt üblicherweise die Auslieferung an den Einzelhandel. Im Supermarktregal angekommen, verweilen sie dort maximal fünf bis sieben Tage bevor sie unverkäuflich werden.
Letztendlich sorgt der künstliche Reifeprozess sorgt dafür, dass die Bananen gleichmäßig reif sind, was die Verkaufschancen erhöht und Abfall reduziert. Zu reife oder zu grüne Bananen kommen nicht so gut bei Konsument*innen an.
Die pünktliche Lieferung bei optimalem Reifegrad erfordert einen enormen organisatorischen Aufwand, der von Kleinbäuer*innen allein kaum zu bewältigen ist. Dieser Umstand hat wesentlich zur Entstehung der kommerziellen Bananenindustrie beigetragen, die von großen Konzernen wie Chiquita oder Dole dominiert wird.
Krumme Bananen, krumme Geschäfte
Bananen zu produzieren und zu verkaufen ist nicht einfach. Es fordert ein hohes Maß an Koordination, Kapital und Arbeitskraft. Historisch war das notwendige Kapital vor allem im globalen Norden verfügbar, weshalb die Kontrolle über die Branche lange Zeit in den Konsumregionen lag. Eine Firma, die lange Zeit starke Kontrolle über den Bananenmarkt hatte, war die United Fruit Company (UFC), die später in Chiquita Brands International umbenannt wurde. Das Unternehmen besaß nicht nur Plantagen, sondern kontrollierte auch Häfen und Eisenbahnen in mehreren mittelamerikanischen Ländern. Aufgrund der weitgreifenden Macht und Kontrolle, hauptsächlich zwischen 1910 und 1960, trägt das Unternehmen auch den Spitznamen "El Pulpo" (übersetzt: der Krake).
Das Unternehmen nutzte seine Macht, um günstige Bedingungen in den Produktionsländern zu erhalten, oft durch Bestechung und politische Einflussnahme. Die enge Verflechtung zwischen der UFC und den Regierungen führte zur Entstehung des Begriffs 'Bananenrepublik'. Dieser beschreibt kleine, instabile Länder, die wirtschaftlich vom Bananenexport abhängig sind und deren politische Strukturen oft von ausländischem Kapital dominiert werden.
1945 war die United Fruit Company am Putsch gegen den guatemaltekischen Präsidenten Jacobo Arbenz 1954 involviert. Die von ihm durchgeführten Landreformen, hatten nämlich negative Auswirkungen auf das Wirtschaftsgeschehen des Unternehmens. Dieser Putsch löste einen 36-jährigen Bürgerkrieg in Guatemala aus, welcher schätzungsweise 200.000 Todesopfer forderte. Die Folgen dieses Bürgerkriegs, einschließlich wirtschaftlicher Ungleichheit und politischer Instabilität, sind in Guatemala bis heute spürbar.
Die United Fruit kontrollierte nicht nur die Plantagen, sondern auch Wohnungen und Infrastruktur, was zu einer starken Abhängigkeit der Beschäftigten führte. Obwohl die Löhne höher waren als in anderen landwirtschaftlichen Bereichen, setzte das Unternehmen meist auf unsichere Kurzzeitverträge. Dies machte die Arbeitssituation für viele Menschen sehr instabi. Gleichzeitig erschwerte die geografische Isolation der Plantagen und der Einsatz von Arbeitern aus anderen Regionen die Organisation und Kommunikation untereinander und mit den Behörden. Zudem nutzte die United Fruit Company ihre politischen Verbindungen und lokale Sicherheitskräfte, um Demonstrationen und Streiks gewaltsam zu unterdrücken.
Ab 1970 begann das Unternehmen an Marktmacht zu verlieren und reduzierte seine Anbauflächen in Zentralamerika. 1984 wurde es in Chiquita Brands International umbenannt, um sich von seiner umstrittenen Vergangenheit zu distanzieren. In den folgenden Jahren diversifizierte Chiquita sein Produktportfolio und begann, mit lokalen Produzenten zusammenzuarbeiten. Zudem wurden Maßnahmen zur Einführung nachhaltiger und ethischer Geschäftspraktiken ergriffen, etwa durch Kooperationen mit Umweltschutzorganisationen.
Ökologische und soziale Folgen des Bananenanbaus
Der kommerzielle Bananenanbau erfolgt hauptsächlich in riesigen Monokulturen, die zahlreiche Herausforderungen und Risiken mit sich bringen. Anbau in Monokultur auf derselben Fläche ist zwar kosteneffizient für Farmer*innen, führt jedoch auch zur Erschöpfung des Bodens. Gleichzeitig erhöht es die Anfälligkeit der Pflanzen für Schädlinge, die sich leichter ausbreiten können. Das feuchtwarme tropische Klima, in dem die Bananen gedeihen, bietet ideale Bedingungen für eine Vielzahl von Schädlingen wie Insekten, Fadenwürmer, Milben, Schnecken, Pilze und Viren. Um diese Bedrohungen zu kontrollieren, kommt eine erhebliche Menge an Schädlingsbekämpfungsmitteln, darunter Wurm-, Pilz-, Unkraut- und Insektenvernichtungsmittel, zum Einsatz.
Die Chemikalien werden entweder per Flugzeug über die Felder versprüht oder direkt von den Plantagenarbeiter*innen an den Pflanzen ausgebracht. Selbst die Plastiksäcke, die die heranwachsenden Bananen vor zu starker Sonneneinstrahlung schützen, sind oft mit Insektengiften imprägniert. Dieser massive Einsatz von Agrochemikalien hinterlässt nicht nur riesige Mengen kontaminierter Plastiksäcke als Abfall, sondern führt auch zu erheblichen Umweltbelastungen.
Doch die Folgen dieser Chemikalien beschränken sich nicht nur auf die Umwelt. Der intensive Pestizideinsatz im Bananenanbau wirkt sich auch gravierend auf die Gesundheit der Menschen in und um die Plantagen aus. Plantagenarbeiter*innen sind häufig gesundheitlichen Beschwerden wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Hautkrankheiten, Augenentzündungen und Atemwegserkrankungen ausgesetzt. Langfristig kann der Kontakt mit Pestiziden sogar zu neurologischen Symptomen wie motorischen Störungen und Gedächtnisverlust führen. Einige der verwendeten Pflanzenschutzmittel stehen zudem im Verdacht Krebs, Leukämie und Unfruchtbarkeit zu verursachen. Auch wurden erhöhte Raten von Fehl- und Missbildungen bei Neugeborenen festgestellt.
Viel Arbeit, wenig Lohn
Der Bananensektor, insbesondere im globalen Exportgeschäft, steht vor erheblichen Herausforderungen in Bezug auf Arbeitsbedingungen und Entlohnung. Trotz der Einführung von Zertifizierungssystemen bleibt die Situation für viele Plantagenarbeiter*innen prekär.
Dies zeigt sich beispielsweise in der Dominikanischen Republik. Dort stellt der Bananensektor eine wichtige Einkommensquelle für einen Großteil der Arbeitenden dar. Gleichzeitig herrscht dort eine mangelnde gewerkschaftliche Organisation, ein hoher Anteil an undokumentierten Arbeitskräften und unzureichenden Löhne. Die Folgen dieser Missstände spiegeln sich in den Lebensbedingungen der Arbeiter*innen wider. Insbesondere Migrant*innen haben oft keinen Zugang zu grundlegender Infrastruktur und Gesundheitsversorgung.
Aktuell gewinnen Konzepte wie die des „Living Wage", die Ermöglichung eines existenzsichernden Lohnes, im Bananensektor zunehmend an Bedeutung. Dieser wird definiert als die Vergütung, die ein Arbeiter für eine Standardarbeitswoche an einem bestimmten Ort erhält, um sich und seiner Familie einen angemessenen Lebensstandard zu ermöglichen. Dieser Lebensstandard umfasst grundlegende Bedürfnisse wie Nahrung, Wasser, Unterkunft, Bildung, Gesundheitsversorgung, Transport, Kleidung. Auch Rücklagen für unvorhergesehene Ereignisse sind darin eingedacht. Im Bananensektor zeigt sich jedoch eine deutliche Diskrepanz zwischen diesem Ideal und der Realität. Obwohl die Löhne und Zusatzleistungen in der Bananenproduktion oft über denen anderer landwirtschaftlicher Sektoren und über dem gesetzlichen Mindestlohn liegen, reichen sie häufig nicht aus, um einen angemessenen Lebensstandard zu gewährleisten.
Ein Blick auf die Ökobilanz - wie umweltfreundlich sind Bananen?
Schauen wir uns die Ökobilanz der Banane an, ist es wichtig diese ins Verhältnis zu setzen. Im Durchschnitt wird für ein Kilo Bananen aus deutschen Supermärkten etwa 0,6 Kilogramm CO2eq in die Luft gepustet. Einberechnet sind hier die Produktion, Verpackung und der Transport nach Deutschland. Zum Vergleich: Für einen regionalen Apfel aus Deutschland sind es nur 0,3 Kilogramm CO2eq, für einen Apfel aus Neuseeland jedoch 0,8 Kilogramm CO2eq pro Kilo. Bananen schneiden also besser ab als importierte Äpfel aus Neuseeland, sind aber weniger klimafreundlich als regionale, saisonale Äpfel. Sprich, die Ökobilanz der Banane ist überraschend positiv, trotz ihrer fernen Herkunft!
Ein wesentlicher Vorteil ist, dass Bananen nicht in energieintensiven Gewächshäusern angebaut werden müssen, sondern in ihrem natürlichen, sonnigen Klima wachsen. Zudem ist die Frucht robust genug, um den langen Seeweg zu überstehen. Anders als empfindlichere Früchte wie Mangos, die oft eingeflogen werden müssen, können Bananen per Schiff transportiert werden. Dennoch gibt es Herausforderungen. Bananen haben einen enorm hohen Wasserbedarf. Ganze 757 Liter werden pro Kilogramm benötigt. Gleichzeitig kommt es zu einem hohen Einsatz von Pestiziden im konventionellen Anbau. Dort liegt nach wie vor Verbesserungspotenzial!
Laut einer Studie von Lima et al. (2024) zur Bananenproduktion in der brasilianischen Trockenregion zeigt sich, dass es möglich ist, die Umweltauswirkungen der Bananenproduktion stark zu verringern. Durch bessere Anbaumethoden und klügere Wassernutzung könnte man bis 2055 den CO2-Ausstoß um mehr als die Hälfte und den Wasserverbrauch um fast drei Viertel senken.
Die Bananenpflanze – mehr als nur eine Frucht!
Auch wenn in westlichen Ländern meist nur die Frucht der Banane konsumiert wird, ist die Bananenpflanze in anderen Teilen der Welt ein echtes Multitalent. In Südasien, besonders in Südindien, werden die großen, robusten Blätter traditionell als umweltfreundliche Teller genutzt. Diese Praxis, findet man auch in afrikanischen Ländern, wo die Blätter zudem als Verpackungsmaterial dienen. In Uganda werden die Blätter als Tierfutter, zum Einwickeln von Lebensmitteln vor dem Dämpfen und als Mulch in Bananengärten verwendet.
Aus Bananen und Kochbananen entsteht unter anderem Mehl, das sich ideal für Babynahrung, Puddings und Suppen eignet. In einigen afrikanischen Ländern werden Bananenwein und Spirituosen als Spezialitäten geschätzt. Auch die weniger bekannten Pflanzenteile spielen eine wichtige Rolle: Das unterirdische Rhizom dient als Tierfutter während sich der innere Teil des Pseudostamms sowohl in der Küche als Gemüse als auch in der Medizin Anwendung findet. Die männliche Blüte wird in vielen Regionen als besondere Delikatesse genossen, und der Pflanzensaft dient der Industrie zur Herstellung unverwischbarer Tinte.
Darüber hinaus sind die Fasern aus dem Pseudostamm ein wertvolles Material in der Textil- und Papierindustrie. Sie werden zu langlebigen Teebeuteln, Seilen, Schuhen und sogar zu Banknoten verarbeitet, darunter die japanischen Yen-Banknoten.
Kann man braune Bananen noch essen?
Ein Hauptproblem bei Bananen ist die wahrgenommene Reife, die von vielen Kund*innen als makellos gelb definiert wird. Tatsächlich sind Bananen in verschiedenen Stadien von grün bis schwarz essbar. Je dunkler die Schale, desto süßer der Geschmack, da die Stärke in Zucker umwandelt wird. Eine Studie aus Schweden (2013) zeigte, dass Bananen im Einzelhandel den größten Anteil an Obst- und Gemüseabfällen ausmachten. Dort landeten ganze 6,4 Tonnen Bananen im Müll!
Ein bedeutender Teil dieser Verschwendung resultiert aus ästhetischen Ansprüchen: Früchte und Gemüse, die nicht den optischen Standards entsprechen, werden aussortiert, obwohl sie genießbar sind. Aber auch Konsument*innen legen beim Einkauf nach wie vor Wert auf ein makelloses Erscheinungsbild der Ware. Krummes oder fleckiges Obst landet deutlich seltener im Einkaufswagen. Eine Wahrnehmung, die sich dringend ändern muss!
Am beliebtesten bei Konsument*innen sind die halbreifen, vollgeben Bananen, die einen ausgewogenen Geschmack haben. Braune Bananen hingegen sind vollständig reif, süßer und weicher, da die Stärke vollständig in Zucker umgewandelt wurde. Die braune Farbe heißt aber nicht, dass die Bananen nicht mehr essbar sind! Aufgrund ihrer natürlichen Süße eignen Sie sich zum Beispiel bestens für Desserts oder als Zuckerersatz in Backrezepten. Auch schmecken sie lecker in Smoothies oder gebacken als Bananenbrot. Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt!
Als Geheimtipp: Um den Reifeprozess von Bananen zu verlangsamen, sollten sie separat von anderem Obst, insbesondere von Äpfeln und Tomaten, gelagert werden. Diese geben Ethylengas ab, welches die Reifung beschleunigt!
Zeit für Veränderung?
Was genau muss passieren, um den Bananensektor nachhaltiger zu gestalten?
Transparente und faire Lieferketten: Es ist Zeit, die dominierenden Machtgefälle in der Bananenindustrie zu brechen. Um das zu erreichen, ist es entscheidend, die Rechte der Arbeiter*innen zu stärken, existenzsichernde Löhne einzuführen und transparente Lieferketten zu schaffen, die soziale und ökologische Standards einhalten. Zudem sollten Arbeiter*innen und lokale Gemeinschaften in Entscheidungsprozesse einbezogen und gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die faire Praktiken fördern. Zertifizierungssysteme können helfen, die sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen des Sektors zu bewältigen. Besonders müssen externe Kosten wie Umweltschäden von den Unternehmen selbst übernommen und in die Preisgestaltung einbezogen werden. Für mehr soziale Gerechtigkeit ist die Einführung existenzsichernder Löhne im Bananensektor essenziell. Diese Löhne sollen den Arbeiter*innen und ihren Familien ein menschenwürdiges Leben ermöglichen, einschließlich der Deckung von Grundbedürfnissen wie Nahrung, Unterkunft, Bildung und Gesundheitsversorgung..
Nachhaltiger Anbau: Der Klimawandel stellt in vielen Anbauregionen eine wachsende Bedrohung dar. Um Produktivität und Wasserversorgung zu sichern, sind eine Optimierung des Wassermanagements durch effiziente Bewässerungssysteme und Wasseraufbereitung, sowie die Förderung der Bodengesundheit ein wichtiger erster Schritt. Die Nutzung biologischer Schädlingsbekämpfung, sowie innovative Ansätze zur Schädlings- und Krankheitsbekämpfung müssen entwickelt und umgesetzt werden, um sowohl ökologische als auch menschliche Gesundheit zu schützen. Auch der Einsatz von Sisalschnüren statt Nylonseilen und die Verwendung von Papiertüten anstelle von Plastiksäcken können den Plastikmüll im Bananenanbau erheblich reduzieren und die Umwelt entlasten.
Genetische Vielfalt fördern: Angesichts der Bedrohungen durch Krankheiten wie die Panama-Krankheit ist es unerlässlich, die genetische Vielfalt im Bananenanbau zu erhöhen. Besonders die Monokulturen machen den Sektor anfällig für die Auswirkungen von Klimawandel, Schädlingen und Krankheiten. Es gibt viele Wildbananenarten, die ein großes Potenzial für die Zukunft der Bananenindustrie bieten. Diese wilden Verwandten unserer Kulturbananen können wichtige Eigenschaften wie Krankheitsresistenzen oder Klimaanpassungsfähigkeit besitzen. Um dieses Potenzial zu nutzen, ist es jedoch entscheidend, die Entwaldung zu stoppen, damit wilde Bananenarten nicht verloren gehen.
Anpassung des Privatkonsums: Bewusste Kaufentscheidungen können einen Unterschied machen! Der Kauf von zertifizierten, nachhaltig produzierten Bananen fördert die Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten. Auch lohnt es sich, die Bananen nicht im reifen Zustand zu kaufen, damit sie länger haltbar sind. Braune Bananen müssen nicht entsorgt, sondern können beispielsweise zu leckerem Gebäck verarbeitet werden.
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Diese Seite entstand im Rahmen des BNE-Projekts „Transformation“. Dieses Bildungsprojekt wird gefördert durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen und ENGAGEMENT GLOBAL mit Mitteln des BMZ.
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Bildnachweis: Alexander Mils via Unsplash Plus (Titelbild), Getty Images via Unsplash Plus (Obst im Einkaufswagen, Bananenbüschel auf Plantage, Monokultur Bananen, Kochbanane zubereitet), OroVerde - A. Wolf (Infografik „Von der Plantage in den Supermarkt", Infografik „Bananenreifegrade"), OroVerde - N. Gawol (Bananenwachstum), OroVerde - E. Bakker („Ökobilanz von Lebensmitteln im Vergleich").
Letzte Überarbeitung: 15.01.2025
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