Smartphone, Tablet, Schmuck, Elektroauto, LEDs, Photovoltaikanlagen und sogar Häuserleitungen - sie alle enthalten Bodenschätze von denen viele ursprünglich aus dem Regenwald stammen. Aber was genau versteht man eigentlich unter dem Begriff "Bodenschätze" und was haben sie mit der Zerstörung der Tropenwälder zu tun?
Die Geschichte der Ausbeutung mineralischer Bodenschätze beginnt im Amazonasgebiet in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Gegensatz dazu fand die Förderung mineralischer Bodenschätze in den Anden schon in der Kolonialzeit ihren Anfang, also vor nunmehr rund 500 Jahren. Beständig steigende Preise sowie Funde von großen Vorkommen strategisch wichtiger Bodenschätze führen heutzutage zu einer attraktiven Wirtschaftlichkeit dieser endlichen Rohstoffe.
5 wichtige Fakten zum Thema Bodenschätze
Was sind Bodenschätze?
Bodenschätze sind nutzbare Rohstoffe, die als natürliche Ablagerungen in der Erdkruste vorkommen. Die Bezeichnung „Bodenschätze“ oder „mineralische Ressourcen“ sind Oberbegriffe für Erze und Metalle, fossile Rohstoffe wie Kohle und Erdöl sowie Steine und Erden. Häufig werden die sogenannten Energierohstoffe aus den mineralischen Rohstoffen ausgeklammert. Zu diesen Energierohstoffen zählen die fossilen Energieträger Erdöl, Erdgas, Kohle, Kernbrennstoffe und die erneuerbaren Energien einschließlich der Tiefen Geothermie. Energierohstoffe bilden die Grundlage für unser alltägliches Leben und die gesamte Wirtschaft in Deutschland. Sie liefern uns Strom und Wärme, dienen als Treibstoff und werden zu einer Vielzahl an Produkten weiterverarbeitet.
Welche Bodenschätze gibt es?
Bei Bodenschätzen unterscheidet man weiter zwischen metallischen Rohstoffen und seltenen Erden: Zu den metallischen Rohstoffen zählen alle Metalle oder Erze, aus denen Metalle veredelt werden. Hier sind ein paar Beispiele:
Eisen ist eines der häufigsten Metalle auf der Erde und kommt weltweit in der Erdkruste vor. Die größten Eisenvorkommen und -minen der Welt finden sich dabei in Brasilien und Australien, leider oft in Regenwaldgebieten. In vielen industriellen Prozessen spielt Eisen eine zentrale Rolle. Es ist ein silbrig-graues, relativ weiches und dehnbares Metall, das sich leicht bearbeiten lässt und für seine magnetischen Eigenschaften bekannt ist. In der Natur kommt Eisen meist in Form von Erzen wie Hämatit und Magnetit vor, aus denen es durch verschiedene Verfahren, hauptsächlich den Hochofenprozess, gewonnen wird. Eisen wird in zahlreichen Legierungen verwendet, wobei Stahl die bedeutendste ist. Stahl besteht hauptsächlich aus Eisen und Kohlenstoff und zeichnet sich durch seine Härte und Formbarkeit aus.
Erdöl und Erdgas werden als Treibstoff, Heizmittel, zur Herstellung von Kunststoffen wie Plastik und zur Herstellung von Chemikalien wie Düngemittel und Pestiziden genutzt. Auch in Regenwaldregionen wird Erdöl gefördert. So etwa im Amazonasgebiet. Die Folgen sind oft dramatisch: Für die Erdölförderung werden Teile des Regenwalds abgeholzt, es werden Pipelines und Förderanlagen gebaut. Immer wieder kommt es durch kaputte Pipelines und mangelndes Umweltbewusstsein der Betreiber zu Verseuchungen der Umwelt, die selten fachgerecht beseitigt werden. Es folgen schwere ökologische Schäden der betroffenen Ökosysteme. Das ist auch ein Grund, warum die Kichwa in Sarayaku (Ecuador) seit vielen Jahren dafür kämpfen, dass in ihrem Gebiet kein Erdöl gefördert wird.
Bauxiterz findet sich in den meisten Ländern, kommt aber vermehrt in tropischen Gebieten vor. Aus diesem Erz wird Aluminium hergestellt, für dessen Herstellung sehr viel Energie benötigt wird. Aluminium wird vor allem in Fahrzeugen, beim Bau von Gebäuden und Elektronik benötigt, findet sich allerdings auch in alltäglichen Gegenständen, wie etwa Alufolie, Lebensmittelverpackungen oder Kosmetik.
Coltan ist ein beliebtes Erz, aus dem das Metall Tantal gewonnen wird. Aus der heutigen IT-Branche ist es nicht mehr wegzudenken. Die größten Coltan-Vorkommen liegen in Zentralafrika, vor allem in der Demokratischen Republik Kongo. Für den Coltan-Abbau müssen häufig artenreiche Regenwälder gefällt werden. Besonders Gorillas sind von den sich ausbreitenden Minen betroffen. Der Abbau von Coltan in Zentralafrika ist jedoch auch aus einer humanitären Perspektive problematisch und sehr konfliktgeladen. Mehr Informationen zu diesem Bodenschatz, seiner wichtigen Rolle in unserer modernen Welt und den Folgen seines Abbaus gibt es auf unserer Wissensseite zu Coltan.
Gold ist eines der beliebtesten und bekanntesten Metalle der Welt. Eingebettet in der Erdkruste kommt es überall auf dem Planeten vor, wobei die größten Vorkommen in China, Australien, Russland, Kanada, den USA und Mexiko liegen. Weitere profitable Vorkommen liegen jedoch auch in tropischen Regionen – so zum Beispiel auch in Teilen des Amazonas-Regenwaldes. Mehr Informationen und spannende Fakten zum begehrten Edelmetall gibt es auf unserer Wissensseite zu Gold.
Das rötlich glänzende Metall wird seit Jahrtausenden von Menschen genutzt und ist für seine hervorragende elektrische und thermische Leitfähigkeit bekannt. Kupfer ist relativ weich und dehnbar, was es ideal für die Verwendung in elektrischen Leitungen, Rohren und anderen Anwendungen macht. In der Natur kommt es sowohl in reiner Form als auch verschiedenen Mineralien vor. Es kommt in der Natur sowohl in reiner Form als auch in verschiedenen Erzen wie Chalcopyrit, Malachit und Bornit vor. Die größten Kupferproduzenten sind Stand 2023 Chile, Peru, China und der Kongo.
Nickel ist ein silbrig-weißes Metall, das für seine Härte, Zähigkeit und Korrosionsbeständigkeit bekannt ist. In reiner Form kommt Nickel nur im Erdkern und in Meteoriten vor und wird daher fast ausschließlich aus Erzen, wie Chalkopyrit gewonnen. Die wichtigsten Vorkommen liegen in Kanada, Neukaledonien, Russland, Australien und Kuba. Nickel spielt eine wichtige Rolle in der Herstellung von Batterien, insbesondere in Lithium-Ionen-Akkus, die in Elektrofahrzeugen und tragbaren Elektronikgeräten verwendet werden. Darüber hinaus wird es zur Herstellung von Münzen und in vielen weiteren industriellen Anwendungen genutzt.
Andere metallische Rohstoffe sind Zinn, Zink, Blei, Kobalt und Platin. Bodenschätze umfassen aber auch Edelsteine wie Diamanten und seltene Erden. Zu seltenen Erden zählen 17 Mineralien, welche sich dadurch auszeichnen, dass sie nur in geringen Mengen in Lagerstätten vorkommen. Ihre Bedeutung nimmt mit der zunehmenden Nutzung von Elektronikartikeln, Akkus, Leuchtmitteln und Displays stetig zu, die ohne sie nicht auskommen. Zurzeit stammen diese seltenen Erden größtenteils aus China und Afrika, wo sie mit Menschenrechtsverletzungen und Kriegsfinanzierung in Verbindung gebracht werden. Aber auch in Brasilien gibt es Vorkommen dieser natürlichen Ressourcen.
Welche Bodenschätze gibt es im Regenwald?
Welche Bodenschätze in den Erdschichten unter tropischen Regenwäldern lagern, ist je nach Region sehr unterschiedlich. Neben Bauxit, Eisen, Zinn, Nickel, Kupfer, Gold und Tantalerz kommen auch Diamanten in tropischen Regenwaldgebieten vor. Vergleicht man die Produktionsländer aller mineralischen Rohstoffe, so nimmt China den ersten Platz ein. Doch auch in Brasilien, Australien, Indonesien und der Demokratischen Republik Kongo wird viel Bergbau betrieben.
Brasilien etwa ist weltweit zweitgrößter Produzent von Eisen, Stand 2024. Auch beim Abbau von Bauxit, woraus Aluminium hergestellt wird, liegt Brasilien mit einer Exportmenge von 35.000 Tonnen auf Platz vier der globalen Produzenten. Neben dem Goldabbau mit einer Exportmenge von 111 Tonnen Gold in 2020, spielen auch der Stahl-, Kupfer- und Nickelabbau in Brasilien eine Rolle. Der illegale Abbau von Bodenschätzen, insbesondere von Gold, ist in Brasilien ein großes Problem: ganze 17 Prozent der Goldexporte stammten im Jahr 2020 aus illegalen Minen.
Auch Indonesien ist ein Global Player beim Export von Bodenschätzen. Die weltweit größten Reserven an Nickel sind dort zu finden. Das Land produziert allerdings auch Kohle, Kupfer, Gold, Zinn und Bauxit. Bis zum Beginn des Jahres war Indonesien der größte Exporteur von Zinn, wurde jedoch von Australien abgelöst. Weltweit sind Indonesiens Tropenwälder am meisten durch den Abbau von Bodenschätzen betroffen. 3.537 Quadratkilometer tropischer Regenwald mussten dort in den Jahren zwischen 2010 und 2020 Minen weichen. In Brasilien, welches auf dieser Rangliste Platz zwei einnimmt, waren es im selben Zeitraum 1.654 Quadratkilometer.
In der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) etwa wird vor allem das Tantalerz Coltan abgebaut. Zudem ist der Kongo der mit Abstand wichtigste Produzent von Kobalt – 2022 stammten über 70 Prozent des weltweit abgebauten Kobalts von dort. Das Land ist besonders abhängig von dem Export mineralischer Bodenschätze; Kupfer, Kobalt, Gold, Coltan, Diamanten, Zinn und Tungsten machen zusammen 96 Prozent der gesamten Landesexporte aus.
Welche Bodenschätze gibt es in Deutschland?
In Deutschland reicht die Palette der Bodenschätze von sogenannten Energierohstoffen über Steine und Erden bis hin zu Industriemineralen und Erzen.
Als hochentwickeltes Industrieland gehört Deutschland zu einer der größten Energieverbraucher der Welt und benötigt enorme Mengen an Bodenschätzen, um das tägliche Leben wie wir es kennen aufrecht zu halten. Im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens verpflichtete sich Deutschland 2015 allerdings zur Energiewende und den Ausbau von erneuerbaren Energien. Die Energiewende ist hierzulande bereits in vollem Gange: Im Jahr 2022 bis 2023 stammte bereits 52 Prozent unserer Energie aus nachhaltigen Quellen wie Wind-, Solar- und Wasserkraft.
Zu den mineralischen Rohstoffen, die in deutschem Boden natürlich vorkommen, gehören Metalle, Industrieminerale sowie Steine und Erden. Auch sie stellen eine Grundlage der wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands dar. Deutschland hat recht reiche Vorkommen an nichtmetallischen Rohstoffen wie Kali- und Steinsalzen, sodass es einen großen Teil bestimmter Steine und Erden nicht importieren muss, sondern aus heimischen Vorkommen abbauen kann. Bezüglich anderer mineralischer Rohstoffe wie Aluminium, Blei, Eisen, Kupfer, Nickel, Zinn, Zink, Silber und Gold gehört Deutschland zu den Hauptimportländern. Im Jahr 2022 landete Deutschland sogar auf Platz vier der globalen Importeure von fossilen Rohstoffen und wurde nur übertroffen von China, Japan und Indien.
Wie werden Bodenschätze abgebaut?
Bodenschätzen werden auf zwei unterschiedliche Arten gefördert: Es gibt den Tagebau und den Untertagebau. Beim Tagebau liegen die Rohstoffvorkommen nahe an der Erdoberfläche. Ein Erz, das auf diese Weise abgebaut wird, ist zum Beispiel Bauxit. Beim Tagebau wird großflächig Boden abgetragen und dadurch die darauf vorhandene Waldfläche zerstört. Beim Untertagebau liegen die Rohstoffvorkommen tief unter der Erdoberfläche. Um sie zu fördern, werden Stollen tief in die Erde gegraben. (Metallische) Erze und Edelmetalle werden häufig auf diese Weise abgebaut.
Zusätzlich wird zwischen Kleinbergbau mit sehr einfachen mechanischen Methoden und industriellem Bergbau mit großen Maschinen und hoher technischer Unterstützung unterschieden.
Welche Bodenschätze stecken in Elektronikgeräten?
Neben Häusern, Gebäuden und Infrastrukturen sind die meisten metallischen Rohstoffe auch in Konsumgütern wie elektrischen Geräten und Unterhaltungselektronik verbaut. Bei den elektronischen Geräten ist die Verwendung von Edelmetallen und seltenen Erden am häufigsten. Obwohl pro Gerät nur geringe Mengen dieser Metalle verarbeitet werden, ist der Anteil der Elektronikindustrie an diesen Metallen am weltweiten Gesamtverbrauch relativ hoch. Wie bereits oben erwähnt wurde, fließen 50 bis 60 Prozent des verbrauchten Tantalerzes in die Elektronikindustrie. Bei Kobalt liegt diese Zahl bei 25 Prozent und bei Gold immerhin noch bei neun Prozent. LED´s bestehen z.B. aus zehn verschiedenen Metallen wie Cer, Germanium, Indium und Gold. Auch die Produktion von Photovoltaikanlagen ist ohne diverse Technologiemetalle nicht machbar.
Natürlich trägt auch die Welt der Smartphones einen großen Anteil hierzu bei. In der Herstellung eines einzigen Mobiltelefons werden bis zu 60 unterschiedliche Rohstoffe verwendet. In den letzten zehn Jahren wurden in Deutschland ganze 180 Millionen Smartphones verkauft - allein 2016 waren es über 24 Millionen. Neben Kunststoff und Glas sind auch viele Metalle wie Kupfer, Aluminium, Eisen, Silber, Gold, Platin, Kobalt, Lithium, Silizium, Tantal, Indium, Gallium und seltene Erden verbaut.
Bodenschätze sparen mit diesen Tipps
Elektronische Geräte so lange nutzen, wie sie funktionieren. Bei Neuanschaffungen auf Langebigkeit und Reparierbarkeit des Geräts achten oder ein gebrauchtes Gerät kaufen.
Das Recyceln von alten Elektrogeräten kann einen großen Unterschied machen, denn die seltenen Bodenschätze, die in unserer Technik verarbeitet sind, können so wiederverwendet werden.
Der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel so oft es geht schont die Erdöl-Ressourcen unserer Erde.
Auch Plastik wird aus Erdöl hergestellt. Das Vermeiden von Plastikmüll und Verpackungen kann also auch Bodenschätze sparen.
Bei Schmuck auf zertifizierte oder recycelte Edelmetalle zurückgreifen.
Die Erstellung der Online-Verbrauchertipps zum Thema Bodenschätze wird gefördert durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW und ENGAGEMENT GLOBAL aus Mitteln des BMZ.
Noch Fragen zu Bodenschätzen?
Ulrich Malessa
Bereichsleiter
Internationale Projekte
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Fotonachweis: Emilio Sanchez – Pexels (Titelbild), By Christian Schröder (Own work) [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons (Rohkupfer), Martin Harvey – Wildscreen Exchange (Abbau von Bodenschätzen), Tom Fisk – Pexels (Schrottplatz), Stas 1995 Wikimedia Commons (Tantal)
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