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Offizieller Titel: Die Interaktionen zwischen Blumenfledermäusen und Merinthopodium neuranthum in einem karibischen Tieflandregenwald in Costa Rica
Name des Forschers: Jan Bechler
Universität Ulm
Projektlaufzeit: April 2018 - Dezember 2018

Viele Tiere leben in komplexen und dynamischen Umgebungen und müssen daher unter ständig wechselnden Bedingungen überleben und der erfolgreiche Nahrungserwerb ist ein Schlüsselfaktor für den ökologischen Erfolg von Arten. Nach der Theorie der optimalen Nahrungserwerbs sollten Tiere die Ressourcen auswählen, die sie mit minimalem Energieaufwand nutzen können, während sie gleichzeitig die Energieaufnahme maximieren, um somit den Energiegewinn zu optimieren und letztlich die Fitness des Tieres zu steigern. Eine effiziente Nahrungssuche sollte daher ein Hauptfaktor sein, der das Verhalten von Tieren bestimmt. Quantitative Studien über das Gleichgewicht von Kosten und Nutzen von Nahrungsressourcen unter natürlichen Bedingungen sind jedoch eine Herausforderung, da diese Parameter in der Regel nicht leicht zugänglich sind. Hierbei sind bestäubende Tiere hervorragende Modellsysteme für die Untersuchung des optimalen Futtererwerbs, da sie stationäre und sich natürlich wieder auffüllende Ressourcen nutzen. Darüber hinaus sind die Währungen dieser Interaktion recht einfach nachvollziehbar, da die Energieaufnahme dem konsumierten Nektar und die Energieausgaben den Bewegungen zu Blüten und deren Ausbeutung entspricht.

Forschungsziel

Die Forschungsarbeit im Rahmen meiner Doktorarbeit zielte darauf ab das Fressverhalten von Blumenfledermäusen unter möglichst natürlichen Bedingungen besser zu verstehen. Ich führte meine Feldforschung in der Biologischen Station La Selva und knüpfe an die dort bereits erforschten Aspekte an. In meiner Dissertation befasste ich mich mit drei Aspekten der Interaktion zwischen nektarivoren Fledermäusen und einer ihrer Hauptressourcen, der konstant blühenden Merinthopodium neuranthum:

In Projekt 1 untersuchte ich zunächst die Trinkeffizienz von Fledermäusen an den nektararmen Blüten von M. neuranthum und der kontrastierenden, nektarreichen Bromelie Werauhia gladioliflora. Hierfür habe ich die Dauer des Schwirrfluges, die extrahierten Nektarmengen und die daraus resultierende Trinkeffizient der beiden in La Selva ansässigen Fledermausarten an M. neuranthum und W. gladioliflora gemessen. Außerdem verglich ich die Fütterungsleistung an echten Blüten mit der an den üblicherweise verwendeten künstlichen Blüten, um die Übertragbarkeit dieses Ansatzes auf die natürlichen Bedingungen zu bewerten.

In Projekt 2 hinaus untersuchte ich den Nektarstand (d.h. die von den Fledermäusen vorgefundene Nektarmenge bei einem Blütenbesuch) in den Blüten von M. neuranthum und wie sich dieser bei sich verändernder Ressourcensituation ändert. Um die „Arbeitsbedingungen“ der Fledermäuse abzuschätzen habe ich ein Modell erstellt, indem ich experimentelle Daten mit Videobeobachtungen von Blütenbesuchen im Feld kombiniert habe.

Projekt 3 zielt darauf ab, mit Hilfe eines drahtlosen Sensornetzes, einem neuartigen, Individuen-basierten System, Rückschlüsse auf die Fouragierstrategie und die zugrundeliegenden Entscheidungsheuristiken von freilebenden G. commissarisi zu ziehen.

Kommunikation meiner Forschung

Die Ergebnisse meiner Forschung werden in wissenschaftlichen Magazinen veröffentlicht. Das Manuskript zu Projekt 1 ist aktuell in dem Journal PLOS ONE unter Revision und die Manuskripte zu den Projekten 2 und 3 stehen kurz vor der Einreichung. Neben der Kommunikation der Ergebnisse an ein Fachpublikum ist mir eine Kommunikation an eine breitere Öffentlichkeit ebenfalls sehr wichtig, vor allem da Fledermäuse nach wie vor unter ihrem schlechten Ruf leiden. Während sich dies in Deutschland in letzter Zeit deutlich gebessert hat, beobachtete ich in Costa Rica stets starke Vorbehalte gegenüber dieser faszinierenden Tiere. In La Selva hatten wir im Rahmen der so genannte Fería Ambiental die Möglichkeit als Wissenschaftler mit der lokalen Bevölkerung in den Austausch zu treten und über unsere Tätigkeit zu informieren. Hier nutze ich während meiner Feldforschung die Gelegenheit um den Menschen die Bedeutung von Fledermäusen für ein gesundes Ökosystem spielen.

Des Weiteren hatte ich das große Glück, mit der BBC in Kontakt gekommen zu sein. Bei Recherchen zu einer großen Dokumentationsreihe über die Welt der Pflanzen wurde der Produzent der Serie auf meine Arbeit ein Costa Rica aufmerksam und engagierte mich als wissenschaftlicher Berater bei der Produktion der Serie. Bei den Dreharbeiten im Dezember 2019 in Costa Rica hatte ich dann die große Ehre zusammen mit dem legendären Sir David Attenborough die Geschichte der Interaktion zwischen Hylonycteris underwoodi und Merinthopodium neuranthum zu drehen. Das Ergebnis gibt es auf YouTube zu sehen. Die deutsche Version der Dokumentation ist in der ZDF-Mediathek verfügbar. Über die Zusammenarbeit mit der BBC erschien auch ein kleiner Artikel in unserem Uni-Magazin, dem ich diesen Bericht anhänge.

Was aus der Zusammenarbeit zwischen Jan Bechler und Sir David Attenborough entstand, sehen Sie hier:

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