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Bilanz aktueller Klimaschäden

Von Keno Tönjes, 9.12.10

Wie schon in den Jahren 2000 bis 2008 wird auch dieses Jahr der weltweite Ausstoß von CO2 wieder um 3% steigen. 2010 könnte das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung im Jahre 1850 werden, das zu Ende gehende Jahrzehnt wird ebenfalls einen neuen Wärmerekord aufstellen. Kanada und Grönland lagen 3 Grad über dem langjährigen Durchschnitt. Während in Cancún halbherzig darüber verhandelt wird, ob und wie die globale Erwärmung auf weitere 2 Grad beschränkt werden kann, um zukünftige Klimaschäden auf ein akzeptables Maß zu begrenzen, finden Klimaschäden auch schon heute statt.

Eine Folge des Klimawandels ist die Zunahme von Extremwitterungen wie Hitzeperioden, Stürmen oder Starkregen. Die britische Entwicklungsorganisation Oxfam hat nun eine Studie zum Thema veröffentlicht. Demnach sind in den ersten 9 Monaten dieses Jahres bereits 21.000 Menschen durch Klimawandel bedingte Extremwitterungen ums Leben gekommen, doppelt so viele wie im ganzen vorigen Jahr. Allein in Pakistan sind durch Fluten 2.000 Menschen getötet und weitere 20 Mio. betroffen worden. Kolumbien erlebt gerade die heftigsten Regenfälle seit 40 Jahren und hat den Notstand ausgerufen. Bislang gibt es 206 Tote, 119 Vermißte und über 2 Mio. Betroffene. Auch Indonesien und Australien hatten unter heftigen Regenfällen zu leiden.

Mit ungewöhnlicher Trockenheit hatte hingegen Russland dieses Jahr zu kämpfen. Über 3 Mio. ha Wald verbrannten. Dabei kamen mindestens 50 Menschen ums Leben, tausende wurden obdachlos. Die Uni München schätzt, dass bei den begleitenden Torfbränden 30 bis 100 Mio. t CO2 in die Atmosphäre gelangten, das entspricht 4 bis 12% der deutschen Jahresemissionen. Auch die aktuellen Waldbrände in Israel, die schlimmsten seiner Geschichte, gegen auf eine außergewöhnliche Trockenheit zurück. Dabei verbrannten 5000 ha und es kamen 42 Menschen ums Leben. Auch Amazonien leidet unter einer Trockenheit: Der Amazonas-Zufluß Rio Negro erreichte seinen historischen Tiefststand. Die Weltorganisation für Meteorologie erwartet, dass heiße, trockene Sommer als Folge des Klimawandels in Zukunft zur Norm werden. Kanadische Biologen haben nachgewiesen, dass der Klimawandel in den nördlichen Breiten zu häufigeren und größeren Waldbränden führt. So hat sich die verbrannte Fläche in Alaska in den letzten 10 Jahren verdoppelt.

Das Schmelzen der Polkappen und das damit verbundene Steigen des Meeresspiegels führt zu einem ganz anderen Problem: Ganze Staaten könnten von der Landkarte verschwinden, z.B. die Inselstaaten Tuvalu, Kiribati sowie die Marshallinseln. Schon jetzt versalzt das Grundwasser und immer größere Teile der Inseln werden überflutet. Rechtlich ist bislang ungeklärt, ob die Bewohner staatenlos werden, wenn ihre Staaten verschwunden sind.

All diese Beispiele zeigen, dass der Klimawandel schon da ist und unzählige Menschenleben kostet. Die Arktis wird bald eisfrei sein, die Permafrostböden beginnen zu schmelzen, die Waldbrände werden häufiger. Damit sind wichtige Kipppunkte des Klimas überschritten worden. Als politisches Ziel mag eine Beschränkung der Erderwärmung auf weitere 2 Grad wichtig sein, viele Wissenschaftler halten dieses Ziel allerdings nicht mehr für realistisch. Es wird Zeit, sich auf die Klimakatastrophe vorzubereiten.

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