Sich rein pflanzlich zu ernähren ist der größte Beitrag, den jede*r einzelne zum Klimaschutz beitragen kann. Das belegen wissenschaftliche Studien. Aber wie hängen Ernährung und Klimaschutz zusammen?
Was bedeutet vegan?
Sich vegan zu ernähren bedeutet, auf Nahrungsmittel, die Tierprodukte enthalten, vollständig zu verzichten. Das beinhaltet Fleisch, alle Milchprodukte und Eier. Laut dem Bundeszentrum für Ernährung ernährten sich in Deutschland im Jahr 2023 rund 2,5 Millionen Menschen vegan. Die Tendenz steigt rasant. Denn es gibt viele Gründe, warum immer mehr Menschen sich dazu entscheiden, ihre Ernährung auf wenig oder keine Tierprodukte umzustellen. Dazu gehören zum Beispiel die Sorge ums Tierwohl, die Überzeugung, dass keine Tiere für den eigenen Genuss sterben sollen und die gesundheitlichen Vorteile einer veganen Ernährung. Ein weiterer Entscheidungsfaktor für viele ist die enorme Umweltentlastung, die eine rein pflanzliche Ernährung bringt.
Was ist Veganuary?
Der Veganuary ist eine jährliche Kampagne, bei der Menschen animiert werden sollen, sich einen Monat lang vegan zu ernähren. Wie der Name vermuten lässt, findet die Aktion im Januar statt. Ursprünglich stammt Veganuary aus dem Vereinigten Königreich, inzwischen nehmen aber Menschen aus der ganzen Welt teil. Gegründet wurde die Kampagne von der gleichnamigen gemeinnützigen Organisation, die verschiedene Infomaterialien und Rezepte bereitstellen, um Menschen eine pflanzliche Ernährung schmackhaft zu machen.
Wie hängen Ernährung, Klima und Naturschutz zusammen?
Die Aufzucht von Nutztieren ist eine enorme Belastung für Klima und Umwelt. Denn es werden nicht nur Weiden- und Stallflächen gebraucht, sondern auch die Flächen, die für den Anbau des Futters benötigt werden. An die meisten Nutztiere wird Soja verfüttert, da es einen hohen Proteingehalt hat. Für den großflächigen Anbau von Soja werden jedoch oft Regenwälder abgeholzt, was nicht nur die Artenvielfalt, sondern das gesamte Weltklima in Gefahr bringt. Beim Futteranbau eingesetzte Pestizide und lange Transportwege belasten die Umwelt zusätzlich.
Die Tierhaltung verursacht außerdem jährlich gewaltige Mengen an Treibhausgasen wie CO2, Methan und Lachgas. Pflanzliche Lebensmittel hingegen benötigen deutlich weniger Land, Wasser und Energie und verursachen weitaus weniger Emissionen.
Eine vegane Ernährung spart riesige Mengen von Treibhausgasen
Eine britische Studie zeigte 2023, dass eine vegane Ernährung rund 75 Prozent weniger Treibhausgasemissionen verursacht als eine fleischreiche Ernährung. Aus der Studie, die sich an den verschiedenen Ernährungsweisen von über 55.000 Menschen orientiert, geht außerdem hervor, dass Veganer*innen jährlich 2.836 Kilogramm CO2-Äquivalente (CO2eq) weniger verursachen als Menschen, die 100 Gramm Fleisch täglich essen. Mit dieser Menge an CO2 könnte man neunmal zwischen Köln und London hin und her fliegen.
Eine Umstellung der Ernährung ist somit ein einfacher Schritt, um einen direkten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Verzicht auf Tierprodukte schont Ökosysteme und Wasservorräte
Eine vegane, pflanzliche Ernährung schützt nicht nur die Umwelt, indem sie Treibhausgase radikal reduziert, sondern auch indem sie weniger Wasser und Landfläche beansprucht.
Eine Studie von den beiden britischen Wissenschaftlern Poore und Nemecek aus dem Jahr 2018 verdeutlicht, dass die Ernährung von Veganer*innen 54 Prozent weniger Wasser benötigt als eine fleischreiche Ernährung. Auch der Verlust von Wildtierpopulationen kann bis zu 66 Prozent reduziert werden.
Riesiger Verlust von Kalorien und Eiweiß – Warum Tierprodukte ineffizient sind
Tierprodukte können sehr nährstoffreich sein. Doch in Bezug auf Kalorien und Gesamtprotein ist der Herstellungsprozess von tierischen Nahrungsmitteln sehr unwirtschaftlich. Denn von der Energie, die das Tier aus Pflanzen gewinnt, fließt nur ein Bruchteil in die Nahrungsmittel, die bei Menschen auf dem Teller landen. Der Großteil der Energie wird von dem Tier gebraucht, um am Leben zu bleiben. Auf diese Weise geht viel Protein und Kalorien verloren.
Laut wissenschaftlichen Berechnungen bekommt man so von 100 Kalorien, die an ein Rind verfüttert werden, nur zwei Kalorien durch das Fleisch zurück. Bei Schweinefleisch sind es etwa neun und bei Geflügel 13 Prozent.
Ähnlich ineffizient verhält es sich mit den Proteinen: Von 100 Gramm verfüttertes Eiweiß bekommt man von Rindfleisch etwas weniger als vier Gramm zurück, bei Schweinefleisch neun und bei Geflügel 19 Gramm. Betrachtet man Kuhmilch, Eier, Geflügel, Schweine-, Schafs- und Rindfleisch im Vergleich, ergibt sich ein durchschnittlicher Energieverlust von rund 89 Prozent und ein Proteinverlust von etwa 86 Prozent.
Noch ineffizienter macht die Fleischhaltung ihr enormer Flächenbedarf. Studien belegen, dass eine Kilokalorie Rind- oder Schafsfleisch hundertmal so viel Fläche beansprucht wie etwa Kartoffeln, Wurzelgemüse, Reis oder Mais. Ebenso verhält es sich mit Proteinen: Für ein Gramm tierisches Eiweiß wird die hundertfache Fläche benötigt wie für ein Gramm pflanzliches Eiweiß.
Was wäre, wenn wir uns alle vegan ernähren würden?
Dass sich die gesamte Welt über Nacht dazu entscheidet, nie wieder Fleisch, Fisch, Milchprodukte oder Eier zu essen, um das Klima zu retten, ist relativ unwahrscheinlich. Ein so plötzlicher Wandel würde Chaos für Arbeitnehmende in der Lebensmittelproduktion nach sich ziehen und könnte für einige Menschen, die durch bestimmte Umstände auf Tierprodukte angewiesen sind, sogar eine Notlage auslösen.
Wahrscheinlicher wäre es, dass ein weltweiter Wandel allmählich passiert. Die Züchtung von Schweinen, Geflügel und Rindern würde gestoppt. Einige Nutztiere könnten nach Möglichkeit langsam ausgewildert werden, wo sich ihre Anzahl von allein regulieren würde. Alle Tierprodukte würden nach und nach aus den Supermärkten verschwinden. Menschen, die auf tierische Produkte als Nahrung oder als Arbeitssektor angewiesen sind, könnten sich mit der Zeit umorientieren. Eine solche weltweite Umstellung würde ungeahnte Vorteile für Umwelt, Klima, Gesundheit und sogar die Wirtschaft mit sich bringen.
Weltweit würden sich die Treibhausgasemissionen rasant reduzieren. Ohne Nutztiere würden die Emissionen aus dem Lebensmittelsektor um mehr als 50 Prozent zurückgehen. Denn die Aufzucht von Nutztieren und ihre Weiterarbeitung zu Lebensmitteln ist einer der größten Verursacher von klimaschädlichen Treibhausgasen.
Außerdem könnten wir durch diese Veränderung unserer Ernährung die landwirtschaftlichen Flächen weltweit um ganze 75 Prozent reduzieren. Von vier Milliarden Hektar auf nur noch eine Milliarden Hektar. Damit würden wir eine Fläche einsparen, die in etwa so groß ist wie ganz Nordamerika plus Brasilien. Auf dieser Fläche könnten sich belastete Ökosysteme wie tropische Regenwälder, Savannen und Feuchtgebiete wieder erholen, ebenso wie die dort lebenden Wildtierpopulationen.
Ohne tierische Fette würde die Gesundheit vieler Menschen auf der Erde sich verbessern. Es ist davon auszugehen, dass Übergewichtigkeit und viele mit ungesunder Ernährung verknüpfte Krankheiten, darunter in manchen Fällen Herzkrankheiten, Diabetes und sogar Krebs, zurückgehen würden. Ein weiterer Vorteil für die globale Gesundheit wäre, dass sich die Gefahr von neuen durch Tiere übertragbare Krankheiten, wie etwa die Schweinegrippe oder BSE, schlagartig reduzieren würden.
Die gesundheitlichen Vorteile, die eine vegane Ernährung bringt, könnten außerdem wirtschaftliche Vorteile bringen. Die Studie der Universität Oxford fand heraus, dass jährlich bis zu einer Millionen US-Dollar von Krankenversicherungen gespart würde. Die eingesparten Emissionen könnten bis 2050 einen wirtschaftlichen Vorteil von bis zu 570 Millionen US-Dollar erzielen.
Könnten wir mit veganer Ernährung die Hungerkrise lösen?
Die Hungerkrise ist insbesondere in strukturellen Problemen begründet, wie etwa der Ungleichverteilung von Nahrungsmitteln. Eine Umstellung auf eine weltweite vegane Ernährung allein kann die Hungerkrise deshalb nicht lösen. Dennoch ist es für einen effizienten Kampf gegen Hungersnöte zwingend notwendig, dass sich unsere Gesellschaft von Tierprodukten wegbewegt.
Eine weltweit verbreitete, vegane Ernährung würde es nicht nur ermöglichen, mehr Nahrung für Menschen herzustellen, sondern durch ihren positiven Effekt auf Umwelt und Klima gleichzeitig einige Ursachen von Hungerkrisen zu bekämpfen. Pflanzliche Lebensmittel, vor allem Getreide, sind außerdem bei richtiger Aufbewahrung sehr viel länger haltbar als Tierprodukte. Lebensmittelverschwendung könnte dadurch ebenfalls reduziert werden.
Okay, aber...
Vegan zu essen bedeutet außerdem nicht unbedingt Verzicht. Stattdessen bedeutet es, innovativ zu sein und sich nach guten, klimafreundlichen Alternativen umzuschauen. Viele Alternativen, die es bereits in den Supermärkten gibt. Wenn du nicht komplett auf Tierprodukte verzichten willst, hilft schon eine Reduzierung von deinem Konsum. Vor allem weniger Rindfleisch und Milchprodukte können schon dabei helfen, deinen ökologischen Fußabdruck erheblich zu reduzieren.
Alle Lebensmittel, die keine Tierprodukte enthalten, sind vegan. Brot und Pasta, Obst, Gemüse, Nüsse, Pilze und vieles mehr bleiben daher auf dem Speiseplan stehen, wenn man auf eine vegane Ernährung umsteigt. Für alle Tierprodukte gibt es außerdem inzwischen günstige Alternativen, die häufig geschmacklich gar nicht von Tierprodukten zu unterscheiden sind – zum Beispiel Hafermilch .
Von Pflanzen – schließlich bekommen dort die Tiere, deren Produkte wir essen, ebenfalls ihre lebenswichtigen Eiweiße her. Viele der größten Tiere der Welt ernähren sich pflanzlich, wie zum Beispiel Gorillas oder Elefanten. Statt „recycelte“ Proteine über Tierprodukte aufzunehmen, greifen Veganer*innen auf proteinreiche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Nüsse und Kerne und grünes Blattgemüse zurück. Der tägliche Proteinbedarf des menschlichen Körpers (zwischen 45 und 55 Gramm) lässt sich problemlos vegan decken.
Eine weltweite Umstellung auf rein pflanzliche Ernährung erfordert nicht, dass alle Nutztiere geschlachtet oder ausgewildert werden. Stattdessen würden Hühner, Kühe und Schweine und andere Tiere schlichtweg nicht mehr gezüchtet werden. Vergleichbar wäre diese Veränderung mit der Verbreitung des Automobils, das Pferde, die vorher zum Transport genutzt wurden, allmählich überflüssig machte. Nach und nach wurden immer weniger Pferde gezüchtet, bis sie vollständig von Autos abgelöst wurden.
Nein. Vegan zu leben ist häufig kostengünstiger, als Fleisch- und andere Tierprodukte zu kaufen. Das belegte 2024 eine Studie vom Umweltbundesamt. Zwar sind vegane Ersatzprodukte oft teurer als die tierischen Originale, insgesamt geben Veganer*innen jedoch bis zu 34 Prozent günstiger als Menschen, die Tierprodukte essen . Aus dem Preisunterschied zwischen Ersatz- und Tierprodukt lässt sich übrigens nicht eine umständlichere Herstellung ableiten; die Ursache liegt viel mehr bei der Besteuerung der Produkte. Vegane Lebensmittel werden häufig mit 19 Prozent versteuert, tierische Erzeugnisse nur mit sieben.
Es gibt Menschen und Gemeinden, die aufgrund ihrer natürlichen Umgebung, Tradition oder Religion auf Tierprodukte angewiesen sind. So zum Beispiel viele nomadische und indigene Gemeinden. Manche Gegenden der Erde eignen sich nicht zum Ackerbau, sondern lediglich als Weidefläche. Ebenso ist in einigen Kulturkreisen das Verzehren von Wildtieren eine oft lebensnotwendige Tradition.
Diese Arten der Landwirtschaft und Ernährung sind nachhaltig und belasten weder Umwelt noch Klima – insofern lässt sie sich kaum mit der Art von Landwirtschaft vergleichen, die wir zum Beispiel in Deutschland führen. Hier und in anderen westlichen Ländern sind die Menschen allerdings nicht auf Nutztiere oder Jagd angewiesen. Zwar ist der Verzehr von Fleisch und anderen Tierprodukten auch hierzulande Tradition; allerdings eine, von der unser Überleben nicht abhängt.
Tiefer einsteigen ins Thema Umwelt und Ernährung
Fleischkonsum und Soja: Der Zusammenhang zwischen Tierprodukt und Tropenwald
Für viele Menschen gehören Fleisch und andere Tierprodukte zu fast jeder Mahlzeit dazu. Doch die Erzeugung tierischer Produkte hat weitreichende Folgen. Denn für das Futter der Nutztiere wird in rauen Mengen Soja angebaut.
Die Folgen der Massentierhaltung
Die Massentierhaltung ermöglicht unseren uneingeschränkten Konsum von Tierprodukten. Doch nicht nur für Nutztiere hat diese industrielle Art der Landwirtschaft verheerende Folgen. Die industrielle Landwirtschaft ist ein treibender Faktor der globalen Entwaldung und treibt den Klimawandel voran.
Fleischersatzprodukte – eine nachhaltige Alternative?
Fleischersatzprodukte eroberten in den letzten Jahren die Regale der großen Supermärkte. Aus dem Nischenprodukt ist ein Massenmarkt geworden. Doch wie gesund und nachhaltig sind die Fleischalternativen?
Du hast noch Fragen? Wir helfen dir gerne weiter!
OroVerde - Die Tropenwaldstiftung
+49 228 24290-0
info[at]oroverde[dot]de
Fotonachweis: ©Tyler Lastovich - Pexeös (Titelbild), ©OroVerde - E. Bakker (Infografik: Ernährungsweisen im Verlgeich).
Letzte Überarbeitung: 20.01.2025
Hier geht es zu den Quellen der Seite.