Die neueste Ausgabe des „Adaptation Gap Report 2024“ des UN-Umweltprogramms (UNEP) unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf bei den globalen Anpassungen an die Klimakrise. Besonders ärmere und vulnerable Bevölkerungsgruppen tragen die Hauptlast der Klimafolgen ohne ausreichende finanzielle Unterstützung zu erhalten. Zu den COP29-Verhandlungen in Baku, Aserbaidschan, appelliert der Bericht an die Staatengemeinschaft, ein ambitioniertes Finanzierungsziel für Anpassungsmaßnahmen zu beschließen.
13. November 2024 | Nina Gawol
„Anpassungsmaßnahmen sind in aller Munde, aber die Geschwindigkeit ihrer Umsetzung ist angesichts der zunehmenden Klimarisiken unzureichend,“ erklärt Martina Schaub, Vorständin der Tropenwaldstiftung OroVerde. „Die Bemühungen müssen verstärkt werden, um eine globale Klimaresilienz zu erreichen.“
OroVerde führt Anpassungsprojekte in Tropenwaldländern durch und fordert die Staatengemeinschaft auf, drei zentrale Aspekte in Sachen Klimaanpassungen in den Fokus zu rücken:
- Förderung ökosystembasierter Ansätze in Anpassungsstrategien: In der ökosystembasierten Anpassung steckt enormes Potenzial. OroVerde betont, dass Ökosysteme als natürliche Barrieren gegen Klimafolgen in nationale Anpassungsprozesse integriert werden müssen, um die Widerstandsfähigkeit von Mensch und Natur zu stärken.
- Umsetzung des Finanzierungsziels für Anpassung: Die versprochene Verdopplung der Anpassungsfinanzierung bis 2025 ist überfällig. Weitere Finanzziele müssen ambitioniert gestaltet werden, um langfristige Klimaanpassungsmaßnahmen und nationale Anpassungspläne (NAPs) in den betroffenen Ländern zu unterstützen.
- Finanzierung für unvermeidbare Folgen der Klimakrise: Angesichts der zunehmenden Schäden betont OroVerde die Notwendigkeit umfassender Finanzmittel für die Verluste und Schäden (Loss & Damage), die viele Länder bereits heute erleiden. Eine gerechte Finanzierung muss diejenigen unterstützen, die unter den verheerenden Auswirkungen der Klimakrise am meisten leiden.
Der UNEP-Bericht zeigt klar, dass ohne drastische Emissionsreduktionen die globale Erwärmung in diesem Jahrhundert auf bis zu 3,1 °C steigen könnte. In diesem Jahr lag sie das erste Mal über 1,5°C. Das macht eine verstärkte Anpassungsfinanzierung und gezielte Ansätze wie die ökosystembasierte Anpassung unerlässlich. OroVerde sieht in der COP29 die Chance, nicht nur Finanzierungsversprechen zu erneuern, sondern konkrete Schritte zu einer klimaresilienten Zukunft einzuleiten.
Klimaanpassung braucht mehr als nur Finanzmittel
Die internationalen öffentlichen Finanzströme für die Klimaanpassung in Entwicklungsländer stiegen von 22 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 auf 28 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022. Ein Fortschritt, der jedoch weit hinter dem tatsächlichen Bedarf zurückbleibt. Laut dem Glasgow Climate Pact soll die Anpassungsfinanzierung bis 2025 auf mindestens 38 Milliarden US-Dollar verdoppeln werden. Selbst wenn das erreicht würde, würde dies die geschätzte Finanzierungslücke von 187 bis 359 Milliarden US-Dollar nur geringfügig um etwa fünf Prozent schließen. Neben der Bereitstellung zusätzlicher finanzieller Ressourcen ist ein starker Fokus auf Kapazitätsaufbau und Technologietransfer unerlässlich, um die Anpassungsmaßnahmen in Entwicklungsländern wirksam und nachhaltig zu gestalten.
Wie sehen ökosystembasierte Ansätze aus?
Die Projekte von OroVerde liefern eine wichtige Basis für nationale Strategien in Tropenländern. Im Biologischen Korridor der Karibik werden zum Beispiel im Projekt „KlimaWald“ ökosystembasierte Anpassungen (EbA) umgesetzt. Das sind resistentere Kaffeesorten oder auch schattenspendende Bäume und Obstsorten in Agroforstsystemen, die langfristig die Ernten sichern und ein zusätzliches Einkommen bieten. Neu angelegte Gräben und Teiche helfen, Regenwasser für Trockenzeiten zu speichern und effizient zu nutzen. Andere Maßnahmen verringern wiederum die Erosion von kostbaren Ackerböden. Viele der Ideen wurden von den Kleinproduzent*innen vor Ort entwickelt. All diese Maßnahmen stärken die Resilienz von Menschen und Ökosystemen gegenüber extremen Wetterereignissen wie Hitzewellen, Wasserknappheit und tropischen Wirbelstürmen, die die Karibik zunehmend bedrohen.
„Neben einer schnelleren Umsetzung von Anpassungsprojekten müssen diese erfolgreichen Strategien der lokalen Gemeinschaften auf nationaler Ebene verankert werden“, fordert Schaub. „Nur so können wir den Auswirkungen der Klimakrise etwas entgegensetzen.“
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Ihr Pressekontakt
Christian Neeb
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Fotonachweis: Herbert Dohlen (Titelbild), Welthungerhilfe - H. Maass (Aufforstung).