Trotz nationaler und internationaler Proteste vergibt Brasiliens Regierung die vorläufige Bewilligung für Belo Monte. Die einzigartige Biodiversität der Region und die Lebensgrundlage der Indigenen sind bedroht.
In dem brasilianischen Bundesstaat Pará wird das bekannte und weltweit umstrittene Megastaudammprojekt „Belo Monte“ immer weiter vorangetrieben. OroVerde unterstützt die Gesellschaft für bedrohte Völker in ihrem Appell an die drei Konzerne Voith Hydro Holding GmbH & Co. KG, Alstom Power und Andritz AG, sich nicht am Bau von „Belo Monte“ zu beteiligen.
Für das Staubecken am Xingú, einem Seitenarm des Amazonasflusses, sollen 500 Quadratkilometer Regenwald geopfert werden. Neben der klimaschädlichen CO2-Freisetzung durch die Waldzerstörung und das Methangas, das von dem Stausee freigesetzt wird, droht zudem ein immenser Biodiversitätsverlust durch das Schwinden des Regenwaldes.
Der natürliche Wasserverlauf würde zudem auf 100 km Länge massiv verändert. Durch den Damm sowie den fallenden Wasserstand sind die Fischbestände bedroht, was nicht nur die Artenvielfalt und das Ökosystem gefährdet. Die Fische stellen die Hauptnahrungsgrundlage der Ureinwohner dar.
Das Projekt hat enorme Auswirkungen auf die Indigenen und missachtet ihre Rechte. Durch das Projekt entstehen nur wenige dauerhafte Arbeitsplätze, jedoch verlieren ca. 40.000 Menschen ihre Lebensgrundlagen und ihre Heimat. Unter ihnen ist ein bisher isoliert lebender Indianerstamm in nur 70 km Entfernung vom geplanten Staudamm. Der Stamm ist durch das Einschleppen von neuen Krankheiten durch Siedler und Arbeiter in der Region besonders gefährdet.
Belo Monte verstößt gegen die Richtlinien des brasilianischen Umweltschutzes. Dennoch hat die ausführende staatliche Umweltbehörde Brasiliens im Februar die vorläufige Bewilligung für Belo Monte erteilt. Ihr Präsident trat schon im Januar zurück, laut Online-Ausgabe der brasilianischen Tageszeitung „O Globo“ aus Protest gegen Belo Monte. Die amerikanische Menschenrechtskommission forderte die brasilianische Regierung am 01.04.2011 auf, das Genehmigungsverfahren des Projektes „Belo Monte“ zu stoppen und zunächst die vom Staudammprojekt betroffenen Indigenen über vorliegende Umweltverträglichkeitsprüfungen zu informieren. Eine Ablehnung des Projektes durch die Indigenen müsse gegebenenfalls respektiert werden. So steht es in der UN-Deklaration zu den Rechten indigener Völker geschrieben, die von Brasilien mit unterzeichnet worden war. Eine Stellungnahme Brasiliens wird nun erwartet.
Es ist zu vermuten, dass das aktuell geplante Bauvorhaben in der Realität sogar noch größer ausfallen würde: Experten prognostizieren, dass „Belo Monte“ während der Trockenzeit nur 40 % seiner Leistung erbringen und sich nicht mehr rechnen wird, was aus Gründen der Effizienzsteigerung zusätzliche Stauseeerweiterungen auf den Plan rufen wird.
Ein ökonomisches Risiko liegt außerdem im Klimawandel begründet. Laut einer Studie durch den WWF Brasilien könnte der Klimawandel eine solche Abnahme der Wassermassen bewirken, dass es bis 2050 zu einem 80%igen Leistungsabfall von „Belo Monte“ kommen könnte. Eine Investition in Energieeinsparmaßnahmen oder in Solarenergie wird von vielen Experten als sinnvoller und effektiver erachtet als das Staudammprojekt. Laut WWF-Studie entsprechen die Kapazitäten von Energieeinsparungsmöglichkeiten bis 2020 vierzehn Mal der Energie, die Belo Monte liefern würde.