Regenwälder sind seit mehreren tausend Jahren der Lebensraum vieler Menschen. Diese nennen sich zum Beispiel in Süd- und Mittelamerika selbst auf Spanisch „pueblos originarios“ oder „pueblos indígenas“, auf Deutsch also „indigene Völker“. Diese indigenen Gruppen leben oft in enger Beziehung mit der Natur. Daher bedroht die fortschreitende Abholzung der Regenwälder nicht nur Tiere, Pflanzen und unser Klima, sondern auch die ursprünglichen Bewohner*innen und deren Kulturen.
Fast Facts zum Thema indigene Menschen
Über 476 Millionen Menschen auf der Welt gehören indigenen Gemeinschaften an. Diese Gemeinschaften und Völker sind in über 90 Ländern auf der Welt zuhause.
Es gibt mehr als 5000 verschiedene indigene Völker, in welchen insgesamt mehr als 4000 Sprachen gesprochen werden.
Das Land, auf dem indigene Völker leben, beherbergt mehr als 80 Prozent der gesamten biologischen Vielfalt unseres Planeten. Oft ist es reich an natürlichen Ressourcen wie Öl, Gas, Holz und Mineralien.
Wer sind indigene Menschen?
Indigene sind Menschen, deren Vorfahren schon vor der Ankunft europäischer Kolonist*innen im 15. Jahrhundert in einem Gebiet lebten. Sie unterscheiden sich in ihrer Kultur und teilweise auch ihrem Aussehen von den westlichen Gesellschaften. Häufig haben sie einen besonderen Bezug zu ihren Territorien und zur Natur. Daher werden sie manchmal auch als Ureinwohner oder Naturvölker bezeichnet. Diese Begriffe wurden und werden manchmal allerdings diskriminierend benutzt und gelten daher inzwischen als veraltet.
Immer wieder gibt es deshalb Diskussionen darüber, wie indigene Menschen „richtig“ benannt werden sollten. Wir haben uns entschieden, „indigene Völker“ – also die deutsche Übersetzung der spanischen Begriffe „pueblos originarios“ oder „pueblos indígenas“ – zu verwenden, weil sich so die meisten indigenen Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten, selbst bezeichnen.
Beispiele für indigene Völker sind die Maori in Neuseeland, die Samen in Finnland, Schweden und Norwegen oder die Kichwa in Ecuador.
Im Einklang mit der Natur
Auch wenn indigene Kulturen sehr unterschiedlich sind, haben die meisten eine enge Beziehung zu ihrer Umgebung gemeinsam. Natur und Umwelt haben in manchen indigenen Kulturkreisen eine große spirituelle Bedeutung und sind mit vielen Traditionen und Mythen verbunden. Deshalb gehen sie achtsam mit ihnen um. Indigene Gruppen verfügen meist über ein reiches Wissen über die Tiere und Pflanzen ihrer Heimat.
Diesen Erfahrungsschatz geben sie von Generation zu Generation weiter. Dies kann zum Beispiel das Wissen über essbare Pflanzen, Wurzeln und Früchte umfassen, aber auch das Verständnis dafür, welche Pflanzen als Heilmittel verwendet werden können. Indigene Gruppen in Tropenwaldregionen haben sich an diesen Lebensraum angepasst und haben mit ihrer traditionellen Lebensweise einen Weg gefunden, im Einklang mit der Natur zu leben.
Indigene für den Regenwald - der Kampf der Kichwa
Die Kichwa leben in Sarayaku, Ecuador. Sarayaku liegt mitten im Regenwald Amazoniens. Auf dem Territorium der Kichwa gibt es große Erdölvorkommen - das lockt die Regierung und mächtige Konzerne, die den Regenwald abholzen, um das Öl fördern und verkaufen zu können, unter anderem nach Europa.
Die Kichwa versuchen, diese Eingriffe zu verhindern. Sie wollen den Regenwald auf ihrem Gebiet erhalten, denn der Wald ist ihre Heimat, untrennbar mit ihrer Kultur verbunden und auch der Lebensraum unzähliger Tier- und Pflanzenarten. Auch an vielen anderen Orten setzen sich indigene Gruppen gegen die zerstörerische Ausbeutung der Natur ein und sind deshalb oft Bedrohungen und Angriffen ausgesetzt.
Mehr über den Kampf der Kichwa erfährst du auf der OroVerde Projekt-Seite Junge Indigene für den Regenwald.
Eine Balance zwischen Moderne und Tradition?
Auch wenn es indigene Kulturen schon seit Jahrhunderten gibt, befinden sich diese dennoch im Wandel – wie alle menschlichen Gemeinschaften verändern sie sich mit der Zeit. So sind die meisten indigene Gemeinschaften zum Beispiel nicht komplett von der übrigen Welt abgekoppelt; in Sarayaku zum Beispiel sind traditionelle Lebensweisen und die moderne Außenwelt längst verknüpft. Durch Internet und Radio bekommen immer mehr indigene Gemeinschaften einen leichten Zugang zu westlichen Kulturen und westlicher Bildung. Hier eine Balance zu finden zwischen Tradition und Moderne ist für viele Kinder und Jugendliche nicht einfach. Doch Projekte und Initiativen, die sich mit dieser Problematik beschäftigen, können helfen, Kompromisse zu finden.
Ein Einblick in das Leben der Kichwa in Sarayaku
Wie sieht das Leben in der indigenen Ortschaft Sarayaku in Ecuador eigentlich aus? Diese Bilder aus dem OroVerde-Projektgebiet mitten im Amazonas-Regenwald geben dir einen kleinen Einblick!
Du brauchst noch weitere Infos oder Hilfe?
Julia Schätzlein
Referentin
Bildung für nachhaltige Entwicklung
Telefon: 0228 24290-20
jschaetzlein[at]oroverde[dot]de
Fotonachweis: Özi's Comix Studio (Illustrationen Titelbild), Sarayaku (Mädchen mit traditioneller Gesichtsbemalung), OroVerde - B. Hesebeck (Haus mit Booten), OroVerde - A. Fincke (Mädchen im Bug eines Bootes, vier Menschen im Boot, drei Rapper), Katharina Mouratidi (Indigene Jugendliche arbeiten am Laptop, lachende Frau, Mann mit traditionellem Schmuck), Sarayaku (Mädchen mit Gesichtsbemalung), Özi's Comix Studiu (Blick in den Tropenwald in Sarayaku).