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Die Erhebung detaillierter Daten zu Klimaveränderungen und Anpassungsstrategien ist eines der wichtigsten Werkzeuge im Kampf gegen die Klimakrise. Als Multifunktionswerkzeug helfen sie bei der Sensibilisierung für Auswirkungen und Zusammenhänge, bei der Priorisierung, Auswahl und Neuentwicklung von Anpassungsmaßnahmen sowie bei der Überzeugung politischer Entscheidungsträger*innen. Somit schützt Datenerhebung das Klima und rettet Tropenwälder.

„Die Auswirkungen der Klimakrise sind massiv“, urteilt Yulissa Álvarez vom Centro Naturaleza (CN) aus der Dominikanischen Republik in ihrer Studie zum Einfluss der Klimakrise auf das Wassereinzugsgebiet des Oberlaufs des Río Mao. Die OroVerde-Partnerorganisation hat klimatische Veränderungen im Wassereinzugsgebiet des für die Wasserversorgung im Nordwesten des Inselstaates lebenswichtigen Río Mao dokumentiert und in einem Jahreszeitenkalender zusammengefasst.

Daten informieren: Extremwetter wird häufiger von der Karibik bis ins Ahrtal

„Vor allem in den letzten fünf Jahren haben sich sowohl die Trockenzeiten ausgedehnt und verschoben als auch die Sturm- und Starkregensaisons verlängert“, erläutert Álvarez weiter. Außerdem hat sich die Zahl der auftretenden Stürme seit den 1970ern mehr als verdoppelt. Zudem sind die durchschnittlichen Wasserstände des Flusses gesunken, während gleichzeitig die punktuellen Höchststände gestiegen sind und häufiger erreicht werden. Es gibt also mehr Dürren und mehr Hochwasserereignisse.

Solche lokalen Daten vervollständigen und bestätigen das Bild, dass der Weltklimarat (IPCC-Intergovernmental Panel on Climate Change) in seinem im August veröffentlichten sechsten Bericht für die globale Ebene zeichnet: „Die aktuellen klimatischen Veränderungen sind umfassend, schnell, beschleunigen sich und haben ein nie dagewesenes Ausmaß. Es ist unbestreitbar, dass menschliches Handeln den Klimawandel verursacht. [Er] betrifft alle Weltregionen“, werden die Ergebnisse der 14.000 Studien, auf denen der Bericht aufbaut, bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des Berichts unmissverständlich zusammengefasst.

Daten sind Innovations-Werkzeug im Kampf gegen die Klimakrise

Aber das Sammeln detailgenauer lokaler Daten dient nicht nur dem Erkennen von Problem oder der Bestätigung globaler Trends. Sie helfen auch, die für jeden Ort jeweils am besten geeigneten Lösungen für die Herausforderungen der Klimakrise zu identifizieren oder innovativ neue zu entwickeln. Deshalb hat OroVerde mit dem Centro Naturaleza und drei weiteren Partnerorganisationen aus Guatemala, Mexiko und Kuba im länderübergreifenden Projekt WasserWald Datenerhebung und –analyse zu einem integralen Bestandteil gemacht.

Dazu gehören neben den Ergebnissen technischer Messungen auch Beobachtungen und Erfahrungen der Menschen vor Ort. „Die Erhebung und der Austausch von vergleichbaren Daten ermöglichen es, gemeinsam mit den beteiligten Gemeinden für Veränderungen und Zusammenhänge zu sensibilisieren sowie die Herausforderungen, die sie für den Alltag der Menschen mit sich bringen, sichtbar zu machen. So können wir priorisieren und qualifizierte Entscheidungen zwischen unterschiedlichen möglichen Anpassungsmaßnahmen an die Auswirkungen der Klimakrise treffen“, erklärt Ineke Naendrup, WasserWald-Verantwortliche für das Wirkungsmonitoring ökosystembasierter Anpassungsmaßnahmen (kurz EbA, nach der Abkürzung des englischen „Ecosystem-based Adaptation“): Wo zahlt sich die Anlage lebender Zäune als natürliche Windbarrieren, zur Bodenregeneration, als Lebensraum für Vögel und Insekten und Kohlendioxid-Senken aus? Oder sind gerade Feuerschneisen zur Verhinderung von Waldbränden und zur Vermeidung des Verlusts von Ernten und Biodiversität sowie der der Freisetzung des im Wald gespeicherten Kohlendioxids wichtiger? Lohnt es sich, das dabei gesammelte Totholz für Barrieren zur Verbesserung von Wasserhaushalt und Bodenqualität im benachbarten Agroforst-System zu nutzen?

Daten machen Politik

Das WasserWald-Projekt geht bei der Datenerhebung sogar noch einen Schritt weiter: Die umgesetzten Anpassungsmaßnahmen werden auch noch auf ihre Effektivität, Kosten-Nutzen-Verhältnis und Skalierbarkeit hin überprüft. Diese Ergebnisse werden wiederum an lokale und nationale Entscheidungsträger*innen herangetragen, um sie in öffentliche Planungsprozesse einzubringen. „Dass wir länderübergreifend arbeiten und vergleichbare Daten vorlegen können, die zeigen, dass EbA-Maßnahmen effektiv und effizient sind, macht es leichter, Politiker und Politikerinnen von unserem Ansatz zu überzeugen“, erläutert Diana Sánchez vom WasserWald-Team bei ProNatura aus Mexiko. Ziel ist, zusätzliche Finanzierungsquellen und Chancen zur weiteren Skalierung für EbA zu erschließen. Denn der Weltklimarats-Bericht ebenso wie lokale Studien machen auch Hoffnung: Es ist noch nicht zu spät, unsere Welt zukunftsfähig umzugestalten. Dafür braucht es kreative Ansätze, um unsere täglichen persönlichen Entscheidungen klimafreundlich neu zu denken, ebenso wie richtungsweisende politische Entscheidungen für adäquate rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen, die klimafreundliche Neuausrichtung von Investitionspolitik, den Abbau klimaschädlicher Subventionen zugunsten öffentlicher Anreize für klimafreundliches Wirtschaften sowie das konsequente Mitdenken von Klimaschutz bei allen Vorhaben.

Das Projekt wird gefördert durch:

Fotonachweis: © Herbert Dohlen 

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