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Mit WasserWald trotzen Menschen der Klimakrise und ihren Folgen. Wie gut die Maßnahmen funktionieren, zeigt der Besuch im Projektgebiet in Guatemala.

17.06.2023 | von Christian Neeb

Ein Zischen - der nächste Fladen berührt das heiße Metall. Der Duft von geröstetem Maisteig erfüllt die Luft von Tasquehuite. Das kleine Dorf liegt an den Hängen der Sierra de las Minas im Osten Guatemalas. „Das Brennholz, das mir früher für zwei Tage gereicht hat, reicht jetzt für fünf,“ sagt Norma Hernández. Mit geschickten Fingern formt sie die nächste Tortilla und legt sie auf ihren neuen Holz sparenden Herd.

Die Einführung effizienterer Kochstellen ist Teil der Maßnahmen von WasserWald. Gemeinsam mit vier lokalen Partnerorganisationen führt OroVerde das Projekt in Guatemala, Mexiko, der Dominikanischen Republik und Kuba durch. Auch an der Wiederaufforstung mit sogenannten Energiewäldern aus Zypressen, Steineichen und Kiefern zur Brennholzversorgung beteiligt sich Doña Norma. „Es funktioniert!“, sagt sie mit einem zufriedenen Lächeln. „Wir pflanzen neue Bäume und schneiden und sammeln für Brennholz nur die bereits vertrockneten Äste. Es ist bereits sichtbar, wie der Wald sich erholt.“

„Wir müssen die natürliche Wald-Regeneration unterstützen!“, pflichtet Nachbar Mauricio Hernández ihr bei. „Ich wurde vor 61 Jahren hier in Tasquehuite geboren. Das Klima hat sich sehr verändert“, sagt er. „Früher konnten wir noch Kürbisse und Bohnen anbauen. Dafür ist es jetzt zu heiß und zu trocken. Auch für das Vieh gibt es weniger Nahrung, und die Böden sind viel weniger fruchtbar.“ Deshalb beteiligt sich auch Don Mauricio an den Maßnahmen des WasserWald-Projekts zum Waldschutz und -wiederaufbau: „Ich fälle zum Beispiel keine Bäume für Weideflächen. Futter für das Vieh säe ich dazwischen, und wo nötig pflanze ich neue Bäume nach.“ Denn Baumbewuchs ist ein Schlüsselfaktor für die Bodenqualität, den Schutz vor Erosion und zur Wiederherstellung eines gesunden Wasserkreislaufs.

Wasser, Wälder, Wiederherstellung

All diese Herausforderungen kennt Mauricio Santamaría, „Beim letzten Projekttreffen dieser Phase, das dieses Jahr in Guatemala stattfand, ging es vor allem darum, die Ergebnisse der letzten Jahre zu evaluieren“, sagt der WasserWald-Projektkoordinator bei OroVerde. „Damit legen wir wichtige Grundlagen für Entscheidungen zur zukünftigen Strategie.“

WasserWald, das bedeutet strategische Aufforstung von Wassereinzugsgebieten. Es bedeutet auch neue Formen der Landwirtschaft und Weideviehhaltung, die den Menschen Einkommen sichern, zugleich den Wald schützen und dabei gezielt die positiven Wechselwirkungen innerhalb eines Ökosystems nutzen. Ökosystembasierte Anpassung nennt sich diese Methode. Dass sie funktioniert, hat die erste Projektphase seit 2018 eindrucksvoll bewiesen. Der Bedarf an einer Ausweitung über die aktuellen Projektgebiete in Guatemala, der Dominikanischen Republik, Mexiko und Kuba hinaus ist riesig. Aber dafür braucht es mehr als nur technische Expertise und Erfahrung in der Umsetzung unter unterschiedlichen lokalen Bedingungen.

„Besonders der Austausch zu den Kosten-Nutzen-Analysen, die wir im letzten Jahr durchgeführt haben, ist sehr spannend“, sagt Santamaría. Diese Studien haben gezeigt, dass der ökonomische Nutzen von Maßnahmen wie Anreicherungspflanzungen zum Erhalt von Ökosystemen die Kosten teilweise um das Vierfache übersteigt. Auch bei der Wiederherstellung von bereits degradierten Ökosystemen übersteigt der Nutzen je nach lokalen Gegebenheiten die Kosten um mehr als 50 Prozent. Solche Zahlen sollen jetzt Politik und Privatsektor für die Fortsetzung und Ausweitung der in WasserWald entwickelten Methoden gewinnen.

Sellerie und Satelliten

Auch beim innovativen Einsatz neuer Technologien ist WasserWald Vorreiter. „Anhand von Satellitendaten oder Drohnenbildern errechne ich, wie hoch beispielsweise das Risiko für einen Waldbrand oder einen Erdrutsch ist“, erklärt Norma Dávila, Expertin für Geoinformationssysteme bei OroVerde. „Mit diesen Informationen können wir frühzeitig mit Vorbeuge-Maßnahmen wie Baumpflanzungen oder Brandschneisen reagieren.“ Dafür hat sie ein eigenes System entwickelt. Auf dem Projekttreffen hat sie die Partnerorganisationen darin geschult, so dass diese die Berechnungen zukünftig eigenständig durchführen können.

Wie groß die Wirkung der Maßnahmen für die betroffenen Menschen ist, zeigt sich erneut ein paar hundert Meter bergabwärts am Dorfrand von Tasquehuite: Hector Breganza kneift unter seiner Schirmmütze die Augen gegen die helle Mittagssonne zusammen und zeigt stolz auf das Bewässerungssystem seines Hausgartens. „Bevor wir mit dem WasserWald-Projekt angefangen haben, waren diese Böden völlig verödet, und wir wussten nicht, wie wir sie wieder nutzbar machen könnten. Jetzt habe ich ein Agroforstsystem mit Kaffee, Bananen und Obstbäumen angelegt, habe meine eigene kleine Kaffee-Baumschule und baue hier Sellerie, Zwiebeln, Salat und anderes Gemüse an.“

Dieses Projekt ist Teil der Internationalen Klimaschutzinitiative. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) unterstützt diese Initiative auf Basis einer Bundestagsentscheidung.

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