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Wer sich mit der Kommunikation von Klimawandel und Erdüberhitzung auseinander setzt, kommt an "Klimafakten.de" nicht mehr vorbei. Hier finden Leser nicht nur gut aufbereitete und sauber in den Kontext gestellte Fakten. Nein, Klimafakten beschäftigt sich auch intensiv damit, was gute "Klimakommunikaton" ausmacht. Herzlichen Dank an Carel Mohn, Chefredakteur und Projektleiter seit Stunde Null.

Anders als viele Klima-Wissenschaftler oder Klima-Aktivisten kommen Sie aus dem journalistischen Bereich. Inwieweit haben Sie möglicherweise ein besonderes Augenmerk  auf Tonalität und Sprache? Worauf sollte man in der Klimakommunikation besonders achten?

Es passiert schnell, dass man durch einzelne Begriffe den Kontakt zu manchen Menschen verliert und ihn sehr schwer wieder zurückbekommt. Das passiert recht häufig, ohne dass es einem bewusst ist, da Sprache sehr aufgeladen ist mit bewertenden Begriffen, die ja auch in der politischen Debatte wichtig sind und da hingehören. Aber bei einem Projekt wie Klimafakten.de, das versucht, das Thema Klimaschutz in die Mitte der Gesellschaft hinein zu kommunizieren, müssen wir aufpassen, dass wir Menschen gewinnen und sie nicht verschrecken und sie verlieren. Insofern versuchen wir sehr nüchtern zu kommunizieren und eine entsprechende Sprache zu verwenden. Das ist natürlich sehr schwierig und jemand, der uns mit Ablehnung gegenüber tritt, tut das sicherlich manchmal, weil er vermutet, dass wir dann doch irgendwie aus der grünen Ecke kommen.

Wie halten Sie es mit dem Thema Framing, also mit den unterschiedlichen Bildern, die durch Sprache ausgelöst werden? Sprechen Sie  z.B. von „Klimawandel“ oder von „Erdüberhitzung“?

Wir haben bisher ohne es zu hinterfragen das Wort Klimawandel benutzt. Ich persönlich habe jetzt allerdings begonnen, häufiger von Erderhitzung, oder besser Erdüberhitzung, zu sprechen. Aus meiner Sicht ist es sinnvoll, die Begriffe ein bisschen zu mischen. Zum einen, um mit dem Wort Klimawandel an das vertraute Sprachbild anzuknüpfen, zum anderen um umso mehr einen Aha-Effekt zu erreichen, wenn man von Erdüberhitzung spricht. Aus einem einfachen Grund:  Einzelne Begriffe, die man bewusst anders als im allgemeinen Sprachgebrauch verwendet, fallen sehr auf, vor allem in der mündlichen Rede. Deswegen ist es wichtig, den Einsatz dieser Worte dosiert zu machen. Wenn man es sehr massiv machen würde, würde es vielleicht als etwas ideologisch rüberkommen, dass man also sehr stark eine bestimmte Sichtweise vermitteln will und darauf besteht, dass andere das auch so sehen.

Sie Schreiben auf der Klimafakten-Website „Fakten allein ergeben noch keine Kommunikation“. Was würden Sie sagen sind die 5 wichtigsten Tipps, die Sie einem Klimakommunikator an die Hand geben würden?

(lacht) Also, die gibt es eigentlich leider nicht, weil es keine geschlossene Theorie der Klimakommunikation gibt, die man fallgenau anwenden könnte. Also die Zahl der Fälle ist letztendlich so groß, dass sich da jede Theorie auflöst.
Dennoch vielleicht mal ein paar Vorschläge, woran man sich orientieren könnte:

Erstens sollte man sich nicht zu sehr an den Leugnisten des Klimawandels abarbeiten, und denen nicht mehr Aufmerksamkeit geben und mehr eigene Lebens- und intellektuelle Energie verschwenden, als ihnen gebührt.
Spiegelbildlich dazu ist es wichtig, dass man sich anschaut, wie politische und gesellschaftliche Veränderung zustande kommt. Es ist eben nicht so, dass es dafür von Anfang an immer eine Mehrheit gibt. Die Bereitschaft, sich auf Veränderungen einzulassen, erreicht man nicht erst wenn 50% und eine Stimme erreicht sind. Bereits 10-20% sind schon ein Potential, aus dem sich dann allmählich eine Mainstream-Position bilden kann. Daher ist mir die Botschaft wichtig, Optimismus zu haben. Ich denke, dass der Klimaschutzbewegung auch mehr Auseinandersetzung mit Geschichte gut tun würde, um zu analysieren, wie die Freiheitsbewegung, die Demokratiebewegung oder auch die Bewegung für Frauenrechte gearbeitet haben. Welche Strategien sie verwendet haben.

Ein anderer Punkt, den ich immer wieder anspreche, ist dass es ganz zentral ist, über Werte zu sprechen. Weil das – und nur das - politisch Dinge bewegt. Außerdem schafft es Glaubwürdigkeit. Menschen wollen wissen, was einer im Schilde führt. Was sind seine oder ihre wirklichen Absichten? An dieser Stelle schafft es viel Vertrauen und auch eine Brücke, wenn man über seine eigenen Wertvorstellungen spricht. Natürlich muss man anerkennen, dass andere Menschen andere Werte haben, aber das Gute ist, dass alle Werte, die man identifizieren kann, einen Ausgangspunkt bieten, um sie für eine Debatte über Klimaschutzhandeln zu nutzen.
Außerdem  ist es ganz wichtig, Gemeinschaft zu stiften. Also dass man gemeinsam mit anderen etwas erreicht. Das auch zu feiern und erlebbar zu machen. Und, gut, das ist inzwischen fast eine Plattitüde: Es geht natürlich auch darum, die Dinge politisch zu betrachten, also auf die politischen Rahmenbedingungen und die Regeln zu schauen und nicht nur den Einzelnen in den Blick zu nehmen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Projektförderung

Das BNE-Projekt „Keine Angst vor Komplexität“ wurde durch die Deutsche Bundestiftung Umwelt und die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen gefördert.

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Noch Fragen zum Projekt?

Birthe Hesebeck
Bereichsleiterin
Öffentlichkeitsarbeit Bildung für nachhaltige Entwicklung
0228-24 290 14
bhesebeck[at]oroverde[dot]de

Fotonachweis: Klimafakten.de, OroVerde/ E. Mannigel, OroVerde (Titelbild), Toralf Staud (Carel Mohn), Klimafakten.de/T. Grothmann und kalischdesign.de (Was bewegt Menschen)

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