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Die UN-Arbeitsgruppe Indigene Bevölkerungen definierte 1982 Indigene (von indígena - Spanisch für „eingeboren“) als Bevölkerungsgruppen, die sich als Nachkommen der Bewohner eines bestimmten räumlichen Gebietes betrachten, die bereits vor der Eroberung, Kolonisierung oder Staatsgründung durch Fremde dort lebten, die eine enge (emotionale, wirtschaftliche und/oder spirituelle) Bindung an ihren Lebensraum haben und über eine sich von der Mehrheitsgesellschaft unterscheidende ausgeprägte ethnisch-kulturelle Identität als Gemeinschaft mit eigenen soziopolitischen und kulturellen Traditionen verfügen.

 

Umgangssprachlich werden die Angehörigen indigener Völker, oft als „Ureinwohner“ oder „Eingeborene“ bezeichnet. Diese Bezeichnungen sind jedoch veraltet und sollten nicht genutzt werden, da sie ihren Ursprung in der Kolonialzeit haben. Damals haben überwiegend westliche Staaten Land erobert und die dort lebenden Menschen versklavt oder ermordet. Im internationalen Sprachgebrauch hat sich der Begriff „indigene Völker“ durchgesetzt, der auch vom Permanenten Forum der Vereinten Nationen für Indigene Angelegenheiten unter größtenteils immer noch den 1982 etablierten Kriterien verwendet wird. Weil er im Grunde auch nur die spanische Übersetzung von „Eingeborene“ darstellt (s.o.), wird er aber ebenfalls häufig kritisiert. Auch das Wort „Naturvölker“ erweckt den falschen Eindruck, als seien diese Völker sehr ursprünglich und nicht so weit entwickelt wie andere Völker. Stattdessen wird auch von „autochthonen Völkern“ gesprochen oder auf Begriffe aus dem Englischen und Spanischen wie z.B. „pueblos originarios“, „pueblos ancestrales“, „first nations“ oder „ancestral peoples“ zurückgegriffen. Auch hier gilt: den einen „richtigen“ Begriff gibt es nicht, und an vielen Bezeichnungen wird von unterschiedlichen Menschen mit unterschiedlichen Begründungen Kritik geübt.

Bei OroVerde haben wir uns dafür entschieden, die Begriffe zu verwenden, welche die Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten, selbst benutzen (also insbesondere die Sarayaku-Kichwa, die in der Federación de Comunidades Nativas del Ucayali y Afluentes (FECONAU) organisierten Shipibo-Conibo im Amazonas-Gebiet von Ecuador und Peru sowie den in der Organisation Sotz’il vertretenen Gemeinden in Guatemala). Deshalb reden wir von „Indigenen Völkern“ und „Pueblos Originarios“.

Indigene Völker auf der ganzen Welt

Indigene Völker gibt es auf der ganzen Welt und auf allen Kontinenten. Bekannte Beispiele sind Aboriginal Peoples (ein weiterer umstrittener Begriff) in Australien, Inuit in Kanada und Grönland, Native Americans (früher "Indianer" genannt) wie Navajo, Osage oder Seminolen in Nordamerika, Tuareg in den Sahara-Staaten, Ainu in Japan, Adivasi in Indien, Maori in Neuseeland, Samen in Skandinavien oder die vielen verschiedenen Pueblos Originarios im Amazonasgebiet, wie unter anderem die Kichwa und Shipibo-Conibo. Ein besonderer Fall sind die Sentinelesen auf der North Sentinel Island, einer kleinen Insel im Indischen Ozean. Sie verweigern weitgehend den Kontakt zu Menschen von Außerhalb. Die indische Regierung hat das Betreten der Insel verboten.

 

Indigene Gemeinschaften sind starke Verbündete für den Regenwaldschutz

Der Lebensraum vieler indigener Völker liegt in relativ naturbelassener Umgebung wie zum Beispiel in Regenwäldern oder der Arktis. Dort haben sie Überlebensstrategien und Wirtschaftsweisen im Einklang mit der Natur entwickelt. Gerade für die Bewahrung von Tropenwäldern gehören indigene Gruppen zu den wichtigsten Verbündeten. Eine 2021 von der Welternährungsorganisation und dem Fonds für die Entwicklung der indigenen Völker herausgegebener Zusammenfassung der wichtigsten Forschungsergebnisse zu den Beiträgen indigener Völker zum Wald- und Klimaschutz hebt beispielsweise hervor, dass mehr als 80 Prozent der von indigenen Völkern bewohnten Gebiete Lateinamerikas und der Karibik von Wald bedeckt sind. Allein 45 Prozent der noch intakten Wälder des Amazonasgebiets liegen auf indigenem Territorium. Weltweit beherbergen indigene Territorien laut eines Hintergrundpapiers des UN-Forums für indigene Angelegenheiten 80 Prozent der verbleibenden Biodiversität.

Erfolgreiche Projektarbeit mit indigenen Gemeinschaften

Doch obwohl es indigenen Gemeinden häufig besser als anderen gelingt, ihre Territorien vor illegaler und nicht nachhaltiger Nutzung zu schützen, sind diese Lebensräume immer mehr bedroht und mit ihnen die indigenen Völker und ihre Lebensweise. Wenn der Regenwald immer weiter abgeholzt wird oder das arktische Eis schmilzt, verlieren nicht nur viele Tier- und Pflanzenarten ihren Lebensraum, sondern auch die indigenen Völker. Sie müssen dann ihre traditionelle Lebensweise und Kultur aufgeben, wobei auch traditionelles Wissen, welches nur indigene Völker besitzen, verloren geht. Die Leistungen indigener Gemeinschaften für die Bewahrung natürlicher Ressourcen und die Bedeutung ihres traditionellen Wissens auch für globale Herausforderungen wie die Bekämpfung des Klimawandels oder die Erhaltung von biologischer Vielfalt werden inzwischen immer mehr anerkannt. So stellt z.B. der Weltklimarat fest, dass für die erfolgreiche Anpassung an den Klimawandel „ein respektvoller Dialog zwischen indigenem, lokalem und akademischem Wissen“ nötig ist. Deshalb müssen die Anerkennung der Beiträge indigener Völker zum Biodiversitäts- und Klimaschutz sowie die effektive Umsetzung ihrer Rechte weiter gestärkt werden, zum Beispiel durch eine Ausweitung des Rechtes auf Konsultation bei Projekten, die ihre Territorien betreffen, zu einem echten Mitgestaltungs- und im Zweifelsfall Vetorecht.

Als OroVerde versuchen wir, unsere indigenen Partnerorganisationen und –gemeinden dabei so gut es geht zu unterstützen und sind dankbar für jeden Schritt, den wir auf den Weg des gegenseitigen und gemeinsamen Lernens zusammen gehen.

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Fotonachweis: Sarayaku.js (Headerbild), Jonas Rüger (Guardia Indígena und Mural indigener Widerstand) , OroVerde - M. Baumann (Boot auf Regenwaldfluss), Katharina Mouratidi (Indigene Jugendliche am Laptop), OroVerde - A. Fincke (Indigene Rapper)

 

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Telefon: 0228 24290-0
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