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In den Nachrichten hören wir vor allem die offiziellen Ergebnisse der Klimakonferenz in Cancun. Hier ein Einblick in den Diskussionsstand im Hintergrund.

Hallo und liebe Grüße von der Klimakonferenz!

Hier ein weiterer kleiner Bericht von einem Tag in Cancun: Heute vormittag haben Elke und ich uns zu einer der vielen parallel zu den offiziellen UNFCCC-Verhandlungen und den dazugehörigen Side-Events stattfindenden Veranstaltung begeben: Diese wird von der International Emissions Trading Association (IETA) organisiert und heute gab es dort viele Veranstaltungen zu Wald und REDD. Da sich die Veranstaltung stärker auch an den Privatsektor richtet (und von einigen finanzkräftigen Unternehmen gesponsort wird...), war es sehr interessant zu sehen, welche Sichtweisen hier auf REDD geäußert wurden und auf welchen Annahmen diese beruhen: So wurden in einer Praesentation unter der Ueberschrift „Finding forest carbon: Estimating and tracking REDD supply“ Modellierungsansätze vorgestellt, die mögliche Angebots- und Nachfragekurven von REDD-Zertifikaten berechnen. Dabei wird wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass es einen Marktmechanismus für diese Zertifikate geben wird, was jedoch noch längst nicht feststeht und auch nicht unumstritten ist! Der Einbezug von Projektwirkungen auf lokale Gemeinden und Biodiversität spielte bei dieser Veranstaltung erstmal überhaupt keine Rolle, auf Nachfrage wurde er dann als „wichtiger nächster Schritt“ der Modellentwicklung bezeichnet...

 

 

 

Es war beruhigend zu sehen, dass im darauffolgenden Event die Diskussion dann eine andere Richtung nahm: Bei der vom Voluntary Carbon Standard (VCS) - dem größten Standardanbieter für freiwillige Klimaschutzprojekte - moderierten Diskussion stellten drei Organisationen ihre Waldschutzprojekte vor, darunter auch die Fundacao Amazonas Sustenavel (FAS). Der FAS-Vertreter sprach mir aus der Seele mit seiner Aussage, dass die größte Herausforderung für REDD nicht unbedingt die Modellierung des „Marktes“ (s.o.) und die Messung der Treibhausgase ist – hier arbeiten zahlreiche Wissenschaftler und Thinktanks in aller Welt dran. Vielmehr ist es die konkrete Umsetzung von Waldschutzprojekten: „the biggest challenge ist HOW to do it!“. Wie können zusammen mit lokalen Gemeinden Projekte entwickelt werden, die sowohl dem Waldschutz als auch den Menschen vor Ort zu Gute kommen? Welche Projektkomponenten sind hierfür wichtig? Aus dem FAS-Projekt wurden die Bereiche Bildungs- und Gesundheitsprogramme, Empowerment, finanzielle Anreizsysteme und die Förderung nachhaltiger Forstwirtschaftssysteme hervorgehoben.

Dies hat uns einmal mehr bestätigt, dass wir mit unserem Guatemala-Projekt auf einem sehr guten Weg sind: Konkrete Projekterfahrungen, der Austausch darüber und das Voneinander-Lernen anhand konkreter Projektbeispiele sind in diesem Bereich etwas Mangelware, und genau das wollen wir mit dem Projekt angehen!

 

 

Im Anschluss an die Veranstaltung habe ich die Gelegenheit genutzt, mit einigen der Standardanbieter für Waldklimaprojekte, genauer mit dem VCS, dem CarbonFix-Standard sowie dem TüvSüd, über unser UBA-Projekt zum Thema "Entwicklung von Leitlinien für Standards für Wald-Klimaschutzprojekte" zu sprechen, in dem es ja um diese Standards geht. Die Vertreter waren sehr an dem Projekt interessiert und werden mir in den nächsten Tage Feedback zu unserer bisherigen Arbeit bzw. dem Stand der Leitlinien geben, z.T. per E-mail, z.T. persönlich. Elke war parallel bei einer Veranstaltung zu Guatemala, bei der überraschenderweise sogar der Präsident Guatemalas anwesen war. So konnte sie mit einigen Entscheidungsträgern auch über unser Projekt vor Ort diskutieren und gute Weichen stellen – aber vielleicht mag sie davon auch noch selbst berichten ;)

Insgesamt war es also ein sehr erfolgreicher Tag für uns! Jetzt geht es gleich noch weiter mit einem Update zum aktuellen Verhandlungsstand vom ClimateActionNetwork (CAN), bei dem wir ja jetzt Mitglied sind. Heute hat das sog. High-Level-Segment mit zahlreichen Staatsoberhaeuptern und Ministern angefangen und wir hoffen natürlich alle, dass diese auch die COP noch zu einem guten Ergebnis bringen....!

Soweit für jetzt, liebe Grüße,
Max

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