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So sieht Regenwaldschutz in der Praxis aus: Janine Ripke und Felix Engler berichten von ihrem Einsatz in unserem Guatemala-Projekt. Abenteuerlicher geht´s nicht mehr!

Janine und Felix sind derzeit als Praktikanten im OroVerde-Projektgebiet Sierra del Lacandón unterwegs. Während Janine ein Monitoring über verschiedene Baumarten aufbaut und betreut, forscht Felix über Möglichkeiten des Schutzes vor Waldbränden. Für eine Woche konnten sie nebenher nun in die Kernzone des Parkes, um dabei zu helfen, die geschützten Flächen zu markieren. Hier faszinierende Eindrücke aus ihrem Projekttagebuch:

Janine erzählt vom Start der Tour:
"Der kräftige Motor des einfach gebauten Holzbootes durchbricht die Nacht. Mit 16 Männern sitze ich in diesem Boot und beobachte, wie Schemen der Nacht mit dem Einbruch der Morgendämmerung deutlicher werden. Beide Flussufer sind gesäumt mit Bäumen, die ab und an von Holzhäusern, Stegen oder kleinen Feldern unterbrochen werden. Alles ist in morgendlichen Nebel gehüllt, der vom Fluss aufsteigt. Die Bäume nehmen zu, der Wald erwacht und das Geschrei der Brüllaffen mischt sich in den Motorlärm. Alles ist diesig und von Nebel verhangen, doch langsam bricht das Licht durch. Jetzt gibt es keine Häuser mehr und nur noch dichter Wald erstreckt sich links und rechts von uns. Wir sind der Zivilisation entflohen.

Die Männer sind ruhig, jeder ist in seinen eigenen Gedanken versunken und beobachtet das Schäumen und Tosen des kräftigen Flusses Usumacinta. Kleine Wirbel und größere steigen an den Stellen auf, an denen Felsen oder am Boden des Flusses eingeklemmte Stämme die Flussfahrt gefährlich machen. Doch nichts passiert und nach zwei Stunden Fahrt kommen wir an. Ein kleiner Wasserfall kennzeichnet die Stelle, an der wir anlegen und an der wir Essen, Taschen, Zeltplane, Schnurrolle und uns selbst an Land befördern um das Lager zu errichten. Dieses wird für eine knappe Woche unsere Schlaf- und Essensstelle sein.

Die Stimmung ist gelöst und entspannt und mit Machette und gegenseitiger Hilfe ist in kurzer Zeit eine von Plastikplane überdeckte Kochstelle gebaut und jeder hat sich seinen eigenen Schlafplatz errichtet aus Zelt, Hängematte oder einfach nur Mosquitonetz, das vom Regen durch eine Plane geschützt wird. Auf dem Boden krabbeln kleine Taranteln, dicke Lianen und Aufsetzerpflanzen gestalten den Wald und neben der Kochstelle stehen ein paar Bananenbäume. Durch das Lager plätschert ein kleiner Bach, der in den Fluss mündet und der uns als Koch- und Waschstelle dient. Nach dem emsigen Treiben kehrt ein wenig Ruhe ein. Einige verschwinden in der nahen Umgebung des Lagers, um den Wald zu erkunden. Andere entspannen in ihrer Hängematte oder beginnen, Tortillas, Rührei und Frijoles (schwarze Bohnen) fürs Mittagessen vorzubereiten.

Und irgendwann brechen wir auf, nur einige der Männer, Felix und ich. Mit dem Boot fahren wir zur 15min entfernt gelegenen Stelle, an der die erste Koordinate liegt. Wir kraxeln einen steilen Hang hoch und ich bin begeistert von den Luftwurzeln der Bäume und den Lianen, die immer zur Stelle zu sein scheinen, wenn mein Fuß gerade wieder im feucht-rutschigen Waldboden ausrutscht. Die warme Luft und der steile Anstieg bringen uns ins Schnaufen und wir kommen nur langsam voran. Doch dann erreichen wir den Punkt, der im GPS-Gerät als die erste Koordinate des Polygons angezeigt wird; des Polygons, das in der kommenden Woche mit Hilfe einer Waldschneise und gelben Baummarkierungen im Wald visualisiert werden soll."

Wie es weiter geht? Felix schreibt von gefährlichen Begegnungen mit Schlangen, Guerilla-Kämpfern und den Spuren des Che. Hier lesen Sie mehr: Regenwaldschutz hautnah.

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